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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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dort aufbahren, wie es ihr Wunsch war. Diejenigen von uns, die ihr die Wache halten, werden dort Zeit und Ruhe haben, ihre Botschaft zu überdenken, und vielleicht zeigen die Götter uns dann den Weg.«
    »Das ist ein sehr vernünftiger Vorschlag«, befand Harald.
    Der Tempel hatte sich über die Jahre verändert. Annähernd mannshohe Standbilder der Götter umgaben den Opferstein in der Mitte der Tempelhalle. Die meisten hatte Berse gefertigt, der sich aufs Schnitzen am besten verstand, weil er ein Leben lang Tierköpfe für die Steven der Schiffe geformt hatte. Die Schnitzereien an den Balken des Fachwerks waren längst fertig gestellt, denn alle Männer hatten bei jedem Opferfest daran gearbeitet. Und die Wände des Tempels waren innen wie außen rot vom Blut der Opfertiere, mit welchem sie bei jedem Fest bestrichen wurden.
    Das war der Grund, warum Austin sich weigerte, an diesen Zeremonien teilzunehmen. Der Anblick und vor allem der Geruch von so viel Tierblut, gepaart mit den heidnischen Ritualen, verursachte ihm Übelkeit.
    Doch erst am Tag des Begräbnisses sollte es wieder ein solches Opferfest geben, hatte Candamir ihm versichert und ihn gebeten, eine größere Menge seines nach Kräutern duftenden Lampenöls zum Tempel zu bringen, denn zwei Tage und zwei Nächte waren in der frühsommerlichen Wärme doch eine recht lange Zeit, um einen Leichnam unbestattet liegen zu lassen.
    Die Bahre stand zwischen dem Opferstein und der Quelle, und zwölf Männer hatten darum Aufstellung genommen. Mit ehrfürchtig gesenkten Häuptern und reglos wie die Standbilder ihrer Götzen umringten sie die Tote, deren Körperöffnungen vorschriftsgemäß verschlossen worden waren und deren Gesicht mit einem Leinentuch bedeckt war.
    Neben jedem der Wächter stand eine brennende Öllampe, sodass das Zentrum des Tempels hell erleuchtet war. Unruhige, missgestaltete Schatten huschten über die Wände. Austin machte ein Kreuzzeichen, ehe er aus dem Dunkel trat und den Tonkrug mit dem Lampenöl vor Candamir abstellte.
    Candamir lächelte ihm flüchtig zu.
    »Du kannst wieder gehen«, raunte Osmund. Es klang leise, aber unverkennbar barsch. »Verschwinde. Du entweihst diesen Ort und störst die Ruhe der Toten.«
    Austin nahm es ihm nicht übel. Er wusste, viele Stunden stillzustehen, zu fasten und zu schweigen fiel diesen Männern ungeheuer schwer. Sie waren derartige Übungen der Askese und Einkehr, die nicht ihrer Natur entsprachen, nicht gewohnt. So war es kaum verwunderlich, dass sie grimmig und reizbar wurden.
    Der Mönch warf einen letzten Blick auf den verhüllten Leichnam. Zwei weiße und ein schwarzer Rabe hockten reglos zu seinen Füßen, und Austin überlief ein eisiger Schauer. Mit einem Mal fürchtete er, Brigitta könnte sich plötzlich bewegen oder gar aufsetzen. Ruhe in Frieden, alte Hexe, dachte er. Aber ruhe.
    Ohne erkennbare Eile, aber erleichtert verließ er den heidnischen Tempel.
    Am Morgen des übernächsten Tages betteten sie Brigitta zur Ruhe. Ein paar Sklaven hatten am unbewohnten Flussufer gleich gegenüber der Insel eine große Grube ausgehoben, und die Frauen hatten die Beigaben vorbereitet: Brot, Fleisch, Fisch und Met als Proviant, ein Paar neuer, fester Schuhe für den weiten, gefahrvollen Weg, Brigittas kleinen Handwebrahmen, ein hölzernes Kistchen mit Perlen und – die wichtigste Gabe von allen – das Säckchen mit ihren Runen. All dies hatten die Frauen und Mädchen um ein Strohlager arrangiert, welches mit weichen Fellen und feinsten Wolldecken gepolstert war. Auf diesem Lager stellten die Männer die Bahre behutsam ab.
    Als die Träger aus der Grube geklettert waren, erhob sich ein vertrautes Krächzen, und Brigittas Raben kamen von der Tempelinsel herübergeflogen, landeten in der Grube und ließen sich wieder zu Füßen ihrer toten Herrin nieder.
    Die Cataner, die vollzählig versammelt um das Grab standen, wechselten verwunderte Blicke.
    Haflad kletterte ächzend wieder in die Grube hinab und versuchte, die Vögel zu verjagen, doch erfolglos. Missgelaunt hackten sie nach seinen Händen, sodass er schließlich unverrichteter Dinge und mit ein paar
    Blessuren wieder zum Vorschein kam.
    »Was nun?«, fragte Harald ratlos.
    »Sollen wir sie töten, ehe wir den Hügel aufschütten?«, fragte Jared unsicher.
    »Heilige Vögel?«, entgegnete Osmund ungläubig. »Dazu Brigittas heilige Vögel? Ich an deiner Stelle würde noch einmal gut darüber nachdenken …«
    »Schließt die Grube«, sagte eine

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