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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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beantworten«, raunte Candamir seiner Schale zu.
    Er konnte ihr keine befriedigende Antwort geben. Er wollte Catan umsegeln. Er wollte im Herbst wieder mit ein paar Freunden aufs Meer hinaus zum Fischen. Aber für all diese Unternehmungen hätte er sich auch den Wellenwolf borgen können. Die Wahrheit war: Er wollte ein Schiff. Er hatte den Verlust des Falken nie wirklich verschmerzt. Er wollte ein Schiff, weil all seine Vorfahren Seefahrer gewesen waren und die Sehnsucht nach dem Meer ihm im Blut lag. Ich brauche ein Schiff so wenig wie du das verfluchte Silberkreuz um deinen Hals, hatte er entgegnet, als sie diese Debatte zum ersten Mal geführt hatten, aber so wie du dein Kreuz wolltest, will ich ein Schiff.
    Sie hatte nicht einmal entgegenhalten können, dass ein Silberkreuz weitaus weniger kostete als ein Schiff, denn Hacon, der Miteigner des neuen Falken sein würde, trug die Hauptlast dieser Anschaffung. Er hatte dem Schiffsbauer neue Äxte, Hobel und weiteres Werkzeug versprochen.
    »Wenn du willst, gehe ich mit Nils zu Berse«, erbot sich Godwin, der mit seiner jungen Frau in einem so kleinen Grubenhaus im Hof wohnte, dass sie die Mahlzeiten der Einfachheit halber mit Candamir und den Seinen einnahmen.
    Doch der Herr des Hauses schüttelte entschieden den Kopf.
    »Du musst an Haldirs Karren weiterarb eiten. Er wartet dringend darauf. Es ist ärgerlich genug, dass ich im Moment zu nichts komme.«
    Godwin hob die Schultern und nickte willig.
    »Sven«, wandte Candamir sich an den jungen Sklaven, den er gekauft hatte, um Tjorv zu ersetzen. »Du gehst Godwin zur Hand. Du bringst die Gäule auf die Weide, Nori. Und ehe die Tore geschlossen werden, holst du sie
    zurück.«
    Die Knechte nickten.
    Osmund erschien an der Tür zur Halle. Grüßend nickte er Siglind zu, ohne sie wirklich anzuschauen.
    »Ich komme«, sagte Candamir und stand auf.
    »Kurz nach Mitternacht hat sie Haflad geschickt, um mich zu rufen«, berichtete Harald. Er stand im Schatten der Esche, umringt von den freien Männern des Dorfes, und wie so oft hatten sich auch Frauen und Unfreie in großer Zahl eingefunden, saßen ein Stück entfernt im Gras und lauschten, was der Schmied berichtete. »Sie habe noch viel zu sagen, erklärte sie mir, und weil manches davon einigen von euch ungelegen käme, wolle sie mir ihren letzten Willen auftragen, damit ihr ihm die gebotete Aufmerksamkeit schenkt und ihn erfüllt.« Er senkte einen Moment verlegen den Blick. Harald war wohl irgendwo auf halbem Wege zwischen dem vierzigsten und dem fünfzigsten Lebensjahr, schätzte Candamir. Sein Bart war grau, und er galt unumstritten als der weiseste Mann im Dorf. Aber es schien ihm immer peinlich zu sein, wenn irgendwer ihm eine herausragende Rolle zuwies.
    Um seinen Schwager von diesem Unbehagen zu erlösen, warf Candamir ein: »Sie hat Recht getan. Allen hier ist wohl klar, dass du ihre Wünsche wahrheitsgemäß wiedergibst und nicht gegen irgendwelche persönlichen Interessen abwägst.«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
    »Fahr fort, Harald«, bat Candamir höflich.
    Der Schmied nickte. »Wir sollen sie im Tempel aufbahren, wo sie den Göttern nahe ist, und ihr die Totenwache halten, wie wir es für angemessen befinden.
    Da sie eine weise, hochehrwürdige Frau war, schlage ich vor, dass zwölf Männer von heute bis übermorgen früh bei ihr wachen.«
    Wieder nickten alle.
    »Sie will nicht, dass wir ihren Leichnam verbrennen, sondern wir sollen sie am Südufer in Sichtweite der Tempelinsel beerdigen.«
    Verblüfftes Schweigen.
    »Und auch alle, die nach ihr gehen, sollen nicht verbrannt werden, sagt sie. Denn dieser Boden sei heilig, und jeder, den Odin nach Catan geführt habe, solle in der Erde Catans unverbrannt ruhen und großzügig mit Beigaben ausgestattet werden, auf dass ihnen der Weg in die andere Welt erleichtert werde und diejenigen, die sie dort erwarten, sehen können, wie Odin uns ausgezeichnet hat.«
    Verstehen dämmerte auf den Gesichtern. Austin traute seinen Ohren kaum. Es war das erste – und letzte – Mal, dass die alte Hexe ein Gebot aufstellte, das seinen Wünschen entgegenkam. Tjorv war der Erste seiner Gemeinde gewesen, der gestorben war, und es hatte Austin zutiefst geschmerzt, den Leichnam des treuen Knechts brennen zu sehen, denn während alle anderen geretteten Seelen dereinst die Auferstehung des Fleisches erleben durften, würde Tjorv auf immerdar nur ein trauriges Häuflein Asche sein …
    »Was sie an Besitz zurücklässt,

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