Die Siedler von Catan.
der Dämmerung Halt machten, begaben Siward und die Seinen sich umgehend an Bord des Wellenwolf. Candamir und Osmund riefen ein paar Knechte zu sich und brachten mit ihnen die Tiere wieder unter Deck. Die Stute machte die größten Schwierigkeiten. Als sie merkte, wohin die Reise gehen sollte, wurde sie bockig, legte die Ohren an und begann zu schwitzen. Nori zog ihr mit einem Seilende eins über, um sie gefügig zu machen, worauf Candamir ihm das Seil entriss und seinerseits dem Knecht damit eins überzog, hart genug, dass Nori aufschrie. Candamir schenkte ihm keine weitere Beachtung und sprach beschwichtigend auf das verängstigte Tier ein, bis es ihm vertrauensvoll die Rampe hinabfolgte. Er blieb länger bei ihr und den anderen Tieren unter Deck, als nötig gewesen wäre. Er schämte sich seiner Unbeherrschtheit.
»Komm mit nach oben, Candamir«, forderte Osmund ihn auf, der nach der übrigen Ladung gesehen hatte. »Die Hitze lässt gewiss bald nach.«
»Ich bin nicht besser als Siward und Berse«, bekam er zur Antwort. »Ich suche einen Sündenbock für meine Furcht.«
»Ja, na und? Das tun wir alle. Nori hat sich den Gaul ausgesucht, du ihn. So ist die Ordnung der Welt.«
Candamir brummte unzufrieden.
Osmund lehnte sich an den Mast und betrachtete seinen Freund mit zur Seite geneigtem Kopf. »Weißt du, manchmal habe ich den Verdacht, du hörst zu viel auf das Geschwätz deines Sachsen. Immerzu grübelst du. Das sieht dir nicht ähnlich, und es ist schlecht für die Gesundheit.«
»Ja, du musst es wissen«, gab Candamir bissig zurück. »Wer verstünde mehr vom Grübeln als du?«
Mit einem nachsichtigen Lächeln klopfte Osmund ihm auf die Schulter, und sie gingen wieder an Deck.
Dort trafen sie zu ihrer Verwunderung auf die alte Brigitta.
»Ich habe mir deine kleine Friesin angeschaut«, erklärte sie Candamir, obwohl er sich die Frage, was sie an Bord seines Schiffes zu suchen habe, mühsam verkniffen hatte. »Denn von Schwangerschaften versteht dein Sachse, den du für so heilkundig hältst, nun wirklich nichts. Er wird ja schon rot, wenn man das Wort nur erwähnt. Sie hat Glück gehabt, deine Gunda, weißt du. Du solltest den Göttern danken, dass sie dein Balg nicht verloren hat und verblutet ist.«
Er nickte knapp, sagte jedoch: »Ich spare mir meinen Dank an die Götter bis zu der Stunde, da Gunda mitsamt Balg und alle an Bord meines Schiffes wieder festen Boden unter den Füßen haben.«
Sie lächelte humorlos. »Das kann schneller geschehen, als du glaubst.«
»Du meinst den Meeresboden«, tippte Candamir.
Brigitta gackerte anerkennend. »Manchmal bist du doch ein heller Kopf. Aber sieh nicht so schwarz, wir haben genug hasenherzige Schwarzseher unter uns.«
Candamir konnte ebenso scharfzüngig sein wie Brigitta, wenn er sich dazu entschloss. »Deinen Sohn Haflad etwa«, bemerkte er.
Die alte Frau war nicht beleidigt. »Nur zu wahr. Komm mit hinüber auf den Drachen. Du auch, Osmund. Bringt den Schmied mit. Olaf will sich mit euch beraten, aber ohne Siward und Berse.«
Olaf bat sie unter Deck. »Es ist eng und dunkel, und es riecht fürchterlich«, warnte er sie vor. »Aber dort hört nicht jeder, was wir besprechen.«
Er postierte Jared an der vorderen, den stummen Turonländer an der hinteren Luke, um zu verhindern, dass irgendwer ihnen nachschlich.
»Du traust diesem verfluchten Turonländer ?«, fragte Candamir ungläubig.
Olaf zuckte mit einem kleinen Lächeln die Achseln. »Nun, zumindest ist er der verschwiegenste meiner Knechte. Mit Abstand. Aber wäre ich töricht genug, je einem Sklaven zu trauen – etwa so wie du, Candamir -, dann käme der Turonländer am ehesten in Frage, ob du’s glaubst oder nicht. Er ist mir inzwischen sehr ergeben.«
Das sah auf den Kalten Inseln aber noch ganz anders aus, dachte Candamir gallig, doch er schluckte es hinunter.
»Ich sage euch offen, wie die Dinge stehen«, begann Olaf gedämpft, als sie in der breiten Mitte des Laderaums stehen geblieben waren. »Die Gewässer, in denen wir uns im Augenblick befinden, sind auch mir unbekannt. Ich weiß nicht, wo wir sind.«
Harald der Schmied verschränkte seine keulengleichen Arme. Seine Miene war sehr ernst, aber nicht feindselig. Und das war verwunderlich, fuhr es Candamir durch den Kopf, denn der Streit zwischen Harald und Olaf um das angeblich schadhafte Schwert war nie wirklich beigelegt worden. Welch ein weiser Mann der Schmied war, dass er den alten Groll in dieser Stunde der Not außer
Weitere Kostenlose Bücher