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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wie sein Bruder und sein Neffe, genau wie jeder Elasunder wollte er weiterleben.
    Trotz der allgemeinen Mattigkeit herrschte ständiges Kommen und Gehen in den Langhäusern von Elasund. Die Menschen hatten einander weder Nahrungsmittel noch viel Trost zu bieten, aber wenigstens Gesellschaft. Die Winterkälte hatte ihren Höhepunkt erreicht, aber es schneite kaum noch. Die Tage wurden wieder ein wenig heller, und es war windstill. Schließlich ließ sich gar die Sonne blicken, und die schneebedeckten Hügel und verschneiten Tannenwälder unter dem strahlend blauen Himmel waren von solcher Schönheit, dass Candamir manches Mal auf dem Weg von einem Hof zum anderen den Skistock in den verharschten Schnee rammte und ein Weilchen verharrte, um sich blinzelnd umzuschauen und neuen Mut zu schöpfen.
    Osmund hingegen fühlte sich von den klaren Nächten angezogen. Wenngleich es nach Einbruch der frühen Dämmerung so kalt wurde, dass man zu erstarren drohte, sobald man auch nur einen Fuß aus der Halle setzte, konnte er sich der Faszination der Sterne doch nie entziehen. Ihre Unerreichbarkeit, das kalte, erhabene Funkeln, das von allem irdischen Leid unberührt blieb, hatten etwas eigentümlich Tröstliches. Doch als er in einer der letzten Nächte des Eismondes wieder draußen stand, um sich ihrem Zauber zu ergeben, sah er schwarze Wolken vom Meer herankriechen, die die funkelnde Pracht nach und nach auffraßen.
    »Besser, du bleibst heute Nacht hier, Candamir«, sagte er zu seinem Freund, der aus der Halle zu ihm getreten war. »Es gibt einen Sturm.«
    Candamir nickte gleichmütig. »Nicht ungewöhnlich für die Jahreszeit«, bemerkte er.
    »Nein.«
    Nach einem kurzen Schweigen bemerkte Candamir versonnen: »Vielleicht ist es der letzte wirklich harte Winter, den wir erleben. Falls es wirklich stimmt, dass das Wetter in Olafsland so viel milder ist.«
    »Ich bin überzeugt, es ist so. Die Insel liegt südlich des Frankenlandes, und selbst bei den Franken ist es im Winter nicht so kalt wie hier.«
    »Hm.«
    Sie sahen wieder zum Himmel auf und gaben sich einen
    Moment ihren Träumereien von fremden Gestaden hin. Dann kreuzte Candamir die Arme und steckte die Fäuste unter die Achseln.
    »Lass uns hineingehen«, schlug Osmund vor. »Es fängt ohnehin bald an zu schneien.«
    Candamir erhob keine Einwände. Er folgte seinem Freund in die anheimelnd warme Halle, ließ sich auf der Gästeseite des Feuers auf der fellgepolsterten Bank nieder und nahm dankbar einen Becher Bier entgegen. In seinem Haus gab es seit Wochen nur noch Wasser zu trinken – geschmolzenen Schnee -, aber Osmund hatte tatsächlich noch Bier. Candamir mutmaßte, dass Olaf es seinem Neffen geschickt hatte, aber er fragte nicht. Lieber genoss er den wunderbar herben Gerstengeschmack auf der Zunge. »Ich habe noch einmal mit Siward gesprochen«, berichtete er. »Aber es hilft nichts. Er will Elasund nicht aufgeben, und solange er dabei bleibt, werden sich auch die Zauderer nicht entschließen.«
    Osmund ließ sich auf seinen Hochsitz sinken und nickte versonnen. Schließlich sagte er achselzuckend: »Nun, dann werden wir notfalls eben nur mit den zehn Sippen segeln, die entschlossen sind, fortzugehen.«
    Doch Candamir war skeptisch. Das hieße, Olafs Schiff und seines. Bestenfalls drei, falls Eilhards Söhne mitkämen. Das würde kaum reichen. Sie wären leichte Beute für jeden Piraten, dem sie begegneten. Und sie hätten auch nicht genug kampferfahrene Männer, um Olafsland zu erobern. Doch er wiederholte seine Bedenken nicht. Stattdessen drehte er den Becher zwischen den Händen und blickte unverwandt hinein.
    »Osmund …«
    »Hm?«
    »Wenn wir es tun … Ich meine, wenn wir in diese neue
    Heimat segeln …« Er brach ab und räusperte sich. Dann versuchte er es noch einmal. »Wenn wir es tun, bedeutet es, dass wir einen neuen Stamm gründen, nicht wahr? Und dann ist es wichtig, dass wir uns schnell vermehren. Wachsen, meine ich.«
    Osmund seufzte und leerte seinen Becher in einem gewaltigen Zug. Als er wieder absetzte, sagte er: »Ich fürchte, ich ahne, worauf du hinauswillst, aber …«
    Abrupt hob Candamir den Kopf. »Meine Schwester und du, ihr wart einander einmal versprochen. Nicht wahr?«
    Osmund hob abwehrend die Linke. »Candamir …«
    Geräuschvoller als nötig stellte Candamir seinen Becher auf dem Tisch ab. »Warum nicht? Was ist nur mit euch? Warum ist es so kompliziert? Ist sie vielleicht keine gute Frau?«
    »Doch.«
    »Hat sie nicht

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