Die Signatur des Mörders - Roman
Warnung.« Berit nahm neben ihr Platz, beobachtete sie neugierig und meinte schließlich: »Okay. Sie werden bald hier sein. Du hast nur eine Viertelstunde, um mir zu erklären, was eigentlich mit Henri und dir los ist. Ich versuche ständig etwas aus den beiden herauszukriegen, aber die führen sich auf, als wären sie vom CIA. Sie erzählen mir einfach nichts. Ich habe alles versucht.«
Zum ersten Mal sprach Myriam die Wahrheit laut aus: »Henri hat die Beziehung zu mir beendet. Er sieht keinen Sinn mehr darin.«
Berit wirkte in keiner Weise schockiert. »Aha, und deswegen rennt er seit Wochen mit dieser Leidensmiene herum? Weil er dich unbedingt los sein will und es auch geschafft hat?«
Myriam zuckte die Schultern.
»Sag schon, was ist das Problem?« Berit hob die Beine aufs Sofa und machte es sich in Erwartung eines vertraulichen Gesprächs gemütlich.
»Das Problem ist … du und Ron, ihr spielt heilige Familie, und Henri möchte dies jetzt offenbar auch.« Myriam schob den Hasen zurück in die Sofaecke.
»O Scheiße, das wollte ich nicht. Und die Kinder kann ich jetzt nicht mehr zurückgeben.«
»Nein.« Myriam musste trotz allen Unglücks lachen.
»Und du«, fragte Berit, »möchtest also keine heilige Familie?«
»Das ist nicht das Problem.« Aber wie sollte sie das Berit erklären?
»Vielleicht ist das nur eine Krise, eine Midlife-Crisis«, überlegte Berit laut. »Du weißt doch, Männer ticken dann aus. Sie werden neurotisch, als müssten sie vierzig Jahre ihre Tage nachholen.«
»Er hat mir dieses verdammt unfaire Ultimatum gesetzt«, brach es aus Myriam heraus. »Er setzt mich unter Druck, erpresst mich.«
»Welches Ultimatum?«
Myriam erzählte Berit von Henris Forderungen und dem anschließenden Streit. »Wenn er wenigstens noch einmal in Ruhe mit mir darüber reden, nicht nur höflich grüßen würde. Wenn ich ihm nur erklären könnte …«
»Was willst du ihm denn erklären? Wenn du keine Kinder willst, so what ...«
Myriam schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat er es gar nicht ernst gemeint. Diese Gründe nur vorgeschoben.Vielleicht will er einfach nur die Trennung.«
»So intelligent sind Männer nicht. Die gehen nicht so kompliziert vor, nur weil sie eine Frau loswerden wollen. Ehrlich gesagt halte ich Henri genau für so bescheuert, dass er sich etwas wie ein Ultimatum ausdenkt. Das ist dieser Männlichkeitswahn. Die brauchen das für ihr Ego.« Berit lachte kurz auf. »Kriegswichtige Entscheidungen, verstehst du? Im Sport, im Beruf, im Leben, in der Liebe.«
»Aber wenn er wirklich die Absicht hätte, sein Leben mit mir zu verbringen, dann müsste er mich …« Myriam stockte, wagte nicht, es auszusprechen, doch Berits Blick war derart verständnisvoll, dass sie schließlich sagte: »Er müsste mich lieben, oder etwa nicht?«
»Vielleicht tut er genau das. Nein, nicht vielleicht. Er bildet sich tatsächlich ein, du seist sein Leben. Die einzig wahre Liebe. Henri glaubt an so etwas.«
»Aber nichts in seinem Verhalten weist darauf hin.« Myriam schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil behandelt er mich nicht anders als … als Ron.«
Berit lachte.
»Nein, schlechter als Ron. Sogar schlechter als diesen Kevin Wagner. Dem bringt er wenigstens noch eine Art Verachtung entgegen. Mich aber ignoriert er. Ich bin ein Niemand für ihn, eine Unperson. Durchsichtig. Nichts freut ihn mehr als meine Abwesenheit.«
Je länger Berit den Kopf schüttelte, desto stärker wollte Myriam sie überzeugen.
»Er spricht nicht mit mir. Ich habe ja nicht einmal die Chance, ihm etwas zu erklären.«
»Was ist dein Problem?«
»Es liegt nicht an ihm, sondern an den Forderungen, die er stellt. Ich kann sie nicht erfüllen. Nicht jetzt. Es ist unmöglich, denn dann müsste ich ihm erzählen, er würde mich verachten …« Sie hielt kurz inne. »Er verdient etwas Besseres.«
»Als dich?«
»Ich bin noch nicht so weit. Ich kenne ihn doch erst seit gut einem Jahr.«
»Wovon sprichst du?« Berit besaß die Fähigkeit, in andere hineinzusehen, sodass man sich augenblicklich gläsern vorkam. Sie sollte beim Geheimdienst anfangen. »Was ist wirklich dein Problem?«
Myriam schluckte. Sie wusste, jetzt war der Moment, in dem sie darüber sprechen sollte. Hoffnungsvoll lauschte sie, ob nicht eines der Kinder schrie. Doch es blieb still, und Berits bohrende Blicke ließen ihr keine Chance.
»Ich kann nichts dafür«, erklärte sie, »aber wenn ich an Kinder denke, gerate ich in Panik.«
»Natürlich, das
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