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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Medici wollte gerade gehen«, erwiderte Barbara mit einem Lächeln und reichte dem Italiener die Hand zum Kuss. »Wir haben schöne Geschäfte miteinander gemacht, Messer«, flötete sie. »Wir sind hochzufrieden und wünschen uns Euren Besuch in der nächsten Woche.«
    Cosimo de Medici, der als Geldwechsler in Konstanz weilte, schmachtete die Königin an. »Grazie, Altezza. Ich komme, wann immer Ihr es befehlt«, säuselte er und ging, nicht ohne einen etwas eifersüchtigen Blick auf Ezzo zu werfen.
    Barbara schüttelte bewundernd den Kopf. »Selten habe ich einen Menschen gesehen, der einen solch unglaublichen Sinn für Geld und Gewinn hat«, meinte sie. »Er wird es noch weit bringen, nicht nur in seiner Heimat. Aber nun zu unserem kleinen Spiel, Liebster«, wandte sie sich an Ezzo und bot ihm die Wange. »Wie stehen die Dinge?«
    Ezzo nahm auf einem der Lehnstühle am Feuer Platz. »Es ist alles vorbereitet«, erzählte er. »Gerade komme ich vom Herzog von Österreich. Alles läuft wie geplant. Das Turnier, das er zur Ablenkung ausgerichtet hat, ist inzwischen in vollem Gang.«
    Die Königin nickte zufrieden. Es war nicht schwer gewesen, Friedrich von Habsburg zu gewinnen. Nicht umsonst nannte man ihn »Friedel mit der leeren Tasche« – er war ständig in Geldnöten, und ein paar hundert ungarische Rotgulden hatten ihn vom Anliegen der Königin überzeugt. Eigentlich hatte die Flucht des Papstes schon früher stattfinden sollen, aber das Schließen der Stadttore hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun musste der Papst nicht nur aus dem Augustinerkloster geschmuggelt werden, wo er eine Flucht von Zimmern bewohnte, sondern er musste auch noch unerkannt durch die Tore kommen, die sich nur für Angehörige des Adels und ihr Gesinde öffneten. Ezzo, der Habsburger und Barbara hatten fieberhaft einen neuen Plan ausgearbeitet, zu dem das Turnier gehörte, das außerhalb der Mauern veranstaltet wurde. Das bedeutete ständiges Kommen und Gehen durch die Tore, die Stadt ließ sich dadurch nicht mehr wirksam abriegeln.
    Der Papst selber hatte inzwischen verkünden lassen, er sei krank; seit gestern lag er im Bett und tat so, als habe sein letztes Stündlein geschlagen. Die Wachen im Augustinerkloster würden weniger aufmerksam sein, wenn sie glaubten, Seine Heiligkeit könne ohnehin das Lager nicht verlassen. Und dann …
    »Hast du die Kleider?«, fragte Barbara.
    Ezzo nickte. »Alle in den Farben des Österreichers, ja. Und eine kleine Armbrust.«
    »Gut. Der König ist beim Turnier, eben hat man es mir gemeldet. Und ich kenne ihn – wenn ein Gestech stattfindet, hat er nur den Kampf im Kopf. Er verschwendet keinen Gedanken an den Papst.« Sie ballte entschlossen die kleinen Fäuste. »Alles wird gut gehen.«
    Ezzo lächelte. Es würde eine lange Nacht werden, die Nacht vom zwanzigsten auf den einundzwanzigsten März 1415. Mit einem wohligen Seufzer zog er Barbara an sich und küsste sie. »Mach dir keine Sorgen, meine Königin«, murmelte er in ihr Haar. »Morgen wird der Papst über alle Berge sein.«
    »Und mein Mann wird toben wie ein wildgewordener Stier«, kicherte sie. »Dann ade, Papstwahl und Kaiserkrone … «
    Ezzo ließ sie los. »Man könnte glauben, es mache dir Spaß«, sagte er.
    Sie lachte perlend, ihre Augen blitzten. »Na und?«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Du sprichst nur noch von deinem Mann, wie sehr ihm dies alles schaden wird. Nie redest du von uns, davon, wie es weitergehen soll. Und du verschwendest keinen Gedanken darauf, dass der Österreicher, ich, und alle, die in die Sache verwickelt sind, dafür ihr Leben aufs Spiel setzen. Manchmal glaube ich, es geht dir nur darum, den Hass auf deinen Mann zu verfolgen.«
    Barbara machte einen Schmollmund. »Wenn du so schlecht von mir denkst, dann geh doch!« Sie drehte sich um, trat an den Kamin und zog fröstelnd den Surkot enger. »Und ich dachte, du liebst mich!«
    Er küsste sie auf den Nacken. »Natürlich liebe ich dich. Aber manchmal erschreckt mich dein Zorn auf Sigismund.«
    »Wer leidenschaftlich liebt, der kann auch leidenschaftlich hassen«, erwiderte sie. »So bin ich eben.« Ihre Hände fuhren unter sein Hemd, nestelten an seinem Gürtel, schoben die Schamkapsel zur Seite. Er stöhnte auf. »Du würdest mich gar nicht anders haben wollen«, flüsterte sie und zog ihn zu sich auf den Boden.

    Derweil war der Tjost vor den Toren der Stadt in vollem Gang. Eingedenk des Unfalls am Fastnachtstag hatte man die

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