Die Siedler von Catan.
reichte.
»Fünf sind noch da«, murmelte Osmund. »Mehr, als ich zu hoffen gewagt habe.«
Candamir hob kurz die Schultern. »Wer weiß, vielleicht sind die Übrigen auch noch irgendwo in der Nähe.«
»Wenn alle etwas gegessen haben, sollten wir die Ruder besetzen und versuchen, zum Drachen aufzuschließen. Wir müssen uns beraten.«
»Oh, darauf bin ich gespannt«, bemerkte Siward verdrossen.
Osmund warf ihm einen unwilligen Blick zu, aber Siward, dessen Zweifel an dieser Reise nie größer
gewesen waren als in diesem Moment, fuhr unbeirrt fort: »Wir können beraten, bis uns die Luft ausgeht, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Der Sturm ist vorbei, und wir haben Olafsland nicht gefunden.«
Bleierne Stille folgte dieser nüchternen Feststellung. Dann brachen zwei Kinder in Tränen aus, und es dauerte nicht lange, bis die anderen ihrem Beispiel folgten.
»Großartig, Siward«, knurrte Candamir. »Ich hoffe, du bist zufrieden.«
Mütter und Väter waren bemüht, ihre Brut zu beruhigen, dabei sahen ihre Gesichter eher so aus, als seien sie selbst geneigt, in Wehklagen auszubrechen.
Osmund hielt es für das Klügste, für jeden eine sinnvolle Beschäftigung zu finden, und das war alles andere als schwierig. Mastfuß und Kielschwein mussten untersucht und – falls möglich – repariert werden. Das zerfetzte Segel war nicht mehr zu retten, ein neues musste angeschlagen werden. Es gab hundert verschiedene Dinge zu tun.
Candamir trat zu Siglind, die an der Backbordwand stand, die Arme auf die Reling gestützt, und nach Süden blickte.
»Alles heil überstanden?«, fragte er.
Sie wandte den Kopf und nickte, ohne zu lächeln. »Deine Pferde leben noch. Aber nur so gerade eben. Sie müssen dringend ans Licht, die Glieder bewegen und trocknen.«
»Ich weiß. Sobald wir den Drachen und den Wolf erreicht und die Schiffe vertäut haben. Hab Dank für deine Fürsorge.«
Sie winkte ab. »Ich konnte ja gar nichts tun. Sie sind einfach widerstandsfähig. Ein Wunder, nach dem harten Winter, den ihr hattet.«
Candamir beschloss, ihr lieber nicht zu gestehen, dass er manches Mal gehungert hatte, um vor allem der Stute den einen oder anderen Leckerbissen zukommen zu lassen, und beschränkte sich auf ein Achselzucken. »Und die Schafe?«
Siglind schüttelte langsam den Kopf. »Einige sind verendet.«
»Dann sollten wir die Kadaver schleunigst über Bord werfen.«
Sobald die Sonne am makellos blauen Himmel zu steigen begann, wurde es heiß.
Osmund zog sich das Obergewand über den Kopf und ließ sich die warme Sonne auf den Pelz brennen. Es war ein geradezu köstliches Gefühl, endlich wieder einmal trocken zu sein. Seine Haut hatte eine ungesunde gräuliche Farbe, wo sie nicht von einem roten Ausschlag bedeckt war, und sie fühlte sich seltsam schwammig an. Als die anderen Männer seinem Beispiel folgten, sah er, dass es ihnen allen gleich erging. Zu viel Salz und zu viel Wasser, nahm er an.
Nach einer kargen Mahlzeit aus Dörrfleisch und einem Schluck Wasser für jeden besetzten sie die Ruder, doch Candamir ermahnte die Männer, sich nicht zu verausgaben, denn ganz gleich, wie groß ihr Durst sein würde, niemand konnte auf mehr als einen halben Becher Wasser am Abend hoffen. Nicht zum ersten Mal warnte er alle eindringlich vor der verhängnisvollen Versuchung, Salzwasser zu trinken.
Bedächtig, mit grimmiger Entschlossenheit legten die Männer sich in die Riemen. Es wurde weder gelacht noch gesungen. Auch die Frauen und Kinder waren kleinlaut und still. Sie alle waren dankbar, dem Sturm entronnen zu sein, aber die endlose Weite des Meeres ängstigte sie. Sie hatten nicht die geringste Vorstellung, wo sie sich befanden. Möglich, dass sie Olafsland in einer der finsteren Sturmnächte passiert hatten, ohne es zu bemerken. Vielleicht steuerten sie geradewegs auf den Rand der Welt zu, fürchteten manche, und nicht einmal die Götter wussten, welche Schrecken sie dort erwarteten.
Gegen Mittag waren aus den beiden Punkten steuerbords zwei Schiffe geworden, und nach und nach kamen auch die übrigen in Sicht. »Die Götter können uns nicht verlassen haben«, sagte Candamir leise zu Osmund. »Alle Schiffe haben den Sturm überstanden. Und wir haben uns wiedergefunden. Kein kleines Wunder, würde ich sagen.«
Osmund nickte und sparte sich die Bemerkung, dass es keinen großen Unterschied machte, ob sie alle zusammen verdursteten oder jeder für sich.
Bald hatten sie den Wolf und den Drachen eingeholt. Sie
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