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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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sich nicht darum, sondern strich zärtlich über Helenas Haar, beugte sich nach vorne, um ihr zuzuflüstern: »Es tut mir so leid. Ich wollte auf dich aufpassen.«
    Da sie mit dem Rücken zu den anderen stand, entdeckte keiner die Tränen in ihren Augen. Das war gut so. Schließlich, sich zusammenreißend, wandte sie sich um: »Sie ist es, aber das wissen Sie bereits. Also, weshalb haben Sie mich hergeholt? Was wollen Sie?«
    »Über Helena sprechen«, erklärte die Staatsanwältin.
    »Helena?« Jess warf der jungen Frau einen verächtlichen Blick zu. »Ich glaube nicht, dass sie Ihnen je das Du angeboten hat.«
    Die Staatsanwältin ignorierte ihre Worte: »Was können Sie uns über Helena Baarova erzählen? Gehörte sie zu Ihren Kolleginnen?«
    »Ich werde Ihnen Helenas Geheimnisse mit Sicherheit nicht erzählen.«
    »Sie hatte also Geheimnisse? Ist sie deshalb ausgepeitscht worden?«, fragte der Dunkelhaarige, der nach Zigaretten roch sowie einem Aftershave, das den Geruch in dem Saal wenigstens teilweise überlagerte.
    Jess zuckte zusammen. Der Wunsch, Helena zu schützen, war übermächtig wie auch die Wut, die sie kaum bändigen konnte. Niemand und nichts konnte Helena mehr helfen, auch die Wahrheit nicht.
    »Geheimnisse bleiben Geheimnisse, auch im Tod«, sagte sie schließlich.
    »Nicht, wenn dieser Tod mit Gewalt herbeigeführt wurde«, erklärte der Blonde mit ruhiger Stimme.
    Jess wandte sich erneut Helena zu, strich ihr noch einmal über das Haar. »Sie hat es ihm einfach gemacht. Das tut weh. Sie wollte den Schmerz«, sagte sie. »Ich konnte das nie verstehen, und Sie werden es auch nicht. Aber wir müssen es akzeptieren.«
    Der Dunkelhaarige fuhr sich mit der Hand durch die Locken. »Hören Sie endlich auf, in Rätseln zu sprechen!«
    Jess blickte ihn nur spöttisch an. »Kannten Sie Helena schon lange?«, fragte die Staatsanwältin.
    »Seit sie in diese Wohnung eingezogen ist.« Jess stockte einen Moment und sagte dann entschlossen, als müsse sie Helenas Ruf schützen: »Aber eines sollten Sie wissen. Sie war eine Unberührbare.«
    Die Staatsanwältin runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    Jess sprach einfach weiter: »Ein Irrer hat sie umgebracht. Das zeigt mir wieder, dass ich nur noch lebe, weil ich mich zu wehren weiß. Helena wusste das nicht. Dafür lebte sie zu kurz auf dieser Welt.«
    »Das ist genau das Problem.« Der Blonde beugte sich nach vorne. Er kam ihr dabei ziemlich nahe, was der Staatsanwältin nicht zu gefallen schien. Zwischen den beiden lief also was. Etwas, das aus den Fugen war. Da spielten Gefühle eine Rolle, die den Sex störten. Mein Gott, die drei vor ihr hatten lediglich Probleme, wie sie Hollywood produzierte. Sie handelten nach einem Drehbuch, das ihnen die Gesellschaft schrieb, und lebten in ihrer kleinen Welt der Illusionen: Sonnenschein, Liebe und Lachen. Als hätten sie darauf Anspruch.
    »War sie eine Kollegin von Ihnen?«, fragte der Blonde.
    »Warum? Weil sie im Bahnhofsviertel wohnte?«
    »Warum auch immer. Ich frage Sie.«
    »Sie war Tänzerin.«
    »Ich wusste nicht, dass Tänzerin ein gefährlicher Beruf ist, ja das Risiko in sich birgt, umgebracht zu werden.«
    »Wenn ein Mann seine Frau erschlägt, sagen Sie dann auch, dass Ehefrau ein gefährlicher Job ist? Nicht, was wir tun, bringt uns um, sondern es sind immer andere Menschen. Sie sind gefährlich für uns.«
    »Wissen Sie, die Philosophie der Straße«, der Blonde lehnte sich zurück, wobei er eine nicht vorhandene Strähne aus der Stirn wischte, auf der trotz der Kälte im Raum Schweißperlen standen. »Darin hat uns schon Ihr Freund Alex eine Lektion erteilt. Ich würde sagen, für heute war das ausreichend.«
    »Der ist nicht mein Freund. Er ist ein Schnorrer. Ein Parasit. Er ist’ne Ratte.«
    »Er hat gesagt, Helena Baarova sei großzügig zu ihm gewesen.«
    »Doof war sie, dumm! Ich sag doch, zu jung fürs Leben.«
    »Alex erwähnte einen Mann, der sie besucht hat. Er trug einen dunklen Anzug und einen schwarzen Hut.«
    Jess zögerte kurz. Wusste er es schon? Empfand er dasselbe Gefühl von Schuld wie sie?
    Dann erklärte sie bissig: »Sie glauben einem Junkie? Der seinen Lebensunterhalt nicht selbst verdient? Denken Sie, so einer weiß Bescheid, was im Viertel läuft? Der täglich ins La Strada rennt, um seinen Schuss zu bekommen? Das ist wie Sozialhilfe. Der muss nicht arbeiten, um sein Leben zu vergessen. Meinen Sie, der nimmt das, weil er verzweifelt ist? Nee, der spritzt sich das Zeug,

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