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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mir nach unten, Wasser schöpfen. Und etwas essen, wenn ihr könnt. In einer Stunde lösen die nächsten zehn uns ab.«
    Hacon, der nicht an Seekrankheit litt, war dankbar, dass er eine Aufgabe bekam. Voller Tatendrang sprang er auf die Füße, und in diesem Moment neigte das Schiff sich so weit nach backbord, dass selbst Osmund glaubte, es sei das Ende, und Hacon ging mit einem gellenden Schrei des Entsetzens über Bord.
    Candamir verstieß gegen sein eigenes Gesetz, ließ das Ruder los und stürzte zur Bordwand. Osmund und der Sachse hatten die Sicherungsleine schon gepackt. Sie war so straff gespannt, dass kleine Wasserfontänen von ihr wegspritzten.
    »Vorsichtig!« Candamirs Stimme war heiser vor Furcht.
    »Ganz vorsichtig. Sie kann reißen wie ein Wollfaden …«
    Er lehnte sich unvernünftig weit über die Bordwand. Von seinem Bruder sah er nichts. Mit beiden Händen nahm er die Rettungsleine, und dann zögerte er. Lass los, raunte eine drängende Stimme in seinem Kopf. Lass ihn ertrinken. Wenn du ihn hochziehst, wird er sich in die zwölfköpfige Seeschlange verwandeln und dich vernichten. Du wirst zermalmt und vom schwarzen Schlund verschlungen …
    Der Gedanke war ebenso absurd wie übermächtig. Für einen Herzschlag erschlaffte Candamirs Griff, sodass ihm das Seil um ein Haar entglitten wäre.
    Osmund hielt Candamir mit einer Hand am Oberarm, mit der anderen an der Sicherungsleine fest und fragte ruhig:
    »Worauf wartest du?«
    Austin betete zu seinem Gott und allen Heiligen, deren Namen ihm einfielen, und rief zwischendurch: »So beeil dich doch, Herr! Er wird ertrinken!«
    Candamir schüttelte den Kopf, um sich von der lähmenden Vision zu befreien. Dann nahm er sich zusammen. Den linken Fuß fest unter eine Ruderbank geklemmt, zog er Stück um Stück, und als der nächste Brecher über sie hinwegrollte und das Schiff sich wieder neigte, sahen sie für einen Moment Hacons dunklen Schopf auf dem Wasser treiben. Keine Spur von einem Seeungeheuer.
    »Jetzt kommt her und fasst mit an!«, brüllte Candamir über die Schulter.
    Austin kroch auf Händen und Füßen neben ihn, packte das Seil mit beiden Händen und zog mit aller Kraft, die seine Furcht ihm verlieh. Osmund hielt jetzt Candamirs Beine umklammert, damit der nächste Brecher nicht auch ihn von Bord spülte.
    Sie zogen Hacons Oberkörper aus dem Wasser. Candamir beugte sich so weit vor, wie Osmund zuließ, reckte den linken Arm mit einem wütenden Knurren und bekam Hacons Gewand am Halsausschnitt zu fassen. »Zieh, Sachse!«, befahl er, und der Knecht stemmte sich mit den Füßen gegen die Bordwand und zerrte.
    Dann endlich konnte Candamir den Arm um den Brustkorb seines Bruders schlingen und ihn zurück über die Bordwand hieven.
    Keuchend und triefend nass lagen sie auf Deck. Candamir hielt Hacon in den Armen und strich ihm mit der Linken über den Schopf. Unablässig prasselte der
    Regen auf sie nieder, mit solcher Gewalt, dass jeder Tropfen sich wie ein spitzer Kiesel anfühlte. Hacon hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht.
    »Lebt er?«, fragte Osmund. Er musste brüllen. Es war unfassbar, welch ein Getöse die See angestimmt hatte.
    »Keine Ahnung«, keuchte Candamir. »Nimm das Steuer, Osmund.«
    Osmund nickte und verschwand.
    Candamir kniff die Augen zu. Lasst ihn mir, flehte er die Götter an. Nehmt, was ihr wollt, nehmt mein Schiff, aber lasst mir meinen Bruder …
    Hacons Leib krümmte sich plötzlich. Der Junge hustete erstickt und schlug panisch um sich, noch ehe er die Augen öffnete.
    Candamir hielt ihn noch ein bisschen fester. »Schsch«, machte er. »Es ist gut. Alles ist gut, Hacon. Du bist in Sicherheit.«
    Hacon hörte auf, sich zu sträuben. Einen Moment starrte er Candamir mit schockgeweiteten Augen an, dann vergrub er das Gesicht an dessen Brust.
    So verharrten sie ein paar Atemzüge lang. Schließlich richtete Candamir sich auf und nahm das Gesicht des Jungen in beide Hände. »Alles in Ordnung?«
    Hacon nickte langsam. »Ich … ich war sicher, ich würde sterben. Es war, als hätte ein Seeungeheuer mich verschluckt.«
    Candamir schauderte. Er fand nichts zu sagen. Es geschah nicht oft, dass die Zuversicht ihn im Stich ließ, aber die Furcht wollte einfach nicht weichen, und er fragte sich zum ersten Mal, ob sie nicht alle ins Verderben segelten, ob es nicht doch weiser gewesen wäre, in Elasund zu bleiben und sich mit dem zu begnügen, was die Götter ihnen dort beschieden hatten.
    Acht Tage und Nächte trieb

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