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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vertäuten die Schiffe, um auf die anderen zu warten, die im Laufe des Nachmittags eintrafen. Schließlich glich die kleine Flotte wieder einer hölzernen Insel, die sacht dümpelnd auf dem ruhigen Meer dahintrieb. Die Leute gingen von Schiff zu Schiff und berichteten sich gegenseitig von ihren Erlebnissen während des Sturms. Vierzehn Menschen waren ums Leben gekommen, über Bord gespült worden oder an Erschöpfung gestorben. Auf dem Seeadler war ein Fieber ausgebrochen, das beinah alle an Bord erwischt und ein halbes Dutzend getötet hatte, ausschließlich Kinder. Alle waren ratlos, ausgezehrt und durstig, aber auf dem Seeadler war die Verzweiflung am schlimmsten.
    Gemeinsam mit Siward und Harald begaben sich Osmund und Candamir auf den Seedrachen zu einer Beratung.
    Olafs einst so prachtvolles Schiff sah genauso mitgenommen aus wie die anderen. Der stolze Drachenkopf am Achtersteven fehlte.
    »Wir haben ihn in der dritten Nacht verloren«, berichtete Jared. Seine Augen waren blutunterlaufen, und er sprach eigentümlich schleppend.
    »Bist du krank?«, fragte Osmund seinen Vetter.
    Jared schüttelte den Kopf. »Nur müde.«
    »Wo ist dein Vater?«, schnauzte Siward. Es klang so barsch, als habe er die Frage schon einmal gestellt und keine Antwort bekommen.
    Jared ruckte das Kinn zu dem kleinen Zelt, das am Bug errichtet worden war. »Er schläft. Ich glaube, er schläft zum ersten Mal seit acht Tagen.«
    »Nun, dann weck ihn auf. Wir haben ein paar dringende Fragen an ihn«, verkündete Siward grimmig.
    Jared schaute ihn kläglich an. »Es ist nicht seine Schuld. Er hat niemanden gezwungen, mit ihm zu segeln.« Bis auf meine Geschwister und mich, hätte er hinzufügen können, aber das behielt er für sich.
    Siward schnaubte verächtlich, und auch Berse der Schiffsbauer war anderer Ansicht. »Verführt hat er uns mit seinen Märchen von der fruchtbaren Insel! Er hat uns verleitet, diese Fahrt ins Ungewisse zu wagen, und nun?« Er breitete wütend die Arme aus und wies zu beiden Seiten auf das leere, öde Meer. »Wir werden alle verrecken, weil wir auf ihn gehört haben! Er hat …«
    »Das reicht«, fiel die alte Brigitta ihm schroff ins Wort. »Es war der Wille der Götter.«
    Doch der Schiffsbauer ließ sich nicht den Mund verbieten. Mit erhobenem Zeigefinger trat er einen Schritt auf sie zu.
    »Das sagst du.«
    »Das sagt das Orakel«, warf Osmund ein.
    Berse beachtete ihn nicht, sprach weiter an Brigitta gewandt. »Vielleicht ist es so, und die Götter wollten, dass wir zu dieser Fahrt aufbrechen. Aber sie scheinen nicht zu wollen, dass wir dieses fremde Land auch erreichen.«
    »Gut möglich«, räumte die Alte ungerührt ein. »Aber das wissen wir noch nicht. Spart euch euer Wehgeschrei für den Moment unseres Untergangs auf, ihr Jammerlappen.« Und weil es eine ihrer liebsten Gewohnheiten war, Öl ins Feuer zu gießen, füge sie hinzu: »Durin wäre heute gewiss nicht sehr stolz auf seinen Enkel.«
    Der Schiffsbauer kniff einen Moment die Augen zu. Die fassrunde Brust hob und senkte sich sichtbar. »Ansgar … mein Sohn. Er ist ertrunken«, brachte er tonlos hervor.
    Niemand wusste etwas zu sagen. Alle senkten die Köpfe, um ihren Respekt für den Toten und die Trauer des Vaters zu bekunden. Hat Berse auch im tobenden Sturm auf den Planken an der Bordwand gekniet?, fragte sich Candamir. Hat er die dünne Sicherungsleine seines Sohnes in Händen gehalten, starr von Furcht vor dem brüllenden Meer, und die Götter angefleht?
    Als Berse sich gefasst hatte, fuhr er leise fort: »Wir haben keinen Tropfen Wasser mehr auf dem Wellenwolf. Wir sind am Ende. Und ich will, dass Olaf mir Rede und Antwort steht.«
    »Aber was soll das nützen?«, erkundigte sich Osmund ruhig.
    »Nichts, was Olaf uns sagen könnte, wird irgendetwas an der Lage ändern. Wir sollten lieber versuchen …«
    »Wer hat dich gefragt«, fuhr Haflad, sein
    Schwiegervater, ihm über den Mund. »Olaf ist dein Oheim und hat dich durch den Winter gefüttert. Du würdest ihm auch noch die Stiefel lecken, wenn er uns alle an den Rand der Welt führte! Und wenn du mich fragst …«
    Der Rest blieb Osmund erspart, denn plötzlich erkundigte sich eine ruhige Stimme hinter ihnen: »Du hast mir etwas zu sagen, Köhler? Oder du, Schiffsbauer?«
    Alle fuhren herum. Olaf stand da wie aus dem Boden gestampft. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, und seine Kleider waren ein wenig ausgefranst, fadenscheiniger als vor der Reise. Doch er wirkte gelassen und

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