Die Siedler von Catan.
Tränen an, die Arme um den Hals seines Hundes geschlungen, der fast ebenso unglücklich aussah.
»Nanu, Roric.« Candamir trat über die Schwelle und hockte sich vor ihn.
Der Junge hob erschrocken den Blick, senkte ihn gleich darauf aber wieder. »Du bist zurück. Odin sei Dank.«
»Sag nicht, das hat dir noch keiner erzählt.«
Roric schüttelte den Kopf. »Ich … wir sind seit gestern hier drin.«
»Du meine Güte, was habt ihr denn angestellt?«
Roric strich seinem treuen Gefährten über das graue Zottelfell. »Er gar nichts. Ich war bei Nils. Und sie hat mich erwischt.«
»Deine Mutter?«
Die tiefblauen Augen sahen Candamir wieder an, und trotz der Tränen, die darin schimmerten, war der Zorn nicht zu übersehen. »Die Frau meines Vaters.«
Candamir war erleichtert, zu hören, dass Roric es offenbar aufgegeben hatte, um Zuneigung zu werben, wo er sie niemals finden würde, doch diese kalte Wut erschien ihm so unnatürlich für einen achtjährigen Bengel, dass ihm fast unheimlich davon wurde.
Aber die tapfere Front bröckelte schnell. »Sie … sie hat gesagt, wenn die Räuber oder die Druden oder die bösen Flussgeister mich holen kämen, hätte ich mir das nur selbst zuzuschreiben. Und ich hab so furchtbare Angst gehabt letzte Nacht«, schloss er beschämt. Sein Mund zuckte. »Eben hab ich gesehen, dass das Licht, das durch die Ritzen fällt, langsam rot wird, und da ist mir klar geworden, dass sie mich noch eine Nacht hier lassen will. Ich weiß nicht, ob ich das aushalte. Und ich hab so schrecklichen Hunger.«
Miststück, dachte Candamir angewidert. Er stand auf und nahm die freie Hand des Jungen in seine. »Komm mit, Roric. Du warst lange genug hier drin.«
Roric befreite seine Hand und wich furchtsam zurück, tiefer ins Dunkel des Schuppens. »Nein, bitte. Das macht es nur schlimmer. Sie wird lächeln und so tun, als hätte sie mir verziehen, bis du heimgehst. Dann fängt sie an zu schimpfen und lässt meinem Vater keine Ruhe, bis er mich verprügelt. Es wird nicht mal schwierig sein, ihn so weit zu bringen, denn er hasst es, wenn ich ungehorsam bin.«
»Nun, das ist bei allen Vätern gleich, weißt du. Und sie haben ja auch Recht. Ein guter Sohn gehorcht seinem Vater, so lautet die Regel. Folglich ist ein ungehorsamer Sohn kein guter Sohn, und das schmerzt einen Vater
natürlich.«
Roric nickte mit mühsam beherrschter Ungeduld. Er kannte diesen Vortrag zur Genüge.
Candamir hielt ihm die Tür auf. »Ein guter Sohn gehorcht auch dem Ziehbruder seines Vaters. Komm jetzt, mein Junge. Du musst essen. Und dein Freund hier ist sicher genauso hungrig wie du. Wenn du willst, darfst du bis zum Haus auf Buri reiten.«
Er wusste nicht, welches Argument den Ausschlag gab, jedenfalls trat Roric ohne Zögern aus dem muffigen Schuppen ins Freie, und als Candamir ihn auf den Rücken seines Pferdes hob, strahlte er. Candamir nahm den Zügel, damit Buri nicht in Übermut verfiel, wenn er merkte, dass er es mit einem unerfahrenen, kleinen Reiter zu tun hatte, und so gingen sie zur Halle hinüber. Der junge Hund folgte ihnen schwanzwedelnd.
Vor der Tür angekommen, hob Candamir den Jungen herunter, legte ihm eine Hand auf die Schulter und schob ihn entschlossen vor sich her. »Vergib mir, Inga, dass ich dein Urteil aufgehoben habe. Roric ist nur unter Protest mitgekommen. Aber hungrige Männer müssen nun mal zusammenhalten.«
Sie stand am Herd und kostete, was die Mägde gekocht hatten. Mit dem großen Holzlöffel in der Hand wandte sie sich um und lächelte. »Willkommen zu Hause, Candamir.«
Er nickte. Auch ohne Rorics erhellende Worte vorhin im Schuppen hätte er mühelos erkannt, dass das Lächeln so trügerisch war wie eine ruhige See bei sturmbewölktem Himmel.
»Wo ist Osmund?«, fragte er.
»Bei den Bienenstöcken. Er lässt es sich nicht nehmen, bei der Honigernte zu helfen.«
Candamir schüttelte grinsend den Kopf. »Ich hoffe, er fällt nicht wieder um, sonst gibt es hier sicher ein spätes Mahl …«
»Keine Bange«, sagte Osmund lachend von der Tür. »Die Bienen waren nachsichtig mit mir.« Im Vorbeigehen legte er Candamir die Hand auf den Arm. »Setz dich. Birte, bring meinem Gast zu trinken.« Er trat neben den Herd, lächelte seiner Frau flüchtig zu und wusch sich Gesicht und Hände in dem Wassereimer, der dort immer für ihn bereitstand. Dann setzte er sich auf den Hochsitz und zwinkerte seinem Ältesten zu.
»Schon wieder auf freiem Fuß?«
Roric scharrte verlegen im
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