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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Welt wurde um keinen Deut gerechter. Halbtags arbeiten? Das konnte sie vergessen. Dann hätte sie nur noch Routineaufgaben, müsste den Oberstaatsanwälten zuarbeiten, indem sie für diese die Verwaltungsaufgaben erledigte. Nein, sie konnte es sich nicht vorstellen. Die Abwechslung zwischen der konzentrierten Arbeit im Büro auf der einen Seite und der aufregenden Zusammenarbeit mit den Ermittlern auf der anderen Seite war ihr Lebenselixier. Außerdem war Myriam süchtig nach der Illusion, wenigstens ein bisschen am Rad der Gerechtigkeit drehen zu können.
    Auf dem Weg zu ihrem Büro streckte sie den Kopf ins Sekretariat, in der Hoffnung, noch jemanden zu finden, der ihr bei den Entlassungspapieren helfen konnte. Erleichtert stellte sie fest, dass Cordula dabei war, vor dem winzigen Spiegel über dem Waschbecken Make-up aufzutragen. Es würde viel Überredung kosten, die Sekretärin zum Bleiben zu bewegen. Ihr intensiv riechendes Parfüm überlagerte den Aktenstaub, der über dem Raum hing, und das schwarze eng anliegende Etuikleid, in das Cordula sich gezwängt hatte, verriet andere Pläne, als den Abend mit Arbeit zu verbringen. »Oh, Sie wollten schon gehen«, bemerkte Myriam vorsichtig.
    »Das sehen Sie doch«, erwiderte Cordula schnippisch. »Und niemand kann mich daran hindern.« Sie beugte sich nach vorne, um mit einem schwarzen Kajalstift Linien unter die Augen zu ziehen, was ihr das Aussehen eines Vampirs verlieh.
    »Können Sie nicht noch eine halbe Stunde bleiben?«, fragte Myriam. »Ausnahmsweise?«
    »Ausnahmsweise?« Cordulas Blick fiel ungeduldig auf die Uhr: »Nein, es ist Freitagabend. Ich bin verabredet. Vielleicht hängt mein Leben von diesem Date ab.«
    »Es ist wirklich wichtig.«
    »Wichtiger als mein Leben?«, entgegnete Cordula spöttisch und zog mit ruhiger Hand den Lippenstift über die vollen Lippen, sodass sie wie roter Nagellack glänzten.
    »Jede Minute, die jemand unschuldig im Gefängnis sitzt, ist eine zu viel«, erklärte Myriam geduldig. »Ich brauche eine Aufhebung des Haftbefehls für Milan Hus.«
    Die Sekretärin seufzte: »Natürlich, es macht mein Wochenende auch angenehmer, wenn ich noch jemandem zur Freiheit verhelfen kann. Das hebt die Stimmung ungemein. Vielleicht beeindruckt es ja meine Verabredung, wenn ich ihm erzähle, ich habe die Macht, anderen Menschen die Freiheit zu schenken.«
    Myriam gab keine Antwort, war jedoch erleichtert, als Cordula ihre Handtasche über den Stuhl hängte, sich setzte und den PC wieder anschaltete.
    »Übrigens«, die Stimme der Sekretärin senkte sich unerwartet, »haben Sie es schon gehört?«
    »Was?«, fragte Myriam mit einem nervösen Blick auf ihre Uhr. Sie hatte wirklich keine Zeit für Justizklatsch.
    »Kellermann wird tatsächlich nicht wiederkommen. Er hat um seine frühzeitige Pensionierung gebeten.«
    Myriam wusste nicht, was sie entgegnen sollte, fühlte sie sich doch mitschuldig an Kellermanns Entschluss, obwohl sie weiß Gott nicht dafür verantwortlich war, sondern Hillmer. Er hatte Kellermann mit seiner Entscheidung, ihm den Fall zu überlassen, an die Grenze der Erschöpfung gebracht. Sie hatte nicht gehört, was Cordula sagte. »Was?«
    »Ob Sie sich dann als stellvertretende Abteilungsleiterin bewerben?«
    »Ich? Nein, ich zweifle, dass ich bei Hillmer eine Chance habe.«
    »Das entscheidet Hillmer nicht alleine.«
    Myriam zuckte die Schultern. »Ob es für das Klima hier gut wäre, wenn ich Hillmers Stellvertreterin würde?«
    »Vermutlich nicht«, erwiderte Cordula unbekümmert. »Wie lautet die Begründung für die Aufhebung des Haftbefehls?«
    Myriam wandte sich zum Gehen. »Schicken Sie mir einfach das Formular mit den wichtigsten Daten per E-Mail. Dann können Sie zu Ihrem Date.«
    »Wenn es dann nicht zu spät ist.«
    »Wenn er sie liebt, wartet er.«
    »Worauf?«, hörte sie Cordula murmeln, und Myriam war überzeugt, dass diese verdammt noch mal recht hatte. Sie alle verbrachten viel zu viel Zeit damit, auf ein Leben zu warten, das nie stattfand.
    Auf dem Flur stoppte Myriam am Kaffeeautomaten und holte sich einen Becher Espresso, den sie noch im Gehen hinunterschüttete.
    In ihrem Büro angekommen, setzte sie sich, warf den Computer an und spielte mit dem Gedanken, im Untersuchungsgefängnis anzurufen, um Milan Hus’ Entlassung anzukündigen. Der Professor sollte keine Minute länger im Gefängnis verbringen, als es sein musste. Dann besann sie sich jedoch anders. Henri war schließlich bereits unterwegs, um

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