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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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entdeckt wurde. Gestorben ist Helena Baarova jedoch am Abend zuvor, zwölf Stunden bevor Ihr Sohn sie gefunden hat.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Haben Sie nicht mit Ihrem Sohn gesprochen?«
    »Nein, ich habe David noch nicht getroffen. Da ich nicht zuhause war, hat er bei Simon übernachtet.«
    »Wir haben Hinweise gefunden«, unterbrach ihn Ron, »dass Helena Baarova als Prostituierte gearbeitet hat.«
    »Helena?« Hus schüttelte den Kopf. »Nein, das ist unmöglich.«
    »Wir haben Zeugen, die das bestätigen.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Warum nicht? In dem Haus, in dem ihre Wohnung liegt, wäre sie nicht die Einzige. Ihre finanziellen Verhältnisse waren nicht gerade blendend.«
    »Ich denke doch, dass ich so viel Menschenkenntnis besitze, um …«
    »Wovon hat sie dann gelebt?«, fragte Henri.
    »Das weiß ich nicht.Wie gesagt, nachdem sie ausgezogen war, hatten wir kaum Kontakt.«
    »War das der Moment, als Justin Brandenburg bei Ihnen eingezogen ist?« Ron lächelte spöttisch.
    Ein Zucken ging über Milan Hus’ Gesicht. »Justin Brandenburg?«
    »Ja, ist Helena Baarova seinetwegen ausgezogen?«
    Myriam hatte den Eindruck, dass Hus etwas sagen wollte, doch dann entschied er sich anders und schwieg.
    Das Lächeln, das nun auf Henris Lippen trat, konnte man geradezu boshaft nennen, was ihm nicht ähnlich sah. »Was für ein Mensch war Helena Baarova?«
    »Helena?« Hus überlegte. »Jung, ehrgeizig, voller Hoffnungen. Sie kannte nur ein Ziel.«
    »Für das sie alles auf sich genommen hätte?«, fragte Henri. »Auch das Risiko, getötet zu werden?«
    Für einige Minuten herrschte Schweigen im Raum. Ein Schweigen, das zu viel an Ungesagtem enthielt. Myriam spürte genau, dass Henri dem Professor nicht traute, doch beschloss er offenbar nun, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
    »In Ordnung, Professor...« Wie er Professor sagte, ohne Herr, glich einer Missachtung. »Ich denke, das war es.«
    Hus erhob sich gleichzeitig mit Myriam. »Wenn Sie noch Fragen haben, dann können Sie sich natürlich jederzeit an mich wenden. Ich meine, die Sache ist wirklich …« Er suchte nach einem Wort und fuhr dann fort: »Schrecklich ist nicht das richtige Wort, oder?«
    Er blickte Myriam an, die auf diese Frage keine Antwort wusste, weshalb sie lediglich nickte.
    Henri wandte sich plötzlich erneut den Büchern zu. »Wissen Sie, manchmal denke ich, ich sollte mehr lesen. Hat Helena Baarova viel gelesen?«
    »Helena? Ich glaube nicht.«
    »Ich glaube das auch nicht.« Henri drehte sich mit einem Ruck um. »Um so verwunderter war ich, neben ihrer Leiche eine bestimmte Lektüre zu entdecken, die Sie besonders interessieren wird.« Seine Hand griff ins Regal, um einen schmalen Band herauszuziehen. Er hielt ihn wie ein Beweisstück vor Gericht in die Höhe.
    »Es handelte sich um genau dieses Buch: Ein Landarzt. Erzählungen von Franz Kafka.«
    Hus gab keine Antwort.
    Henri stellte das Buch zurück ins Regal. »Ich finde es außerdem interessant, dass eine bestimmte Erzählung aufgeschlagen war. Sie können sich sicher vorstellen, welche? Es ist schließlich Ihr Spezialgebiet.«
    »Was meinen Sie?«
    »Auf der Galerie.«
    Es war das erste Mal, dass Milan Hus Angst zeigte. Sein Gesicht wurde blass, und die schmalen Hände strichen nervös über die Haare.
    »Können Sie meinen Kollegen vielleicht eine Zusammenfassung geben, worum es darin geht?« Henri starrte den Professor herausfordernd an.
    »Nun, um eine Zirkusreiterin, die …«
    »… die von dem Zirkusdirektor mit der Peitsche angetrieben wird, sich immer weiter im Kreis zu drehen. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Vielen Dank, dass Sie mit uns gesprochen haben.«
    Offensichtlich brachte sein Verhalten den Professor nun völlig aus dem Konzept. Irritiert starrte er Henri an, bis ihm klar zu werden schien, dass es bei diesen Fragen nicht darum ging, etwas über Helena Baarova zu erfahren. Vielmehr stand er als Verdächtiger vor ihnen. Für einen Moment spürte Myriam, wie Hus nervös wurde, bis sich sein Gesichtsausdruck änderte und eine Art kühle Arroganz widerspiegelte.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Ehrlichkeit«, entgegnete Henri. »Offenheit. Kurz, die Wahrheit.«
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt.«
    Henri antwortete nicht, sondern verließ abrupt den Raum.
    Myriam reichte als Einzige dem Professor zum Abschied die Hand. Sie hatte nicht den Eindruck, dass Hus log.Vielmehr schien er in ihren Augen nicht zu begreifen, worum es ging.

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