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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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auf ihren Pferden. Disputierende Theologen aus aller Herren Länder, die wild gestikulierend durch den Morast stapften. Langbärtige Byzantiner mit fremdartigen Umhängen und Hüten. Bürger, die eilig ihren Geschäften nachgingen. Handwerker, die auf den Straßen klopften und sägten, Bauern, die Eier und Würste aus der Rückentrage heraus verkauften, und Händler, die in hastig zusammengezimmerten Bretterbuden ihre Waren feilboten. Ohne Trippen konnte man nicht gehen, sonst wäre auch das festeste Paar Schuhe nach ein paar Tagen nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Aber viele liefen auch trotz der Kälte barfuß oder in Lumpen durch den Schlamm: Bettelvolk, Landfahrer und andere Unbehauste, denen es irgendwie gelungen war, in die Stadt zu kommen. Luderpfaffen, die sich als Prediger ausgaben. Kinder, die ihre schmutzigen Händchen zum Betteln hochreckten. Zerlumpte Männer und Frauen, die sich mit ätzenden Mitteln schwärende Wunden beigebracht hatten, die blutbeschmierte Binden um die Augen trugen, die zuckten und zitterten und alle möglichen Gebrechen zur Schau stellten, um Almosen zu ergattern. Suppenschlecker und Schmalzbettler, Beutelschneider, Faltenstreicher und Hosenschlitzer.
    Nachdem die beiden Frauen sich bis zum Haus zur Waage durchgefragt hatten, erhielten sie vom zuständigen städtischen Beamten die Erlaubnis, ihre Wagen in der Nähe des Sankt-Stefans-Kirchplatzes aufzustellen, in einer Ecke beim Franziskanerkloster, gleich neben einem großen Schuppen, in dem die Stadt Stroh und Brennholz lagerte. Es war eine ruhige, windgeschützte Stelle mit ebenem Boden, was wollte man mehr? Gutlind schloß gleich beim Abschirren der Pferde ihre erste Bekanntschaft mit einem welschen Rossknecht, dem beim Anblick ihres Ausschnitts fast die Augen aus dem Kopf fielen. Kaum war das Nötigste gerichtet, verschwand sie mit ihrer Eroberung im Lotterwagen.

    Seufzend versorgte Sara noch die Pferde, dann machte sie sich auf den Weg, der immer ihr erster in einer neuen Stadt war: ins Judenviertel. Unterwegs fiel ihr auf, dass hier außergewöhnlich viele Männer den spitzkegeligen Judenhut trugen – nachdem sich Tausende von Ausländern mit fremden Währungen in Konstanz aufhielten, brauchte man Geldwechsler und natürlich auch Pfandleiher. Juden waren deshalb von nah und fern gekommen, um ihren Anteil am Geschäft zu ergattern.
    Der alte Rabbi war zutiefst betrübt, dass er Sara nicht weiterhelfen konnte. Auch in Konstanz waren ihre Eltern nirgends gesehen worden. »Armes Ding, beim Atem Adonais«, lamentierte er. »Hier war deine Familie nicht. Aber es kommen viele von den Unsrigen aus anderen Orten des Reichs hierher, ich werde sie fragen. Sag, willst du nicht bei uns bleiben? Es gibt ein paar junge Männer in unserer Gemeinde, die auf der Suche nach einer guten Frau sind … «
    Sara schüttelte schnell den Kopf. »Ich bin Witwe«, erklärte sie, »und habe gelobt, nicht wieder zu heiraten. Deshalb suche ich ja meine Eltern, um wieder mit ihnen zu leben. Bitte, Rabbi, erzählt niemandem von mir. Ich will mir hier als Ärztin meinen Unterhalt verdienen, und das kann ich vielleicht nicht, wenn man erfährt, dass ich Jüdin bin. Dieses Konzil ist ein Hort des Christentums.«
    Der Alte machte ein bekümmertes Gesicht. »Nun ja, wenn dies dein Wunsch ist, Sara bat Levi aus Köln. Obwohl ich ein solches Verhalten nicht billige … «
    Sara hob die Hände. »Ich weiß, dass es nicht richtig ist. Aber ich muss leben … «
    »So sei es denn«, antwortete der Rabbi. »Ich werde dir Bescheid geben, wenn ich etwas von deinen Leuten höre. Schalom und masel tow.« Kopfschüttelnd sah er seiner Besucherin nach, als sie auf die Münzgasse hinaustrat und in der Menge verschwand.
    Gesamtübersicht über die Gäste und
Teilnehmer am Konzil
    aus der »Chronik des Constanzer Conzils« von Ulrich Richental
RECAPITULATIO
Papa Johannes der XXIII kam mit VI hundert personen.
Patriarchen fünf mit CX VIII personen.
Cardinäl XXXIII mit III tusend und LVI personen.
Ertzbischoff XXXXVII mit MMMM und VIIi hundert personen.
Bischoff hundert und XXXXV mit VI tusend personen.
Weihbischoff LXXXXIII mit CCCLX personen.
Gaistlich fürsten V hundert mit IIII tusend personen.
Auditores, secretarii, der waren XXIIII, die kamen mit III hundert
personen.
Schulen von allen nacionen, XXXVII hoher schulen mit MM personen.
Doctores in theologya von den fünf nacionen ... II hundert XVII mit MM und VI hundert personen.
Doctores in utroque, das ist

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