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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Land immer auf der Suche nach den Lepreachauns. Wollt Ihr wissen warum? Arrah, die kleinen Kerle kennen nämlich den Ort, an dem ein kostbarer Goldschatz versteckt liegt! Wenn nun ein Sterblicher einen Lepreachaun fängt, dann kann er ihn zwingen, diesen Ort zu verraten. Aber er darf den Kleinen die ganze Zeit über nicht aus den Augen lassen, sonst ist er verschwunden. Immer versucht der Lepreachaun, den Menschen einen Augenblick abzulenken und dann zu entwischen. Wer darauf hereinfällt, ist selbst schuld. Er wird nie wieder einen Lepreachaun fangen und den Schatz finden. Einmal ließ sich ein Bauer namens Finbar aber nicht überlisten, und der Lepreachaun zeigte ihm den Busch, unter dem der Schatz lag. Finbar band ein rotes Band um den Busch und ließ dann den Lepreachaun frei. Dann ging er, um einen Spaten zu holen. Und was glaubt Ihr, was geschah? Als Finbar zurückkam, flatterten an allen Büschen rote Bänder! Den Schatz hat er nie gefunden.«
    Die Leute hatten mucksmäuschenstill zugehört. Doch kaum war Ciaran zum Ende gekommen, fingen die Zigeuner schon wieder an, zu spielen, und der Tanz ging weiter.
    »Das Ganze ist Ciarans Erfindung«, erklärte Ezzo mir. »In seiner Heimat gibt es Tanz- und Erzählfeste, an denen sich Musik und Geschichten abwechseln. Er nennt sie ceilidhs.« Dann stand mein Tanzmeister auf. »Ich muss los. Zwei junge Kerle wollen sich gleich mit mir im Schwertkampf messen.«
    »Ist das nicht gefährlich?«
    Er lachte. »Aber wo! Die wissen ja kaum, wo beim Schwert vorne und hinten ist. Manchmal erwischt mich schon einer aus Versehen, aber das ist meistens nicht schlimm. Hiltprand schmiert mir dann immer ein bisschen Schwalbenkot auf die Schnitte, dann heilen sie gut.«
    Noch bevor ich ihm sagen konnte, was ich von Schwalbenkot hielt, war er schon weg. Dieser Hiltprand ist eine Heimsuchung, dachte ich erbittert.

    Später half ich Janka beim Kochen. Sie hatte zwei Feuer gemacht, über dem einen hing ein Kessel mit Wasser, und über dem anderen brutzelte an einem Drehspieß – o Himmel! Ein Schwein! Schon der durchdringende Geruch machte mir zu schaffen, und ich vermied es hinzusehen, wie Finus, das geschiente Bein lang ausgestreckt, den Spieß drehte und manchmal mit dem Finger versuchte, das tropfende Fett aufzufangen.
    Ahnungsvoll äugte ich immer wieder zu dem Schwein hinüber, während ich mit Janka Pastinaken schnippelte und Mehl für das Morgenmus mahlte. Bisher hatte ich immer vermeiden können, Schweinernes zu essen. Wenn ich im Zweifel war, nahm ich eben gar kein Fleisch. Aber an diesem Abend, so erzählte Finus voller Vorfreude, würde es für alle Braten geben! Mir graute schon, und ich sann nach einer Ausrede. Zu allem Überfluss tat Finus irgendwann vom Drehen der Arm weh, und ich musste ihn ablösen. Ich drehte den Spieß möglichst ohne hinzuschauen und atmete dabei durch den Mund. Wenn das mein Vater sehen würde, dachte ich. Seine Tochter, ein unreines Schwein bratend! Rauch und Schweineduft hüllten mich ein – eigentlich ein Grund, um sofort in die Mikwe zu laufen, dachte ich mir und schüttelte mich. Aber während ich so drehte, musste ich dann doch über mich selbst lachen. Mein Ekel vor dem unreinen Tier war so groß, und alle anderen freuten sich auf das Essen! Ich fragte mich zum ersten Mal, wozu unsere Speisevorschriften eigentlich gut waren …

    Es dauerte nicht lang, da hatte auch ich ein Stück knusprigen Schweinebraten auf dem Teller. Gott sei Dank waren die anderen so mit Essen beschäftigt, dass keiner bemerkte, wie ich einen Brocken davon zu Boden fallen ließ. Kurz darauf raschelte es: Der Herzog von Schnuff war schwanzwedelnd zur Stelle und verschlang den Leckerbissen gierig. Ich sah mich noch einmal um und ließ dann mein ganzes Bratenstück vom Teller fallen. Der Hund fraß selig und wich danach nicht mehr von meiner Seite. Ich blieb hungrig, aber zumindest hatte ich an diesem Abend einen Freund gewonnen. Schnuff ließ sich das glänzende schwarze Fell ausgiebig von mir kraulen. »Glaub bloß nicht, dass du genauso viel abkriegst, wenn es Hühnchen gibt«, flüsterte ich ihm ins Ohr.

    In dieser Nacht schlief ich stolz und glücklich in meinem eigenen Zelt. Die Männer – natürlich außer Hiltprand – hatten mir geholfen es aufzubauen, und drinnen war es recht gemütlich. Ich schlug Feuer, zündete mein Talglämpchen an und kuschelte mich unter die warmen Decken. Dann fiel mein Blick auf Onkel Jehudas Ledertasche. Und zum ersten Mal seit ich

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