Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
der Sturm sein grausames Spiel mit ihnen. Candamir konnte sich später nur bruchstückhaft an diese Zeit erinnern. Es waren finstere Tage und Nächte. Alle an Bord des Falken und der übrigen Schiffe waren ständig bis auf die Haut durchnässt und völlig übermüdet; sie froren und litten Durst, weil sie das Wasser so eisern rationieren mussten. Candamir fühlte sich hoffnungslos überfordert. Alle auf seinem Schiff schienen erwartungs-und auch vorwurfsvoll auf ihn zu schauen, als müsse er ihnen sagen, wie sie ihren Durst stillen, ihrer Erschöpfung Herr werden oder ihrer Todesangst begegnen sollten. Er wusste es auch nicht. Er litt nicht weniger als sie, und die Zweifel an diesem ganzen Unterfangen wogen von Tag zu Tag schwerer. Ohne Osmund, der nie so große Ansprüche an das Wohlwollen der Götter stellte wie er, hätte Candamir vielleicht nicht durchgehalten, dachte er später oft. Osmunds Ruhe und grimmige Entschlossenheit beschämten ihn, sodass er Reserven mobilisierte, von deren Existenz er nichts geahnt hatte. Dennoch war Candamir manches Mal versucht, die Sicherungsleine zu kappen und sich von einem der Brecher davonspülen zu lassen, damit all dies ein Ende nähme.
    Aber auf dem Falken ging niemand über Bord oder starb auf andere Art. Als der Mast am fünften Tag endlich umknickte, traf er einen von Osmunds Knechten und brach ihm das Bein. Der Verletzte stahl ein Messer und versuchte, sich die Kehle durchzuschneiden, um sich von seinen Schmerzen zu erlösen, doch Osmund war schneller. Trotz der tosenden See gelang es ihnen schließlich, den Bruch zu richten und das Bein zu schienen.
    Alle an Bord wurden hohlwangig und bleich. Schon als der Mast umfiel, glaubten die meisten, sie seien am Ende und obendrein allein und verlassen auf der tosenden See. Doch Olaf war ihr Mastbruch nicht entgangen, und endlich gab er das vereinbarte Signal an die Flotte, die Segel einzuholen. Und mitten in der achten Nacht hörte der Sturm einfach auf.
    Die Stille war ohrenbetäubend. Die Männer an Deck verharrten wie erstarrt. Es dauerte lange, bis der Erste wagte, den Kopf zu heben. Noch war die Nacht so finster, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte, und immer noch prasselte der Regen, aber nach einer Weile riss die schwarze Wolkendecke auf. Ein halber, abnehmender Mond kam zum Vorschein und hier und da ein paar blasse Sterne. Ungläubig richteten sie sich auf, viele traten an die Bordwand und spähten auf die See hinaus. Sie war unverändert aufgewühlt; kurze, tückische Wellen rüttelten das Schiff durch, aber der Wind hatte sich vollständig gelegt, und verglichen mit dem Tosen der vergangenen Tage und Nächte kam ihnen das Rütteln wie ein sanftes Wiegen vor.
    »Soll das heißen, es ist vorbei?«, fragte Hacon. Seine Stimme klang ebenso fassungslos wie argwöhnisch. Er traute dem plötzlichen Frieden nicht.
    Niemand antwortete ihm. Nach und nach kamen die Frauen und Kinder an Deck, zögernd, manche ängstlich, und sie atmeten die frische Nachtluft in tiefen Zügen. Männer und Frauen, die sich acht Tage lang kaum gesehen hatten, schlossen einander erleichtert in die Arme. Osmund saß mit dem Rücken an die Bordwand gelehnt, hielt seinen Sohn auf den Knien und wollte ihn gar nicht wieder hergeben. Tjorv und Nori, Candamirs Knechte, trugen Gunda aus dem Laderaum nach oben. Candamir trat hinzu und stellte erleichtert fest, dass sie offenbar weder ihr Kind verloren noch Fieber bekommen hatte. Sie schlief erschöpft und wachte auch nicht auf, als die Sklaven sie behutsam auf ihre Decke legten, aber sie wirkte nicht krank. Candamir setzte sich zu ihr, verschränkte die Arme und betrachtete ihren gewölbten Leib. All das ging in beinah vollkommener Stille vonstatten. Und das ehrfürchtige Schweigen hielt an, während die Leute ihre vertrauten Plätze einnahmen, als fürchteten sie, den Zauber der plötzlichen Ruhe zu brechen, wenn sie laut redeten. So dauerte es nicht lange, bis die völlig erschöpften Reisenden eingeschlafen waren.
    Das zartrosa Licht des Sonnenaufgangs weckte sie. Die salzige Luft war still, die See ruhig und tiefblau. Die Menschen erhoben sich von ihren feuchten Lagern und blickten aufs Meer. Weit entfernt, aber immer noch erkennbar sahen sie vor sich den Seedrachen und den Wettenwolf. Steuerbord erkannte man noch zwei weitere Punkte, die möglicherweise zwei der anderen Schiffe waren. Ansonsten sahen sie nur das weite blaue Meer, von Horizont zu Horizont. Aber kein Land, so weit das Auge

Weitere Kostenlose Bücher