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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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eklig und bitter?«
    »Nun, sagen wir einmal, es kann nicht schaden … In der Tat hilft es sogar dem Blute, besser zu fließen. Aber es hinterläßt einen so bitteren Geschmack auf der Zunge, daß man schon in großer Not sein muß, um diesen in Kauf zu nehmen, hihihi!«
    »Asa, du bist wirklich ein Luder! Und das zweite Mittel?«
    »Das war eine Salbe aus Bärenfett und Kirschkernen! Damit solle er kräftig sein bestes Teil einmassieren, habe ich gesagt, und noch wirkungsvoller sei die Behandlung, wenn man sie bei zunehmendem Mond vornähme. Dann würde bald auch sein Schniedel zunehmen … hihihi.«
    Ich schüttelte mich vor Lachen.
    »Siehst du, ich habe schon längst damit angefangen, etwas gegen widrige Umstände zu unternehmen! Oder gilt Jost in deinen Augen etwa nicht als widriger Umstand?«
    »Und ob, Asa, und ob … Arme Sureya – das geschieht dem Biest recht!«
    An diesem Abend gab es kein Halten mehr. Die Vorstellung, wie Jost im Mondenschein seinen kleinen Freund einbalsamiert, brachte uns immer wieder aufs neue zum Lachen.
    Ehe wir uns versahen, stand der Frühling vor der Tür. Hatte ich mir in den Jahren davor nichts sehnlicher gewünscht, als daß der kalte Gesell Winter endlich sein Bündel nehmen und gehen möge, so beobachtete ich dieses Mal sein Abschiednehmen mit Bedauern. Denn war der Winter erst einmal vorbei, hieß es auch für mich, Abschied zu nehmen: von Asa, von ihrer kleinen, sauberen Hütte, in der immer der Duft von Wiesenkräutern hing, von unseren Zwiegesprächen, die uns beiden so sehr ans Herz gewachsen waren. Es war vereinbart worden, daß ich nach dem Märzenmarkt wieder zu Cornelius zurückziehen sollte. Bis dahin verblieben mir gerade noch zwei Wochen. Die Dorfbewohner zerrissen sich schon seit Monaten das Maul über den Umstand, daß ich nicht im Hause meines Schwagers, sondern bei der Kräuterfrau wohnte. Meine schwere Krankheit ließen sie als Grund dafür nicht mehr gelten, dazu erschien ich den Besuchern in Asas Haus viel zu gesund und munter. Warum also, so fragten sich die Menschen, blieb ich bei Asa, wenn doch mein rechtmäßiger Platz in Cornelius’ Haus war? Ich konnte das Tuscheln und Zischen hinter meinem Rücken förmlich spüren. Aber nicht ein einziges Mal wurde ich direkt auf den Grund meines Verweilens in Asas Haus angesprochen! Überhaupt enttäuschte es mich, daß mich keine der Frauen auch nur ein einziges Mal während meiner langen Krankheit besucht hatte. Sicherlich hatte ich es im Dorf noch nie sonderlich leicht gehabt – kam ich doch von der Alb und war somit eine Fremde, der man nicht so einfach trauen konnte –, aber diese Wand der Ablehnung, wie ich sie nun erlebte, war neu für mich. Kaum trat ich zu einer Gruppe von Frauen am Dorfbrunnen hinzu, verstummten deren Gespräche! Ich schob diese Ablehnung auf den unschicklichen Umstand, daß ich es wagte, ohne männlichen Schutz bei Asa zu hausen, statt, wie es sich gehört hätte, bei meinem Schwager. Daß mehr dahinter stecken könnte, vermutete ich nicht einen Augenblick lang! Während ich in Asas warmer Stube saß, wurdenämlich hinter meinem Rücken eine wüste Hatz veranstaltet – und deren Opfer war ich!
    Daß es gerade Marianne war, die endlich mit der Sprache herausrückte, versetzte mir einen weiteren Stich. War es doch noch kein Jahr her, daß sich Jerg unter Lebensgefahr für Heinrich, ihren Gatten, eingesetzt hatte.
    »Na, Marga, an welchem Leichentuch wäschst du denn heute?«
    Zu Tode erschrocken ließ ich meine Wäsche ins eiskalte Wasser der Lauter fallen. Ich war so in meine Arbeit versunken gewesen, daß ich nicht gemerkt hatte, wie jemand auf mich zukam. Als ich aufschaute, blickte ich in das haßverzerrte Gesicht von Marianne. »Marianne … wie meinst du …«
    »Wie ich das meine, willst du wissen? Das kann ich dir sagen, du elendiges Miststück! Es wird eh Zeit, daß dir endlich einmal jemand die Meinung sagt! Hintenrum können sie alle tuscheln, aber ich, ich traue mich, dir ins Gesicht zu spucken! Ich bin es schließlich, die durch deinen Verrat ihren Mann verloren hat!«
    Ich glaubte, von einem bösen Traum befallen zu sein, und hoffte, er möge sich in der nächsten Minute in Luft auflösen. Doch Heinrichs Witwe sah mich so haßerfüllt an, als wünsche sie mir die Pest und den Tod an den Hals!
    »Marianne, um Himmels willen! Was redest du für einen Unsinn?«
    »Du wagst es, auch noch frech zu werden?«
    Schon spürte ich einen dumpfen Schlag ins Gesicht. Und noch einen.

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