Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
füllen.
    Aber Inga hielt ihn mit einer Geste zurück. »Bleib sitzen, ich bringe dir Wasser. Ruh dich ein wenig aus und erfrische dich.«
    Er nickte dankbar, nahm wieder Platz und trank einen tiefen Zug aus dem Bierkrug, und als sie zu ihm trat und ihm eine gut gefüllte Schale hinhielt, wusch er sich Gesicht und Hände darin. Einen Moment länger als notwendig drückte er sich das frische Leintuch vors Gesicht, und als er es sinken ließ, schaute er mit einem mühsamen Lächeln zu ihr auf. »Und wie ist es euch hier zu Hause ergangen, meine schöne Priesterin?«
    Sie deutete ein Schulterzucken an. »Gut. Kinder, Vieh und Gesinde sind wohlauf, die Ernte verläuft reibungslos und ist bald eingebracht. Odin war uns wieder einmal gewogen.«
    »Uns, ja. Aber warum nicht Candamir? Kannst du mir das erklären? Wie konnten die Götter zulassen, dass er Olaf in die Hände fällt? Sie haben ihn immer geliebt. Wie können sie ihn so plötzlich im Stich lassen?«
    Inga setzte sich neben ihn auf die Bank. »Du kennst die Antwort, Osmund. Glaub nicht, ich bedauerte nicht, was Candamir und Hacon geschehen ist«, fügte sie hastig hinzu, ehe er aufbrausen konnte. Es war gelogen. Sie trauerte weder um den einen noch um den anderen, denn Candamir hatte seit jeher mehr von Osmunds Liebe besessen, als ihm zustand, und sie hegte den Verdacht, dass er sie nicht einmal zu schätzen wusste. Und Hacon betete den verfluchten Zimmermannsgott an und hatte alles verdient, was ihm in den Händen der Abtrünnigen widerfahren mochte. Aber sie verbarg diese Gefühle tief, denn sie wusste, sie würde Osmund nicht helfen können, wenn sie ihn gegen sich aufbrachte. »Ich bringe mich ebenso wie du um den Schlaf mit den Gedanken daran, was Olaf ihnen antut. Aber nicht die Götter haben sie im Stich gelassen, sondern umgekehrt. Das weißt du ganz genau, du hast Candamir oft genug gewarnt.«
    »Trotzdem.« Hilflos schüttelte er den Kopf. »Das hat er nicht verdient.«
    »Nein«, pflichtete sie ihm bei, obschon sie sich nicht einmal dessen sicher war. Sie ließ ein paar Atemzüge verstreichen, ehe sie vorschlug: »Lass mich dir etwas zu essen holen. Du musst hungrig sein nach dem langen Marsch, und es ist niemandem damit gedient, wenn du dich mit deiner Sorge krank machst.«
    »Ich will nichts.«
    »Aber Osmund, du …«
    Er stand abrupt auf. Ihre Fürsorge ging ihm auf die Nerven, ebenso wie ihr Mitgefühl, dem er misstraute. Möglicherweise zu Unrecht. Er merkte, dass er im Begriff war, seine Verzweiflung an ihr auszulassen – wie er so viele Dinge an ihr ausließ -, und ein schlechtes Gewissen war das Letzte, was er jetzt noch gebrauchen konnte. Er rang sich ein Lächeln ab und küsste Inga auf die Stirn. »Ich muss zu ihr und mit ihr reden. Sie wartet sicher sehnsüchtig auf Neuigkeiten.« Auf Neuigkeiten, die ich nicht habe, fügte er in Gedanken mutlos hinzu.
    »Ja, natürlich musst du das, Liebster.«
    Osmund ging am Fluss entlang zur anderen Seite des Dorfes, und er beeilte sich nicht, denn ihm graute davor, Siglind die schlechten Nachrichten zu bringen. Die Sonne war hinter den Baumkronen verschwunden, doch die Wolken am Himmel glühten noch und verwandelten den Fluss in ein Band aus Feuer und Rauch. Der feurige Berg kam ihm in den Sinn. In der letzten Nacht im Leeren Land hatten sie ihn wieder glühen sehen, und kurz vor Tagesanbruch hatte ein Zittern, begleitet von einem leisen Grollen, die tote Erde erbeben lassen. Der Berg schlief unruhig. Und Osmund war sicher, das war ein schlechtes Omen.
    So langsam er auch ging, kam er doch irgendwann unweigerlich ans Ziel. Friedlich lag Siglinds Garten im schwindenden Abendlicht. Obstbäume und Beerensträucher standen in einer Art durchdachter Unordnung beisammen, die dem Auge gefällig war und einen hübschen Kontrast zu den ordentlichen Kräuter-und Gemüsebeeten bildete. Alle Kinder von Catan liebten diesen Garten, denn er hatte etwas Verwunschenes. Man konnte sich herrlich darin verstecken, und hier war das Naschen von Äpfeln und Beeren ausdrücklich gestattet. Plötzlich bedauerte Osmund, dass er Roric nicht mit hergebracht hatte.
    Vor der Tür zur Halle hielt er einen Moment an, wappnete sich und stieß sie dann auf.
    Siglind saß ebenso mit ihrem Haushalt am Tisch, wie Inga es in seiner Halle eben noch getan hatte. Gunda war mit ihren Kindern zu Gast. Osmunds Blick glitt über den verwaisten Hochsitz, den er und Jared gebaut hatten. Wie übermütig sie bei der Arbeit gewesen waren. Übermut

Weitere Kostenlose Bücher