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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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wie Hus wurde also bewundert, obwohl er seine Frau in den Tod getrieben hatte und nach Deutschland gegangen war, zum Erzfeind.
    Sollte er Rostenberg als Konkurrenten erwähnen? Ja, er sollte diesem ebenfalls das Manuskript anbieten. Amerikaner nahmen es mit Gutachten nicht so genau. Sie hatten nämlich etwas verstanden, das Europa seit der Aufklärung nicht in den Schädel wollte. Die Menschen sehnten sich nicht nach der Wahrheit, sondern sie verlangten Illusionen, seien sie auch falsch oder trügerisch. Sie lechzten nach Träumen. Hus müsste das eigentlich verstehen, ging es ihm doch bei seinen Theorien über Kafka ebenfalls nur um Wirkung, nicht um Wahrhaftigkeit.
    Filip dachte an die ausgedruckten Seiten in seiner Tasche. Das Manuskript könnte den Ruf des Professors als Kapazität festigen. Er bemühte sich, einen Ausdruck von Ernsthaftigkeit in seine Züge zu legen, während er einer Frau, einer bekannten tschechischen Filmemacherin, den Vortritt ließ. Sie besaß ein Haus unterhalb des Hradschin. Das allein schon zeigte ihm, dass sich heute Abend in diesen heiligen Hallen alles treffen würde, was im Bereich der Kultur Rang und Namen hatte. Tatsächlich drängten sich im Foyer bereits die Gäste in ihren Anzügen und Kostümen. Sektgläser in der Hand, parlierten sie über die neuesten Ereignisse.
    Filip stürzte sich ins Getümmel. Jemand winkte ihm zu. Er konnte sich nicht an den Namen erinnern. Ein Bekannter seines Vaters? Filip zog nervös an seiner Krawatte, kehrte dem Unbekannten den Rücken zu und schaute sich nach Professor Hus um.
    Schließlich entdeckte er die hochgewachsene, schlanke Gestalt an der Tür zum Vortragssaal. Hus trug einen schwarzen Anzug sowie ein weißes Hemd. Angeregt unterhielt er sich mit der Filmemacherin, die unaufhörlich ihre dunklen langen Haare aus dem Gesicht strich. Diese Handbewegung beherrschten nur Frauen, als seien die Haare ein schwerer Theatervorhang, hinter den sie nur wenigen ausgewählten Männern den Blick gewährten.
    An dem Lächeln des Professors erkannte Filip, dass er angebissen hatte. Offenbar genoss er das Spiel, hegte aber kein ernsthaftes Interesse. War Hus allein hier? Unwillkürlich sah Filip sich um. Niemand fiel ihm auf, der in Hus’ Begleitung gekommen sein könnte, oder doch … etwa drei Meter von der Tür entfernt lehnte ein junger Mann in grauem Anzug an der Wand. Er trug die halblangen Haare auf dieselbe Art und Weise zurückgekämmt wie Hus und klammerte sich an ein Glas Rotwein. Hus’ Ruf als Charmeur eilte ihm voraus. Filip fragte sich, auf welche Weise es dem Professor gelang, Menschen an sich zu binden.
    Was lief in seiner Beziehung falsch? Dora würde ihn verlassen, nicht umgekehrt. Das allein war ein Zeichen, im Leben gescheitert zu sein.
    Entschlossen ging Filip auf den jungen Mann zu.
    »Wissen Sie, worum es bei dem Vortrag geht?«, fragte er in gebrochenem Deutsch am Sekt nippend.
    Der junge Mann schaute ihn, den Unbekannten, zunächst irritiert an, schien jedoch froh, dass er nicht länger allein herumstehen musste. »Professor Hus wird über die Fehldeutungen von Kafkas Werk sprechen.«
    »Ah ja«, erwiderte Filip. »Kafka ist also immer noch sein Thema. Übrigens, mein Name ist Cerny. Filip Cerny.« Er streckte die Hand aus, die teilweise zögernd, teilweise mit Erleichterung entgegengenommen wurde.
    »Paul Olivier, der Assistent von Professor Hus.«
    »Bestimmt nicht einfach, für den Professor zu arbeiten. Er gilt als … nun sagen wir, ein wenig kapriziös.«
    Sein Gegenüber antwortete nicht.
    »Sie wissen von seiner Leidenschaft?«
    Der junge Mann sah ihn unsicher an. »Sie kennen doch seinen Plan, Kafkas Bibliothek zu rekonstruieren, die Originalausgaben der Bücher zu beschaffen, die Kafka besessen hatte. Ich handele mit seltenen Manuskripten und Autografen. Der Professor besucht mich oft in meinem Geschäft. Er ist mit meinem Vater befreundet, der leider aus Krankheitsgründen heute Abend nicht kommen konnte.«
    Paul Olivier warf Filip erneut einen nervösen Blick zu. Offenbar bewegte er sich noch nicht lange genug auf dem kulturellen Parkett, um zu verstehen, dass das Strahlen in Filips Gesicht nur rhetorisch gemeint war. Begeisterung zu heucheln für die Tätigkeit des anderen gehörte hier zum guten Ton. Im Idealfall tauschte man die eigenen Bücher aus, um diese anschließend wieder über Ebay loszuwerden.
    »Außerdem ein interessanter Zufall«, fuhr Filip fort. »Mir ist ein Manuskript angeboten worden. Sagt Ihnen

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