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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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nach irgendeinem Anhaltspunkt. Und plötzlich entdeckte er einen jungen Burschen, der vor ihm über den Münsterplatz lief, offenbar ein Einrosser vom Adel, der hatte eine Ledertasche umhängen, wie sie reitende Boten trugen. Und auf dieser Tasche war ein Wappen gemalt, das Ezzo nur zu gut kannte: Ein gevierter Schild mit zwei roten Balken in silbernem Feld und drei goldenen Sternen in blauem Feld – das Wappen derer von Cilli.
    Ezzo folgte dem Burschen, was wegen der großen Menschenmenge in der Stadt gar nicht so einfach war. Sein Weg führte ihn erst über die Hauptstraße zum Obermarkt, dann nahm der Bote ganz offensichtlich eine Abkürzung durch ein paar winzige Seitengässchen, die hier in Konstanz Wuoschtgräben hießen. Endlich verschwand er in einem ansehnlichen zweigiebeligen Steingebäude. Aus den Fenstern hingen lange Fahnen in den Cillischen Farben. Das musste es sein, dachte Ezzo. Er hatte die Königin gefunden, endlich!
    Er wartete ein Weilchen, bis eine Magd das Haus durch eine Seitenpforte verließ, die sprach er an, um sich zu vergewissern. »Verzeiht, gute Frau, welcher vornehme Herr wohnt denn hier?«
    Sie warf sich in die Brust. »Ei, dies hier ist der Lanzenhof, das Stadthaus der Edlen von Lanz-Liebenfels, Spielmann. Und wenn du’s genau wissen willst, hier wohnt kein Herr, sondern die Königin höchstselber.«
    Ezzos Herz machte einen Sprung. Er suchte einen Brunnen, wusch sich mit kaltem Wasser notdürftig Hände und Gesicht und richtete seine Kleider. Dann kehrte er zurück und klopfte an die Pforte. Ein vierschrötiger Wächter öffnete, die Hellebarde in der Hand. »Euer Begehr?«, fragte er unfreundlich und entblößte eine Reihe gelblich fauliger Zähne.
    »Ich habe eine Botschaft für Ihre Majestät, die Königin«, erklärte Ezzo keck.
    Der Wächter schüttete sich aus vor Lachen. »Du bist wohl nicht ganz gescheit, Jungchen! Da könnte ja jeder kommen! Schau, dass du weiterkommst, du Tropf, bevor ich dir Beine mache!«
    Ezzo stellte blitzschnell den Fuß in die Tür. »Nicht so hastig«, sagte er leise und hielt dem Mann den silbernen Siegelring mit dem königlichen Wappen hin, »du bringst das jetzt gleich zu deiner Herrin, und es wird dein Schaden nicht sein!«
    Der Wächter wurde unsicher. Er besah sich den Ring mit gerunzelter Stirn, endlich nickte er. »Wartet hier!«
    Ezzo atmete auf.

    Und dann stand er vor ihr, kam sich vor wie ein Tölpel in seinem Spielmannskostüm.
    »Mein Ritter von Riedern!« Er hätte ihre Stimme unter Tausenden erkannt. Huldvoll hielt sie ihm ihre Hand hin; er beugte das Knie, ergriff und küsste sie. Mehr wagte er nicht. Er sah das spöttische Lächeln, das ihre Lippen umspielte.
    »Das Narrengewand steht Euch nicht schlecht, mein Freund«, sagte sie und zupfte spielerisch an einem der Glöckchen, die den Kragen der Gugel zierten.
    »Ich wollte nicht erkannt werden«, erwiderte er. »Schließlich bin ich des Hofs verwiesen … «
    Sie nickte. »Wer hätte gedacht, dass wir uns hier wiedersehen? Nun denn, kommt ans Feuer, Herr Ritter, es ist kalt hier drin.«
    Auf dem Weg zum Kamin klatschte Barbara in die Hände, worauf eine Zofe erschien. »Wein für meinen Gast«, befahl sie. Das Mädchen verschwand und kehrte gleich darauf mit einem silbernen Pokal zurück, den sie neben Ezzo auf ein Tischchen stellte. »Geh. Und sorge, dass wir nicht gestört werden.« Die Königin winkte, und sie waren wieder allein. Ezzo forschte in ihrem Gesicht. War da ein neuer Zug um ihre Lippen, härter, bitterer als damals? Nein, es musste wohl der flackernde Schatten des Kaminfeuers sein … Sie war so wunderschön wie immer, nein, noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Das blonde Haar offen, nur über der Stirn von einem dünnen Reif gehalten. Die hellblauen Augen, die fast durchsichtig weiße Haut, die schlanke Linie ihres Halses.
    »Kommt Ihr, um Bericht zu erstatten?« Sie reichte ihm den Pokal, er nahm ihn und trank. Warum war sie so kühl, so abweisend? Er fühlte sich befangen, wie ein Fremder. In dürren Sätzen erzählte er von seinen Begegnungen mit dem rheinischen Adel, dem Entgegenkommen mancher, der Ablehnung anderer. Sie hörte ihm mit ernster Miene zu, bis er zu Ende war.
    »Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen«, sagte sie schließlich. »Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll.«
    Er neigte höflich den Kopf. War das alles? Mehr hatte sie ihm nicht zu sagen? Er war wohl einem Traum hinterhergejagt, einer schönen Phantasie. Vorbei. »Eure

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