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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Männer einleuchten könnte.
    »Du meinst«, spottete Ron, »die versteht etwas davon?«
    Sie ignorierte ihn. »Helena Baarova hat sich danach gesehnt, es ihm zu sagen. Sie wünschte sich einen Vater.«
    »Vor allem einen, der Professor war. Mit einem Haus in bester Wohnlage...«, spekulierte Ron.
    »Nein«, widersprach Myriam. »Es ging ihr nicht ums Geld. Sie dachte, wenn sie wartet, bis sie auf eigenen Beinen steht, dann..«
    »Was?«
    »Dann …«, Myriam machte eine kurze Pause, »würde er verstehen, dass es ihr nur um Liebe ging. Ist das so schwer zu kapieren? Sie wollte einen Vater, und sie wollte geliebt werden.«
    Ron warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Dann hätte sie nicht ausziehen sollen.«
    »Was meint ihr, wie sie sich gefühlt hat, als nach ihrer Abweisung Justin Brandenburg einzog? Was, meint ihr, hat sie bei der Vorstellung empfunden, mit dem Liebhaber ihres Vaters unter einem Dach zu wohnen? Sie wurde von ihrer Großmutter streng katholisch erzogen, die ihr übrigens erzählt hat, dass Hus ihr Vater war.«
    »Wusste sonst noch jemand davon?«, fragte Henri.
    »Wovon?«
    »Dass Hus ihr Vater war?«
    »Niemand außer Jess.«
    Nervös registrierte Myriam, wie Henri nun an ihren Schreibtisch trat und auf sie herunterblickte. Daher nahm sie mit Erleichterung Wagner zur Kenntnis, der endlich mit zwei Stühlen das Büro betrat.
    »Jess meint«, erklärte Myriam, »Helena wollte erst finanziell unabhängig sein, bevor sie Hus die Wahrheit sagte.«
    »Und so ist sie erst einmal als Stripperin aufgetreten.« Wagner ließ sich breitbeinig auf einen der Stühle fallen.
    »Sie war keine Stripperin«, widersprach Myriam, wie immer unangenehm berührt von der Dreistigkeit des Assistenten.
    »Wissen Sie überhaupt, was das ist?« Er lachte kurz auf und blies eine Kaugummiblase auf.
    »Halten Sie die Klappe, Wagner!«, hörte sie Henri. Doch Wagner ließ sich nicht zurückhalten. »Warum? Sie suchen doch nach einem Phantom. Lassen sich verarschen von einem Wahnsinnigen, der in der Rolle eines Richters Todesurteile fällt. Dabei geht es genau darum, was ich von Anfang an gesagt habe, abartigen Sex. Egal, ob sie clean war oder nicht.«
    »Clean?«
    »Jungfrau.«
    »Das mit dem Richter ist keine Spekulation,Wagner«, erklärte Myriam ungeduldig »Aus dem dritten Manuskript geht eindeutig hervor, dass der Täter sich tatsächlich für jemanden hält, der das Recht hat,Todesurteile zu fällen. Und wie wir wissen, hat er solche auch schon vollstreckt.«
    »Vielleicht dachte der Prof, so kommt er in die Presse. Er erfindet diese Manuskripte, lässt sie Wahrheit werden und...«, Wagner klatschte in die Hände, »wird berühmt!«
    Myriam beschloss, ihn endgültig zu ignorieren, und wandte sich unbewusst Henri zu, damit er sie unterstützte: »Der Richter übt Selbstjustiz. Das nächste Opfer wartet in seiner Todeszelle. Ist vielleicht bereits tot.«
    Doch Henri reagierte nicht. Sein Schweigen war ihr plötzlich unheimlich. Er schien wie gelähmt, und sie hätte ihn gerne angebrüllt, um ihn aus dieser verdammten Lethargie zu reißen.
    »Ich kann diese Spekulationen nicht mehr hören«, erlöste Rons gereizter Tonfall sie schließlich aus diesem Dilemma. Wagner klatschte laut Beifall.
    »Hören Sie auf«, sagte sie und schrie plötzlich: »Hören Sie einfach auf!«
    Wagner zuckte verächtlich die Schultern.
    Sie atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen und fragte Ron: »Hast du eine andere Idee?«
    »Fakten.«
    »Fakten?«
    »Paul Olivier wurde zuletzt gesehen, als er in Begleitung eines Studenten das Universitätsgebäude verließ. Sie haben sich an der Rolltreppe vor der U-Bahnstation an der Universitätsbibliothek getrennt. Der Student hat die Kleidung Oliviers genau beschrieben. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und ein lila Hemd. Außerdem hatte er einen silbernen Aktenkoffer bei sich.«
    »Wenn Olivier tatsächlich zum letzten Mal in der U-Bahn gesehen wurde, sollten wir die Überwachungsbänder kontrollieren«, schlug Henri vor.
    »Dazu brauchen wir eine Genehmigung«, wandte sich Ron an Myriam, die nickte. Anschließend wandte er sich an Wagner. »Um welche Uhrzeit haben die beiden sich an der U-Bahn getrennt?«
    Wagner begann in seinen Papieren zu blättern. »Vor drei Tagen gegen siebzehn Uhr an der Bockenheimer Warte.«
    »Wenn Olivier direkt nach Hause wollte, konnte er die U4 nehmen.«
    »Wie heißt der Student?«, fragte Myriam.
    »Sebastian Wolff.«
    »Schon wieder dieser Wolff. Was hat er genau

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