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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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fünfzehn. Da muss man eine gewisse Gelassenheit besitzen. Sonst wird man vermutlich verrückt vor Sorge.«
    »Das ist keine Gelassenheit.« Ron schüttelte den Kopf. »Das ist pure Ignoranz. Sie kümmert sich einen Dreck um ihren Sohn, verstehst du? Manche Leute sollten einfach keine Kinder bekommen.«
    Eben, dachte Myriam, und um diese Erkenntnis zu überspielen, bemerkte sie ironisch: »Du beschäftigst dich also neuerdings mit Fragen der Philosophie?«
    »Sagen wir einfach, ich bin inzwischen, was Kinder betrifft, sehr sensibel.«
    »Sensibel? Du?« Über Rons Gesicht ging ein Grinsen. »Nicht weniger als du.«
    »Schon klar. Myriam Singer. Die ›eiserne Lady‹. Ich kann es nicht mehr hören.«
    Ron schüttelte langsam den Kopf.
    »Was?«
    »Nicht mehr.«
    »Was nicht mehr?«
    »Eiserne Lady.«
    »Sondern?«
    »Eisige. Sie nennen dich ›eisige Lady‹, seitdem du dich von Henri getrennt hast.«
    »Ich habe mich nicht getrennt, verflucht noch mal, sondern er sich von mir.«
    »Alles eine Frage der Perspektive. Das Fußvolk sieht es jedenfalls anders, und glaub mir, sie nehmen dir das übel. Sehr übel.«
    Myriams Herz begann schneller zu schlagen. Sie rieb sich mit den Fingern über die Schläfen und biss die Zähne fest zusammen. Sie wollte nicht darüber reden. Nicht jetzt. Sie hatten Wichtigeres zu tun, mussten ihre Gedanken darauf konzentrieren zu verhindern, dass der Richter sein nächstes Urteil vollstreckte. Hier ging es nicht um sie, ihre Sorgen, ihre Ängste. Aber sollte die Furcht zu ihr gehören wie die Farbe ihrer Augen, das Muttermal auf der rechten Wange, die Narbe an der linken Hand? Es musste doch irgendwann aufhören, das alles? Irgendwann enden? Irgendwo in der Zukunft musste doch der Punkt liegen, an dem das Leben endlich in einem Fluss verlief, es einfach geradeaus floss, ohne Angst vor der Strömung, ohne Sorge vor der nächsten unerwarteten Wendung, kurz, ohne Wenn und Aber.
    »Die Anrufe«, murmelte sie, »sie haben wieder angefangen.«
    Abrupt trat Ron auf die Bremse, quietschend kam der BMW knapp hinter einem Bus zum Stehen. Schweigend beobachteten sie die Schüler, die ausstiegen. Fröhlich, unbekümmert. Der lebende Gegenbeweis für seine Hypothese einer verlorenen Generation.
    »Wann?«
    »Seit ich wieder alleine wohne, und gestern …«
    »Was war gestern?«
    Die Erinnerung kehrte zurück. Keine Bilder. Nur Musik. Dumpfes Trommeln im Takt der Angst.
    »Er muss etwas mit dem Fall zu tun haben, unseren - wie titeln die Medien? - Kafka-Morden.«
    »Und das erzählst du erst jetzt? Herrgott, Myriam, das kann wichtig sein.« Ron stieß einen leisen Fluch aus und schlug mit der Hand aufs Lenkrad. »Warum spielen plötzlich alle verrückt? Warum macht jeder sein eigenes Ding? Wir sind ein Team! Wir müssen zusammenarbeiten! Anders geht es nicht. Wir schaffen es sonst nicht. Wir gehen sonst dabei drauf, wenn wir uns selbst fertigmachen …«
    Als Ron wieder anfahren wollte, sagte Myriam: »Er hat mir die Musik vorgespielt. Aus dem Ballett. Le Sacre du Printemps. «
    »Verdammt, Myriam, warum denkst du nur, du müsstest alles alleine machen?« Er zog das Handy aus der Jackentasche. »Die Kollegen sollen sich darum kümmern. Sie können die Anrufe verfolgen. Du brauchst eine neue Nummer.«
    »Der Anruf kam auf mein Handy. Die Nummer kennen nur wenige Leute.«
    »Gib es mir.«
    »Mein Telefon?«
    »Ja.«
    Widerwillig reichte sie es ihm.
    Er fuhr an, beschleunigte und raste über die Kreuzung. Seit sie ihn kannte, fuhr er so, als gehörten die Straßen der Stadt ihm. Das war seine Art, Kontrolle und Macht auszuüben.
    »Warum habt ihr die beiden Jungen nicht früher unter die Lupe genommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben David überprüft. Auch sein Alibi. Er hat an dem Abend von Helena Baarovas Ermordung bei Simon übernachtet.«
    »Er könnte gelogen haben.«
    »Laut Wagner hat Simons Mutter es bestätigt«, widersprach Ron.
    »Eine Alkoholikerin. Auch das hättet ihr wissen müssen. Und, Herrgott, Wagner! Der hat doch von Anfang an schlampig gearbeitet.«
    »Und du hast ihn auf billige Art und Weise bei Faber denunziert. Hast deine Macht spielen lassen. Ohne zuerst mit uns darüber zu reden. Ich bin ihm heute Morgen auf dem Flur begegnet. Glaube mir, du besitzt jetzt einen Gegner mehr.«
    »Ein Feind mehr oder weniger.« Myriam zuckte gleichgültig die Schultern.
    »Aber wir brauchen jeden Mann.« Ron machte eine kurze Pause. »Wir haben getan, was wir konnten. Oder hast du es

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