Die Siedler von Catan.
du willst, rede ich mit meinem Onkel. Da er sich neuerdings ja in Großmut übt, nimmt er Hacon vielleicht für den Rest des Winters zu sich. In seiner Halle gibt es genug zu essen und keine falschen Götter.«
Candamir ließ den Huf seiner Stute los, richtete sich auf und drehte sich um. »Vielen Dank, aber ich kann meinen Haushalt selbst versorgen.«
Osmund hob begütigend die Hände. »Das ist nicht wahr. Das kannst du so wenig wie ich. Kein Grund, gleich aus der Haut zu fahren. Die Gesundheit deines Bruders sollte mehr gelten als dein Stolz. Asta ist in Sorge um ihn.«
»Das hat sie dir gesagt, ja?«, fragte Candamir. »Wann?«
»Gestern. Eins meiner Schafe hat schon gelammt, und sie ist mit Fulc herübergekommen, um ihm das Lämmchen zu zeigen.« Er lächelte unwillkürlich. »Es ist wirklich wunderbar.«
Osmund liebte Schafe, so wie Candamir Pferde liebte.
Um seinen Freund zu ärgern, bemerkte Candamir: »Ein schöner Julbraten für euch.«
Osmund warf ihm einen strafenden Blick zu. »Eher essen wir Stroh. Außerdem haben wir das dank Olafs Großzügigkeit ja nicht nötig. Jedenfalls erwähnte Asta bei der Gelegenheit, dass Hacon ihr gar nicht gefalle in letzter Zeit. Und obwohl sie das nicht gesagt hat, weiß ich, dass sie auch um ihren Sohn besorgt ist. Wenn du Hacon zu Olaf gäbest, bliebe für den kleinen Fulc mehr zu essen übrig, Candamir. Olaf kann immer ein paar Hände gebrauchen, auch im Winter.«
Candamir schaute seiner Stute ins Maul und dachte nach. Als Osmund ihm den Rücken zuwandte, steckte er ihr das kleine Stück Haferbrot zu, das er von seinem Frühstück für sie aufgespart hatte. »Nein«, sagte er schließlich.
Osmund hob ergeben die Schultern, fragte jedoch: »Warum nicht?«
»Oh, ich weiß nicht … Er ist mir einfach nicht geheuer. Jared und seine Geschwister leben in Angst und Schrecken vor ihrem Vater. Niemand spricht je darüber, aber wir alle wissen, dass es kein Unfall war, als deine Tante vorletztes Jahr im Fjord ertrunken ist. Sie hat sich das Leben genommen. Irgendetwas stimmt nicht mit dieser Familie, und ich will nicht, dass mein Bruder da hineingerät.«
Osmund stieß ungeduldig die Luft aus. »Mag sein, dass Olaf jähzornig ist und seine Söhne härter rannimmt als unbedingt nötig, aber dein Bruder ist nicht aus Schilf gemacht. Du verzärtelst ihn.«
»Das tu ich nicht«, protestierte Candamir entrüstet. »Aber du hast mit einem Mal eine seltsame Zuneigung zu deinem Onkel Olaf entdeckt. Du willst um jeden Preis mit ihm in die Fremde ziehen, und damit du das ruhigen Gewissens tun kannst, redest du dir plötzlich ein, er sei ein guter Mann.«
»Er ist ein guter Mann«, entgegnete Osmund kaum weniger aufgebracht. »Jedenfalls besser, als viele hier glauben. Mein Vater hat mir mein Leben lang eingeredet, Olaf sei habgierig und boshaft, aber in Wirklichkeit hat er ihn nur beneidet, wie so viele hier.«
»Und warum hat Olaf deinem Vater sein Land und sein Erbe vorenthalten, wenn nicht aus Habgier und Boshaftigkeit?«, fragte Candamir.
»Weil Großvater es so bestimmt hat. Und das hatte mein Vater selbst verschuldet, niemand sonst. Anders als mein Vater denkt Olaf an die Zukunft seiner Söhne. Er will ihnen ein Land geben, wo man mehr als nur ein kärgliches Dasein fristen kann. Uns allen. Ist das etwa schlecht?«
»Nein«, musste Candamir einräumen. »Das ist es nicht. Und obwohl ich ihm nicht weiter traue, als ich dieses Pferd hier werfen könnte, werde ich mit ihm gehen, wenn es dazu kommt. Denn ich bin es genauso satt wie du, nachts wach zu liegen und mich zu fragen, was wir nächsten Monat essen sollen.«
Julmond
O lafs Halle war wenigstens dreimal so groß wie Candamirs, die schon nicht die kleinste in Elasund war. Kostbare Wandbehänge verdeckten die Verbretterung der langen Wände und gaben dem großen Raum Behaglichkeit. Anlässlich des hohen Festes waren Kräuter auf den Strohbelag am Boden gestreut worden, Kränze und Girlanden aus Immergrün und Eberesche hingen von den rußgeschwärzten Deckenbalken.
An beiden Längsseiten und an der hinteren Stirnseite des Langfeuers waren Tische und Bänke aufgestellt worden. Tranlichter in silberverzierten Leuchterschalen standen auf den Tafeln und spendeten Licht, ließen die Blattgoldranken an den Pfosten von Olafs prunkvollem Hochsitz funkeln.
Der Herr des Hauses saß darauf in seinem besten, hermelinbesetzten Gewand und blickte mit einem ungewohnt milden Lächeln auf die große Schar seiner Gäste hinab.
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