Die Siedler von Catan.
einflößte, ergriff von ihm Besitz.
Bis Hacon den linken Arm sinken ließ und zu Olaf aufschaute. Sein Gesicht, selbst seine Lippen waren nahezu weiß, und er schwitzte. Blut aus der wieder aufgebrochenen Wunde rann unter Olafs Stiefel hervor.
»Ich habe keine Ahnung, Olaf«, antwortete Hacon. »Ich habe den Glauben des Sachsen angenommen und mich deswegen mit Candamir überworfen. Wir haben uns gänzlich entfremdet, und ich weiß nichts über die Dinge, die er tut.«
Olaf runzelte die Stirn. »Vielleicht hilft es deinem Gedächtnis auf die Sprünge, wenn ich deine verletzte Hand in die Esse stecke, he? Ich sehe, du hast noch eine hübsche Glut …«
Mit einem vernehmlichen Schleifen fuhr Candamirs Schwert aus der Scheide.
Es war noch nicht ganz heraus, da hatte Olaf Hacon schon losgelassen, seine eigene Klinge gezogen und war herumgewirbelt.
»Du suchst nach mir, Olaf? Hier bin ich.« Candamir stand mit leicht gespreizten Beinen an der Tür und hielt seine kostbare Waffe in der Rechten: ein zweischneidiges, leichtes Schwert mit kurzem, einhändigem Griff von etwa einem Schritt Länge, perfekt ausbalanciert und von tödlicher Schärfe.
Olafs Waffe war der seinen durchaus ebenbürtig. Er hatte das Schwert bei einem seiner Überfälle von Siward erbeutet, der ihm bis zu seinem Tode nachgetrauert hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm er seinen Gegner in Augenschein.
»Candamir … Einer der Götter muss mir heute wahrlich gewogen sein.«
»Ich glaube nicht.« Rückwärts trat Candamir auf die Tür zu und winkte Olaf mit der freien Linken, ihm zu folgen.
Obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war, herrschte draußen Nacht. Der Regen fiel in dicken Tropfen wie ein gläserner Vorhang, und nur hin und wieder verwandelten Blitze die Finsternis in gleißende Helligkeit.
Zehn Schritte von der Schmiede entfernt hielt Candamir an, hob das Schwert über die Schulter und stürzte sich mit einem Kampfschrei, von dem einem das Blut gefrieren konnte, auf seinen Feind.
Olaf sah ihm entgegen, wich im letzten Moment einen Schritt zurück und parierte. Mit einem satten Klirren kreuzten sich die Klingen.
Olaf glitt zur Seite und führte einen tückischen Stoß von unten, den Candamir abwehrte, indem er seine Klinge ebenfalls niedersausen ließ.
Hacon stand in der Tür seiner Schmiede, hatte die linke schützend um die rechte Hand gelegt und verfolgte jeden ihrer Schritte mit furchtsamen Blicken. Wie so oft bei einem Kampf auf Leben und Tod war das Tempo von Angriff und Konter schwindelerregend. Für den Zuschauer wirkte es viel zu schnell, als dass einer der Kontrahenten einen Überblick behalten und den Kampf hätte kontrollieren können.
Olaf war der erfahrenere Fechter und besonnener als Candamir, wollte es scheinen, doch Hacon erkannte auch, dass sein Bruder über die größere Schnelligkeit verfügte, vielleicht gar über mehr Kraft.
In den zuckenden Blitzen sah er die Streiter zwischen seinen Obstbäumen verschwinden; sie bewegten sich auf die Hecke zu, und immer schneller folgte jetzt Hieb auf Hieb, das helle Singen der sich kreuzenden Klingen, gelegentlich ein dumpferer Schlag, wenn eins der Schwerter gegen einen Baumstamm prallte.
Hacon folgte ihnen. Nach wenigen Herzschlägen war er bis auf die Haut durchnässt, und ein so ohrenbetäubender Donner krachte, dass er unwillkürlich den Kopf einzog.
Candamir befand sich auf dem Rückzug. Olaf machte das Tempo, drängte ihn mit rhythmischen Schwerthieben weiter zur Hecke. Ein Kribbeln im Nacken warnte Candamir, dass ihm nicht mehr viel Raum zum Manövrieren blieb, und er ging ein gewaltiges Risiko ein, tauchte unter Olafs nächstem Hieb weg, wirbelte einmal um die eigene Achse und griff ihn mit lang ausgestrecktem Arm von der Seite an.
Um ein Haar hätte er Olaf erwischt. Nur ein Zufall bewirkte, dass der das Gewicht auf dem linken Fuß hatte und rechtzeitig weichen konnte. Er machte einen Satz nach hinten und zückte seinen Sax.
»Gib Acht, Candamir!«, entfuhr es Hacon, und im nächsten Moment nahm er einen Schatten zu seiner Linken wahr. Noch während er den Kopf wandte, fühlte er plötzlich eine kalte Klinge an der Kehle, und eine Stimme raunte in sein Ohr:
»Kümmere dich nicht um deinen Bruder. Du hast ganz andere Sorgen, alter Freund.«
»Lars …« Hacon hatte Olafs Sohn, der etwa gleichaltrig mit ihm war, über sechs Jahre nicht gesehen. Er sah ihn auch jetzt nicht, es war zu finster. Aber er erkannte ihn an der Stimme, die zwar die eines
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