Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)
königliche Gunst ist mir Dank genug, Herrin«, erwiderte er knapp.
Da lächelte sie, versenkte ihre Augen in seine. Langsam, ohne den Blick abzuwenden, ließ sie ihren hermelingesäumten Umhang zu Boden gleiten. »Ezzo von Riedern«, sagte sie leise, »meine Gunst als Königin – ist das alles, was du dir von mir wünschst?«
Da war es um seine Beherrschung geschehen. Im Nu war er bei ihr, umschlang sie, küsste sie gierig, hungrig, leidenschaftlich. Sie zog ihm die Gugel über den Kopf, dann die Jacke, ihr Surkot landete auf dem Boden, ihr Kleid, mit zerrissenen Bändern, seine Beinlinge, ihr Untergewand. Endlich waren sie nackt, Haut an Haut. Ezzo hob sie hoch, schwer atmend, und sah sich suchend um. »Wo?«, fragte er.
Sie deutete auf die weichen Binsen, die die Holzdielen unter ihren Füßen bedeckten. »Hier.«
Später lagen sie vor dem Kamin, Ezzo hatte den Kopf in ihrem Schoß. Sie zupfte Binsenfasern aus seinem Haar. »Ich bin so froh, dass du hier bist«, sagte sie. »Es war einsam ohne dich.«
Er küsste ihre Fingerspitzen. »Wenn ich nur bleiben könnte«, murmelte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Wir müssen vorsichtig sein, Liebster. Der König … es ist schlimmer mit ihm als je zuvor. Er schlägt mich, bezichtigt mich der unflätigsten Dinge. Dabei betrügt er mich täglich und vor aller Augen. Er hat freien Eintritt zu den feilen Weibern im Frauenhaus und schämt sich nicht, öffentlich dorthin zu gehen. Dann kommt er heim und brüstet sich damit, wie oft er … « Sie fing an, zu schluchzen. »Ach Ezzo, er droht mir damit, mich einzusperren, wenn das Konzil vorüber ist. Deshalb bin ich aus Petershausen fort in dieses Haus hier. Ich ertrage es nicht länger.«
Er setzte sich auf und wiegte sie in seinen Armen. »Du hast immer gesagt, er könne dir nichts anhaben.«
»Das war einmal. Ja, ein großer Teil des Adels steht hinter mir und stützt mich. Aber wenn Sigismund erst einmal das Konzil zu einem guten Ende gebracht hat, dann steht er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er will die drei Päpste zur Abdankung zwingen und einen neuen Papst von seinen Gnaden wählen lassen. Dann winkt ihm die Kaiserkrone. Und danach wird sich ihm niemand mehr in den Weg stellen, wenn er mich verstößt und in irgendeinem dunklen Kerker elend verkommen lässt. Heilige Mutter Maria, ich habe solche Angst.« Er spürte, wie sie zitterte, Wut stieg in ihm auf. »Und wenn wir fliehen?«, fragte er. »Ich weiß, ich kann dir keine Reichtümer bieten, aber wir könnten es nach Frankreich schaffen, oder übers Meer nach England … «
Sie winkte ab. »Er würde uns überall finden, Ezzo. Es wäre unser Tod.«
»Dann darf es nicht so weit kommen, dass er die Macht hat, dir zu schaden.«
Sie nickte. »Du hast recht. Er darf dieses Konzil nicht zu einem guten Ende bringen. Dann wäre ich sicher, und wir haben zumindest dies hier.« Sie machte eine Bewegung, die den Raum umriss. »Auch wenn es heimlich ist und unter Gefahr, das ist mir gleich. Ich liebe dich, und das ist alles, was zählt.« Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre linke Brust. »Spürst du das? Es schlägt nur für dich, Liebster.«
Er zog sie auf seinen Schoß, und sie spreizte die Beine, nahm ihn in sich auf. Ezzo stöhnte. Noch nie hatte er eine Frau auf diese Weise geliebt, es war nicht recht. Die Weltordnung verkehrte sich, wenn das Weib obenauf war. Aber mit ihr fühlte es sich richtig an, sie stand so hoch über ihm, dass es fast selbstverständlich schien. Er musste an sich halten, damit es nicht zu schnell vorüber war.
»Ich habe einen Plan«, sagte sie später, als sie sich beide anzogen. »Wir müssen den Papst aus Konstanz wegbringen, bevor ihn Sigismund dazu zwingen kann, abzudanken. Solange Johannes hier bleibt, ist er ganz und gar in der Hand des Königs und kann sich seinen Wünschen nicht widersetzen.«
Ezzo schlüpfte in seine bunte Scheckenjacke. »Ich habe Flugblätter gelesen, die den Papst der schrecklichsten Dinge anklagen. Unzucht mit Tieren, Kindern, Männern. Inzest. Mord. Betrug. Gotteslästerliches Zeug. Es ist widerlich. Wenn die Beschuldigungen stimmen, dann bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als zurückzutreten.«
Sie nickte eifrig. »Das sind die Machenschaften meines Mannes. Er setzt Johannes immer stärker unter Druck. Es rotten sich schon die Leute unter seinen Fenstern zusammen und schänden ihn mit Spottliedern und Gedichten.«
»Und wenn er aus der Stadt ist?«
»Dann ist er zu nichts
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