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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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die Brauen zusammen. In letzter Zeit waren seine Augen viel schlechter geworden, und bald, so überlegte er, würden seine Arme zum Lesen wohl nicht mehr lang genug sein. Die Vorstellung, sich einen Vorleser suchen zu müssen, war ihm zuwider, aber was sollte man machen? Das Greisenalter war schon eine Plage, aber es lehrte einen Demut, und die war schließlich eine gut christliche Tugend. Father Padraigs Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das in seinem Gesicht unzählige kleine Fältchen aufknistern ließ. Vierzig Jahre war er nun schon Abt, wer hätte das gedacht? Als Kind, jüngster Sohn einer Familie aus angloirischem Adel, war er damals nach Clonmacnoise gekommen, in den Orden eingetreten und schnell zu Amt und Würden aufgestiegen. Gute und friedliche Zeiten hatte das Kloster unter seiner Leitung erlebt, und so sollte es auch weitergehen, bis er eines wohl nicht mehr allzu fernen Tages bei denen dort draußen liegen würde, den Königen, Kriegern und Mönchen. Father Padraig schüttelte sich, als wolle er damit die trüben Gedanken an den Tod verscheuchen. Noch fühlte er sich rüstig, und in seinem Kopf herrschte noch beste Ordnung, auch wenn er die Zähne, die ihm geblieben waren, an den Fingern einer Hand abzählen konnte und er, nun ja, langsam ein bisschen vergesslich wurde. Aber die Geschicke seines Klosters, die konnte er noch ganz gut leiten, mit Gottes Hilfe natürlich.
    Es klopfte, und ein Diener mit der typischen Haartracht der westlichen Provinzen trat ins Zimmer. »Gabh mo leithscéal, Father, gerade sind zwei englische Herren angekommen, die darum bitten, empfangen zu werden.«
    Der Abt klappte sein Buch zu und riss die Augen auf. In den letzten Jahren war Besuch im Kloster selten gewesen. »Sie seien mir willkommen. Führ sie herein, a Seáinín.« Der junge Bursche nickte und kehrte nach kurzer Zeit mit zwei Fremden zurück, denen man ansehen konnte, dass sie eine lange Reise hinter sich hatten. Einer der beiden war vornehm gekleidet und von hoher, schlanker Statur. Auf seinen Handschuhen war ein Wappen eingestickt; Father Padraig war sich wegen seiner schlechten Augen nicht sicher, aber es konnte die Rose der Lancasters sein, das Familienwappen Henrys des Vierten, der vor sechs Jahren den englischen Thron bestiegen hatte. Der andere Mann war ein grobschlächtiger Kerl mittleren Alters, rothaarig wie ein Ire. Er trug ein riesiges Schwert an der Seite, stand mit breitem Kreuz da und wirkte wie einer, mit dem man sich besser nicht anlegte.
    »Dia dhuit«, begrüßte Father Padraig die beiden Männer. »Seid willkommen in Clonmacnoise. Ich bin Father Padraig, der Vorsteher dieser klösterlichen Gemeinschaft. Wer seid Ihr, und was führt Euch her, Ihr Herren?« Der Abt, der nie von seiner Insel heruntergekommen war, sprach ein etwas holpriges Englisch mit deutlich irischem Akzent.
    »Sir John Latimer mit Leibwache«, antwortete der Vornehme mit einer kleinen Verbeugung, »ich komme im Auftrag der Krone.«
    »Nehmt Platz. Seáinín, Wein und Wasser für unsere Gäste.«
    Der Vornehme setzte sich, während sein Begleiter sich breitbeinig hinter dem Stuhl aufpflanzte. Dankbar griffen die beiden nach der Mischung aus Wein und Wasser, die der Novize ihnen anbot. Sie tranken in durstigen Zügen, dann wischte sich der Engländer den Bart trocken und räusperte sich. »Ehrwürdiger Vater, ich habe den Auftrag, Erkundigungen einzuziehen über einen Fall, der schon lange Zeit zurückliegt. Es geht um ein Kind, das vor bald zwanzig Jahren an Eurer Klosterpforte ausgesetzt wurde.«
    »Ah, Ciaran, ihn werdet Ihr wohl meinen. Ja, ich erinnere mich. Das war mitten in einem scheußlichen Sturm, damals, im Jahr, als der Shannon Hochwasser führte.« Bei länger zurückliegenden Dingen funktionierte Father Padraigs Gedächtnis vorzüglich.
    Die Miene des Engländers hellte sich auf; er warf seinem Begleiter einen schnellen Blick zu, den dieser erwiderte. »Könnten wir mit diesem Ciaran sprechen?«
    Der Abt wurde vorsichtig. Was wollten diese Gesandten des englischen Königs von dem winzigen Säugling, den man damals offenbar ausgesetzt hatte? Und wieso war dieses Kind so wichtig, dass man noch zwanzig Jahre später nach ihm suchte? Wie alle Iren hegte Father Padraig ein gesundes Misstrauen den Engländern gegenüber, deren Herrschaft seinem Land in der Vergangenheit selten Gutes gebracht hatte. »Worum geht es denn?«, erkundigte er sich.
    Sir Latimer wollte nicht unhöflich sein, und außerdem war er ein

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