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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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allein gelassen zu wissen. Cornelius war meine Rettung, so seltsam dies auch klingen mag. In einem Augenblick, da meine Kraft zum Leben beinahe aufgebraucht war, hatte er mir seine Kraft geschenkt.

7.
    »Du meine Güte, du siehst ja aus wie die Katze, die sich am Sahnetopf gütlich tat und dabei erwischt worden ist!«
    Kaum war ich durch Asas Tür getreten, wurde ich schon mit einem scharfen Blick gemustert. Manchmal machte es mich richtig wütend, niemals und nirgendwo meine Ruhe zu haben. Wie gerne hätte ich noch eine Weile über das nachgedacht, was im Wald geschehen war. Hatte ich vielleicht alles nur geträumt? Doch meine ausgekühlten Schenkel und mein kalter Hintern bewiesen mir das Gegenteil. Verstohlen setzte ich mich neben die Feuerstelle und versuchte, die zerknitterten Falten meines Rockes glattzustreifen.
    »Dein Rock und dein Leibchen – alles verschmutzt … so sprich doch, Marga, was ist geschehen? Bist du überfallen worden?« Besorgt musterte sie mich. Daß Asa sich wegen meines langen Fortbleibens Sorgen machen könnte, daran hatte ich nicht im geringsten gedacht. Ich beeilte mich, sie zu beruhigen. Aber ich brachte es einfach nicht fertig, Asa meine Sünde zu beichten.
    Doch die Heilerin war schließlich nicht dumm. Nachdem sie sich meiner körperlichen Unversehrtheit versichert hatte, blickte sie mich listig an. »Bist wohl mit einem Mann gelegen? Kannst es mir ruhig sagen … Wenn du meine Meinung hören willst, ist es genau das, was dir schon lange gefehlt hat!«
    »Asa, wie kannst du so etwas sagen! Ich bin doch kein losesWeibsbild, sondern eine verheiratete Frau!« Mir war, als sei meine Zunge pelzig belegt vor Schuldgefühlen. Schon allein bei dem Gedanken an das, was ich getan hatte, stieg mir die Schamesröte ins Gesicht. Cornelius! Mein Schwager. Wie sollte ich ihm jemals wieder in die Augen blicken können?
    »Verheiratete Frau, daß ich nicht lache! Eine Strohwitwe bist du, und das schon zwei Jahre lang! Außerdem hat es dein Gatte mit dem Eheschwur auch nicht so genau genommen, wenn ich mich so recht erinnere …«
    »Ach, sei doch ruhig, ich will die alten Geschichten nicht mehr hören! Wer weiß, was damals in Jerg vorging. In dieser Zeit war er doch nicht mehr er selbst! Und das mit Sureya – es gibt wohl kaum einen Burschen im Dorf, den sie damals nicht beglückt hätte.« Daß Asa gerade jetzt mit dieser alten Sache kam, wo ich genug mit mir selbst zu tun hatte, fand ich nicht gerade sehr rücksichtsvoll. Ich schöpfte ein paar Kellen Wasser aus unserem Eimer in einen Topf und stellte diesen auf das offene Feuer, auf dem schon das Abendbrot, ein dicker Brei aus Bohnen und Rüben, vor sich hinbrodelte.
    »Der Cornelius war’s! Bist mit deinem Schwager gelegen, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das? Asa, bist du mir etwa gefolgt?« Ich fühlte mich wie vom Schlag getroffen. Meine schlimmsten Ängste schienen sich zu bestätigen. Womöglich hatten uns noch andere beobachtet?
    »Gefolgt, pah! Um das Begehren im Blick eines Mannes zu erkennen, brauch’ ich niemandem zu folgen! Der Cornelius hat’s doch schon lange auf dich abgesehen. Das hast du Christkind bloß nicht gemerkt, hahaha!«
    Ich kniff die Stirn zusammen. »Wie meinst du das? Cornelius habe es auf mich abgesehen?«
    »Nun, so, wie ich es sage! Überall hat er dich mit seinen gierigen Augen verfolgt, dir heiße Blicke zugeworfen und nur auf eine Gelegenheit gewartet, mit dir allein sein zu können. Nun, die scheint er heute wohl genutzt zu haben.«Am liebsten hätte ich Asa den Hals umgedreht, so spöttisch klang ihr Lachen! »Das ist nicht wahr! Was heute geschehen ist, war völlig unerwartet. Es … überkam uns einfach so. Urplötzlich.«
    »Urplötzlich, das ist gut! Das sagen sie alle, hahaha!« Asa schien sich köstlich auf meine Kosten zu amüsieren. »Sag – hat es sich denn wenigstens gelohnt, daß du dir dein ganzes Kleid verschmutzt hast?«
    »Wenn du’s genau wissen willst: ja! Es hat sich gelohnt! Der Cornelius ist ein ganzer Kerl, und so einer tät’ dir auch nicht schaden, du altes, vertrocknetes Kräuterweib!« Ich spürte, wie mir vor Wut und Erschöpfung die Tränen in die Augen stiegen. Erst der häßliche Alte und seine Nachricht von Jerg, dann mein ›Treffen‹ mit Cornelius und nun noch Asas spitzes Mundwerk – auf einmal wurde mir alles zuviel. Ich sank zu Boden und begann, hemmungslos zu weinen. »Asa, was habe ich getan? Mit meinem eigenen Schwager? Fast schon mein eigen Fleisch und

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