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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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das Gespräch mit dem Schulleiter.
    »Wir können uns den Weg sparen. David und Simon waren heute überhaupt nicht in der Schule.«
    Die Reifen des Wagens quietschten laut, als Ron mitten auf der Straße wendete.
    »Niemand hat eine Ahnung, wo die beiden sind.«

37
    »Was ist passiert?«
    Frau Kramer legte erschrocken die Hand auf die Brust, als sie sich erneut Ron und Myriam gegenübersah.
    »Wissen Sie, wo die beiden Jungen sind?«, fragte Myriam.
    »In der Schule, aber das habe ich …«
    Ron schüttelte den Kopf: »Nein, sie waren heute den ganzen Tag nicht dort.«
    »Nicht in der Schule? Aber...«
    »Können wir Simons Zimmer sehen?«, mischte sich Hannah ein.
    »Natürlich, aber Sie denken doch nicht, Simon könnte etwas zugestoßen sein? Er ging doch heute Morgen aus dem Haus wie immer.«
    Keiner gab eine Antwort, stattdessen folgten sie der Haushälterin die Treppe hoch ins Dachgeschoss. »Seine Eltern haben ihm hier sein Studio eingerichtet«, erklärte sie. »Mit eigenem Bad, verstehen Sie, und allem, ohne das Jugendliche heute angeblich nicht leben können: Fernseher, DVD-Recorder, Computer. Er und David verbringen die meiste Zeit hier oben.« Sie deutete auf die linke der drei Türen. »Hier befindet sich das Bad, in der Mitte das Schlafzimmer und rechts ein Arbeitszimmer. Ich bin so gut wie nie hier oben …« Sie zuckte die Schultern. »Der Junge ist extrem ordentlich, und er hasst es, wenn ich aufräume. Er macht alles selbst.«
    »Wo ist Davids Zimmer?«, wollte Hannah wissen.
    »Er schläft bei Simon. Sie haben es beide abgelehnt, dass er ins Gästezimmer zieht, und Platz genug gibt es ja. Es schien mir auch die beste Lösung, schließlich hat David ja einiges hinter sich.« Sie zögerte einen Moment, als wollte sie noch etwas sagen, hätte sich aber dann dagegen entschieden.
    »Hat er jemals«, fragte Hannah, »hat David jemals irgendetwas zu den Vorfällen gesagt? Hat er über den Tod seines Vaters gesprochen? Oder hat er ihn überhaupt erwähnt?«
    »Nein.«
    »Sie haben ihn auch nicht danach gefragt?«
    Frau Kramer schüttelte den Kopf.
    »Der Junge hat Asthma. Wie kommt er damit zurecht?«
    »Das macht ihm keine Probleme, wenn er seine Medikamente regelmäßig nimmt. Und Simon kennt sich mit Erster Hilfe aus.«
    »Wissen Sie, wo er seine Medikamente aufbewahrt?«
    »Ich habe sie noch nie gesehen, aber, wie gesagt, ich komme nur selten nach oben. Eigentlich nur, um die Wäsche zu bringen. Die stelle ich in den Flur.«
    Ron öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Es lag in völligem Dunkel. Der Geruch nach Schlaf hing noch in der Luft. Dann knipste er das Licht an.
    Wie die Haushälterin gesagt hatte, war das Zimmer perfekt aufgeräumt. Nichts wies darauf hin, dass hier zwei Jugendliche wohnten. Es wirkte vielmehr wie ein Hotelzimmer: praktisch und in seiner Funktionalität völlig steril. Der Einrichtung fehlte jede Individualität, die Jugendlichen so wichtig war. Kein einziges Poster hing an den Wänden, nichts wies auf Hobbys oder irgendwelche Interessen.
    Myriam sah sich um: »Wo schläft David?«
    Frau Kramer ging auf das Bett zu, bückte sich und zog eine weitere Liege hervor. »Hier.«
    Dieselbe Bettwäsche. Dasselbe ordentliche Bett.Trostlos. Langweilig. Nichtssagend.
    Ron ging auf die Tür rechts zu und fragte, die Hand am Türdrücker: »Hier ist das Arbeitszimmer?«
    Frau Kramer nickte.
    Auch dieser Raum lag in völligem Dunkel. Ein dumpfes Gefühl der Beklemmung kroch in Myriam hoch. Sie fragte sich, weshalb zwei Jungen, die augenscheinlich ordentlich waren und keinerlei Anlass zur Sorge gaben - Frau Kramer hatte ihre exzellenten Schulleistungen erwähnt -, es vorzogen, im Düstern zu wohnen.
    Myriam spürte einen Luftzug, und gleich darauf ertönte ein leises Scheppern, doch sie konnte nichts erkennen.
    »Sind die Rollläden immer geschlossen?«
    »Immer«, erklang die leise Stimme der Haushälterin, aus der nun noch etwas anderes zu hören war. Ein Unterton derselben Unruhe, die Myriam ebenfalls quälte, und dann: »Ich meine, so sind die jungen Leute eben, nicht wahr? Wenn Sie am Computer sitzen, dann möchten sie kein helles Licht. Simon hat immer gesagt, dass es blendet, und auf blickdichten Rollos bestanden.«
    Ron schaltete das Licht an. Auch hier wirkte die Ordnung, die ihnen entgegenstrahlte, auf Myriam unnatürlich und erschreckend. Wieder der Eindruck, dass etwas nicht passte.Welcher Jugendliche besaß einen Schreibtisch, auf dem nichts zu sehen war? Kein Stift, kein Papier,

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