Die Siedler von Catan.
Mannes geworden, aber dennoch unverkennbar dieselbe geblieben war.
»Leg die Hände auf den Rücken, Hacon«, befahl Lars gedämpft.
»Wozu die Umstände? Ich bin unbewaffnet, wie du siehst. Wenn du mich töten willst, werde ich dich nicht hindern können.« Er dachte an Gunda, an Ole und an seine kleine Tochter, und es schmerzte ihn, sie zu verlassen. Er wusste, Gunda würde untröstlich sein, sie war so sehr auf ihn und seinen Schutz angewiesen. Aber er hielt seine Verzweiflung sorgsam aus seiner Stimme. »Lass mich nicht warten, Lars. Um der alten Zeiten willen …«
Lars lachte ihm ins Ohr, leise und vergnügt. »Ich will dich gar nicht töten. Du hast durchaus gute Chancen, mit dem Leben davonzukommen, wenn du jetzt die Hände auf den Rücken legst.«
Ein neuerlicher Blitz flammte auf und enthüllte, dass Candamir in großer Bedrängnis war. Er stand mit dem Rücken zur Hecke, und Olaf trat mit zwei erhobenen Waffen auf ihn zu. Dann kehrte die Dunkelheit zurück.
»Das werde ich nicht tun«, antwortete Hacon.
»Dann muss ich dir eben auf die Sprünge helfen«, erklärte eine weitere Stimme, die Hacon nicht sofort erkannte. Er wandte den Kopf und erahnte eine schemenhafte Gestalt an seiner anderen Seite.
»Gunnar?«
Olafs dritter Sohn nickte wortlos, packte Hacons rechte Hand und zog sie roh nach hinten. Hacon biss sich auf die Zunge, und seine Knie knickten ein.
Candamir befreite sich mit einem verzweifelten Ruck aus der dornigen Umarmung der Hecke, und Olafs Schwert zerteilte die Zweige genau an der Stelle, wo gerade noch Candamirs Brust gewesen war.
»Gib lieber auf«, riet Olaf. Er war außer Atem.
»Wozu?«, keuchte Candamir. »Was hätte ich davon?«
»Ich will dich nicht töten.«
Nein, dachte Candamir, ich weiß. Er war nicht sicher, welcher der Gefährlichere seiner Gegner war: Olaf oder die Panik, die ihn kopflos und fahrig machte. Die rechte Hand, die das Schwert hielt, war so feucht, dass die Waffe ihm ständig zu entgleiten drohte.
Reiß dich zusammen, schalt er sich wütend. Er rang darum, kalt und ruhig zu werden, wie er es in seiner Jugend gewesen war, wenn er einen Gegner vor sich hatte, der ihm nach dem Leben trachtete. Er würde nicht zulassen, dass Olaf ihn lebend bekam, also wo lag der Unterschied zu früher? War es möglich, dass sieben Jahre ohne Schlacht ihn so weich gemacht hatten, dass er etwas wie dies hier nicht mehr durchstehen konnte?
Der Verdacht ernüchterte ihn, und das war gut. Er wurde besonnener. Er ließ die Schultern kreisen, entkrampfte die Finger, die das Schwert hielten, und packte rechtzeitig wieder zu, um Olafs nächsten Angriff mit aller Kraft abzuwehren und zu erwidern.
Das Blatt wendete sich, und nun war Olaf auf dem Rückzug. Auch Candamir hatte jetzt den Sax gezogen. Er nahm weder Donner noch Regen wirklich wahr. Die Blitze beeinträchtigten sein Sehvermögen ebenso wie der Regen, doch er hatte die Augen zu Schlitzen verengt, und auch nach dem gleißenden Aufflammen erkannte er immer noch genug, um die Klinge seines Gegners kommen zu sehen. Streich um Streich drängte er Olaf zurück Richtung Schmiede, machte immer mehr Druck, zog das Tempo weiter an. Dann verfing er sich in einem Brombeerstrauch, drohte das Gleichgewicht zu verlieren und büßte sein Schwert ein.
Mit einem triumphierenden Lächeln machte Olaf einen großen Schritt auf ihn zu, schloss die Lücke zwischen ihnen und hob das Schwert, als ein Blitz in den jungen Nussbaum zu seiner Linken fuhr und den Stamm spaltete. Im selben Moment krachte der Donner und ließ die Kämpfer ebenso wie die Zuschauer erstarren.
Augenblicklich stand der gespaltene Baum in Flammen. Candamir und Olaf brachen ihren Blickkontakt und wichen zurück, doch sie waren zu langsam. Die zerteilte, brennende Krone kippte in ihre Richtung und begrub die beiden Kämpfer unter sich.
Mit einem einstimmigen Ausruf des Schreckens stürzten Hacon, Lars und Gunnar hinzu. Jetzt war der prasselnde Regen auf ihrer Seite, denn er ertränkte die Flammen, ließ den getroffenen Baum nur lustlos brennen. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis es ihnen gelang, das Geäst beiseite zu zerren. Was sie schließlich enthüllten, war ein grauenvolles Bild, das Hacon nie aus seinen schlechten Träumen bannen konnte: Candamir und Olaf lagen in regloser Umklammerung erstarrt wie ein totes Liebespaar. Olaf war oben zu liegen gekommen, und seine Kleider brannten. Aber er konnte nichts davon spüren, denn Candamirs Sax ragte aus seinem
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