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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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wurde dieses Verhalten einfach nicht los. Er rückte seinen Rücken wie ein Bild gerade, das schief an der Wand hing, und deutete auf eine Bank unterhalb eines großen Gemäldes. »Wollen wir uns nicht setzen?«
    Doch Hus trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Was kann ich für Sie tun?«
    Dich hinsetzen, schoss es Filip nervös durch den Kopf, schieb deinen Arsch hier auf die Bank und hör mir zu.
    Doch stattdessen legte er die Hand auf den Umschlag mit den ausgedruckten Seiten: »Glauben Sie an den Zufall?«
    Hus nahm den steifen, schwarzen Hut ab und behielt ihn in der Hand. »Was soll diese Frage?«
    »Glauben Sie an den Zufall?«
    »Kommen Sie zur Sache!«
    »Dann anders formuliert: Glauben Sie an das Schicksal?«
    Hus starrte ihn an: »Das meinen Sie nicht ernst, oder?« Nein, dachte Filip, es ist mir scheißegal, woran du glaubst oder wer du bist, aber verdammt noch mal, mach mir nicht meine Rolle kaputt.
    »Kennen Sie nicht dieses Gefühl, wenn Dinge in einem Zusammenhang stehen, wenn Ereignisse zusammenfallen, die scheinbar …«
    Nun musterte Hus ihn noch misstrauischer und schien kurz davor, ihn zu unterbrechen, weshalb Filip schnell fortfuhr: »Manchmal begreift man plötzlich, was vorher im Dunkeln lag. Sie zum Beispiel … Sie haben eine Theorie. Sie ist in Ihrem Kopf. Sie haben sie in Büchern niedergeschrieben. Sie halten Vorträge darüber, aber …« Filip beugte sich nach vorn, »es fehlt Ihnen der endgültige Beweis, mit dem Sie der Welt zeigen können, dass Sie recht haben.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, entgegnete Hus, und Filip sah zum ersten Mal Interesse in seinen Augen aufflackern.
    »Als ich Ihrem Assistenten die Nachricht für Sie gegeben habe, war ich nicht sicher, doch während Ihres Vortrages habe ich gespürt, dass ich Ihnen helfen kann.«
    »Wie wollen Sie mir helfen?« Hus schaute sich mit einer arroganten Miene im Foyer um, als wolle er klarstellen: Er, der Professor für vergleichende Literaturwissenschaft, brauchte keine Hilfe von einem Kleinkrämer in Sachen Bücher. Zwischen ihnen lagen Welten.
    Er wollte sich schon entfernen, als Filip triumphierend erklärte: »Sie haben eine Theorie und ich den Beweis.«
    Hus zögerte, lenkte dann jedoch ein. »In Ordnung«, er machte einige Schritte Richtung Bank. »Setzen wir uns.«
    He, dachte Filip, das kommt ja einer Kapitulation gleich.
    »Also«, sagte Hus, »ich höre.«
    »Sagt Ihnen die Uferstraße 8 etwas?«
    »Max Brod hat dort eine Zeitlang gewohnt.«
    Filip nickte. »Als Kafka 1924 starb, hatte er über sein Werk verfügt, es solle vollständig vernichtet werden. Es war seine Bitte an Max Brod, seine literarischen Aufzeichnungen zu verbrennen.«
    »Ja, und …?«
    »Brod aber hat sich nicht daran gehalten. Er fühlte sich verpflichtet, das Genie Kafkas der Nachwelt zugänglich zu machen. Haben Sie sich nie gefragt, weshalb Kafka keine Veröffentlichung wollte und noch zu Lebzeiten Teile seiner Schriften verbrannte?«
    »Kafka wollte sich nicht offenbaren, das heißt, er wollte es und wollte es gleichzeitig nicht. Er war ein Dichter, der sein überragendes Talent, das auch ein Fluch war, in der Verborgenheit pflegte.«
    »Das hat Brod sich als Legende ausgedacht, und diese Theorie hält sich erstaunlich lange.«
    Hus zuckte die Schultern. »Es ist die unbestrittene Ansicht der gesamten literarischen Welt.«
    »Vielleicht hat er aber auch Texte geschrieben, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren, weil sie seine geheimsten Fantasien enthielten und seinem Ruf als feinsinnigem Autor schaden könnten.«
    Hus sah Filip nun mit steigendem Interesse an. »Was meinen Sie genau?«
    »Nichts anderes, als was Sie Ihren Zuhörern dargelegt haben.« Filip schwieg einige Minuten, während er Hus beobachtete, der nun langsam begriff. Nein, nicht begriff, aber er begann Hoffnung zu schöpfen. Dieselbe Hoffnung, die Filip umtrieb. »So, wie Sie Kafka geschildert haben, halten Sie diesen Autor für einen Psychopathen …«
    Hus hob abwehrend die Hand. »Ich habe dieses Wort nie gebraucht. Dazu wird es heutzutage allzu leichtfertig in den Mund genommen.«
    »Nun, dann verwende ich Ihre Worte. Er war ein von Gewaltfantasien beherrschter Schriftsteller, der in seinen Schilderungen sprachlich die Brutalität vorwegnahm, die unser Zeitalter charakterisiert. Ein mächtiger Prophet der Grausamkeit.«
    Filip staunte über sich selbst. Die Worte kamen ihm einfach so aus dem Mund.
    Hus schüttelte den Kopf. »So weit möchte ich nicht

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