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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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linke Hand und trat in die erste Mauernische. Tastend bewegte er sich vorwärts, bis er den schmalen, hohen Baumstumpf fand, der dem Falken als Schlafplatz diente. Der Vogel begann aufgeregt zu flattern, als Ezzo ihn losband, hüpfte dann aber, als er das vertraute Klopfen hörte, sofort auf die Faust. Ezzo wickelte den langen Riemen fest um seine Finger und kraulte das Tier im Nacken. Brun hielt genüsslich still. Er war der beste Ger, mit dem Ezzo jemals gearbeitet hatte, zuverlässig, ruhig und zielsicher im Stoß. Und er war eine Schönheit.
    »Du gehst also, hm?«
    Ezzo fuhr mit dem Falken auf der Faust herum und starrte voll Angst in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
    »Lass gut sein. Ich bin’s nur.« Aus der Dunkelheit löste sich die lange, hagere Gestalt des alten Falkners. »Darauf hab ich schon lang gewartet, dass du’s nicht mehr aushältst.« Das klickende Geräusch des Feuerschlagens ertönte, und das Licht eines Talglämpchens glomm auf. Leo nahm etwas von einem Haken an der Mauer. »Hier, vergiss die Haube nicht, die wirst du brauchen.« Er streifte Brun die lederne Haube über und zurrte die Bänder fest.
    Ezzo atmete hörbar aus. »Leo«, flüsterte er, »ich … «
    »Schscht.« Der Falkner legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Behandle ihn gut, mein Junge. Los jetzt. Und viel Glück.«

    Kurze Zeit später führte Ezzo den alten Turnierhengst des Grafen über den Hof, gesattelt und gezäumt und die Hufe mit Lumpen umwickelt. Der Ger hockte schon auf seinem Ständer auf dem Sattelknauf und ruckte aufgeregt mit dem Kopf. Dann hatten sie das Tor erreicht. In der Dunkelheit tastete Ezzo nach dem Schlüsselloch. In diesem Augenblick schnaubte der alte Rappe und scharrte erwartungsvoll mit dem Huf.
    »He! Wer da?«
    Ezzo erstarrte. Er war so sicher gewesen, dass Contz bei seinem Mädchen lag! Wie hätte er auch wissen können, dass sich die beiden ausgerechnet an diesem Abend gestritten hatten und Contz deshalb die Nacht im Wächterkämmerchen am Tor verbrachte. Und das auch noch schlaflos vor lauter Wut. Jetzt tauchte er plötzlich wie aus dem Nichts neben Ezzo auf, ein riesiger, kräftiger Kerl mit Muskeln wie aus Eisen.
    In Ezzos Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wegrennen war der erste – doch wohin? Selbst wenn es ihm gelang, Ross und Falke würden verraten, wer da aus der Burg flüchten wollte. Und dann bekäme er niemals wieder eine Gelegenheit, Riedern zu verlassen, dafür würde sein Onkel schon sorgen. Der zweite Gedanke war, mit Contz zu reden. Aber er wusste, dass ihn der Torwart nicht leiden konnte; er würde ihn bestimmt nicht laufen lassen und hinterher dafür die Prügel einstecken. Also ein Kampf? Aussichtslos!
    Ezzo blieb keine Zeit mehr, sich zu entscheiden, denn Contz packte ihn im Genick. »Da schau her, der kleine Bankert!«, knurrte er. »Wolltest wohl abhauen, was?«
    Mit dem Mut der Verzweiflung wand sich Ezzo aus dem Griff des Torwarts, drehte sich und riss mit aller Kraft das Knie hoch. Contz stieß einen heiseren Schmerzenslaut aus, drückte die Hände vors Gemächt und krümmte sich. Fieberhaft versuchte Ezzo derweil, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, aber er zitterte zu stark. Endlich gelang es ihm, als ihn der Wächter packte und seinen Kopf gegen das Tor schlug. Ihm wurde schwarz vor Augen, er merkte, wie alle Kraft aus ihm wich. Doch plötzlich ließ sein Gegner von ihm ab. Aus dem Augenwinkel sah Ezzo, dass Leo mit einem Holzscheit in der Hand hinter dem Wächter stand. Der gute alte Falkner war ihm zu Hilfe gekommen. Contz stürzte sich wutschnaubend auf den alten Mann und rang mit ihm. Dann ging alles ganz schnell. Noch bevor Ezzo etwas hätte tun können, schleuderte der Wächter Leo gegen die Mauer beim Tor. Der Alte sackte zusammen. Ezzo lief zu ihm hin, um zu helfen, da spürte er, wie sich Contzens Hände wie ein Schraubstock um seinen Hals legten. »Dich mach ich kalt, du verdammter kleiner Scheißer«, flüsterte der Wächter. Er war so außer sich, dass er immer noch nicht daran dachte, Alarm zu schlagen. Ezzo rang verzweifelt nach Luft und versuchte vergeblich, seinen Hals freizubekommen. Er trat gegen Contzens Beine, schlug seinen Gegner blind irgendwohin, umsonst. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, und mit einem Mal wurde ihm schrecklich klar, dass ihn der jähzornige Torwart umbringen würde. Er merkte, wie ihm die Sinne schwanden, konnte nicht mehr denken. Mit letzter Kraft schlossen sich seine Finger um den

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