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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Laderaum sicher alles gefunden, womit man Menschen fesseln und ihren Willen brechen konnte.
    Fassungslos sah Candamir an sich hinab, während sie ihn auf die Füße zerrten. Er hatte mit allerhand gerechnet, seit sein Vater ihm früher so gern und häufig prophezeit hatte, es werde einmal ein schlimmes Ende mit ihm nehmen, aber niemals hiermit. Ein tapferer Mann von Stand ließ sich nicht versklaven, weil er seinen Feinden niemals lebend in die Hände fiel. Doch die Hand-und Fußketten bewiesen ihm das Gegenteil. Und mit der vollkommenen Klarheit des Denkens, die ein Schock manchmal mit sich bringt, erkannte er, dass es seine eigene Wahl gewesen war. Fünf Tage und Nächte hatte er an der Schwelle des Todes verbracht und dann beschlossen, noch einmal kehrtzumachen. Dies hier in Kauf zu nehmen, weil er seine Frau, seinen Sohn und seine Töchter noch einmal Wiedersehen wollte, noch nicht bereit war, alle Hoffnung aufzugeben und Catan schon zu verlassen. Die Erkenntnis, dass seine Gier nach Leben größer war als die Furcht vor dem Verlust seiner Ehre, beschämte ihn, verhalf ihm jedoch gleichzeitig zu neuer
    Entschlossenheit. Er würde das hier durchstehen. Irgendwie.
    In der Mitte der Halle zwangen sie ihn auf die Knie. Roh packte ihn irgendwer bei den Haaren und säbelte mit einem offenbar sehr stumpfen Messer daran herum. Oh Hacon, du wirst hier wirklich gebraucht, dachte er mit zusammengebissenen Zähnen. Kurz darauf landete ein dickes, schwarzes Büschel vor ihm auf dem Boden. Dem ersten folgten weitere, ein schmaler Zopf und dann ein zweiter, bis sie sich zu einem kleinen Hügel türmten. Der Anblick seiner gefallenen Haarpracht führte Candamir das ganze Ausmaß dieser Katastrophe, die Tiefe seines Sturzes vor Augen, und hastig kniff er diese zu, um zu verhindern, dass er in Tränen ausbrach.

Erntemond, Jahr 7
    S taubig, erschöpft und mutlos kam Osmund bei Einbruch der Dämmerung heim. Sein Haushalt saß beim Nachtmahl, und alle sahen auf den ersten Blick, dass er düsterer Stimmung war.
    Auf ein Zeichen von Inga standen die Mägde auf, brachten die Kinder hinaus, einer der Knechte holte einen Krug Bier und stellte ihn vor dem Hochsitz auf den Tisch, ehe auch er sich mit seinen Gefährten verdrückte. Nur die beiden Hunde, die unbemerkt unweit des Herdes gelegen und auf etwaige herabfallende Leckerbissen gelauert hatten, sprangen auf und begrüßten ihn freudig, brachten mit ihren wedelnden Ruten alles in Gefahr, was nicht festgenagelt war. Osmund strich ihnen über die Köpfe und zupfte sie abwesend an den Ohren. Dann sank er auf seinen Platz, ignorierte das Bier, schaute seine Frau an und schüttelte den Kopf.
    »Gar nichts?«, fragte sie zaghaft.
    »Nein. Nicht die leiseste Spur. Dort kann niemand leben.«
    Vor zehn Tagen hatte er eine Schar Männer ins Leere Land geführt, um nach den Verschollenen zu suchen. Nach zwei Tagesmärschen hatten sie es erreicht. Ehe sie die Wüste betraten, hatten sie ihre Wasserschläuche noch einmal gefüllt, waren so sparsam damit umgegangen, wie verantwortbar schien, und hatten doch nach nur drei Tagen wieder umkehren müssen, um die erste Quelle lebend zu erreichen. Haldir, Thorbjörn, Godwin und Sigurd hatten zu seinem Suchtrupp gehört und noch einige andere, die Osmund zu den Besten und Unerschrockensten unter ihnen zählte, aber sie alle hatten letztlich vor dem Durst kapitulieren müssen und Osmund nahe gelegt, diese sinnlosen Suchaktionen endlich aufzugeben. Es habe ja doch keinen Sinn, und irgendwann werde einer von ihnen dabei draufgehen.
    Diese hier war die dritte Suche gewesen. Jedes Mal hatten sie das Leere Land an einer anderen Stelle betreten, waren auch einmal mit dem Schiff bis an seine Küste gesegelt, um es von Westen her zu erkunden. Aber bis auf ein paar dunkle Fußabdrücke, die möglicherweise von Blut stammten, hatten sie nicht das Geringste entdecken können. Osmund wusste selbst, dass es zwecklos war.
    »Es tut mir so Leid, Liebster«, sagte Inga hilflos, legte die Rechte auf seine große Hand und drückte sie sanft. Osmund zog die Hand nicht sofort weg, und dafür war sie dankbar, aber nach ein paar Atemzügen befreite er sich behutsam von ihrem Griff und stand rastlos auf. »Sieh mich an, nicht einmal den Staub habe ich mir von den Händen gewaschen …«, murmelte er, und da er feststellen musste, dass sein Gesinde vor seiner finsteren Miene geschlossen die Flucht ergriffen hatte, machte er Anstalten, sich selbst eine Schüssel mit Waschwasser zu

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