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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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das kostbare Gewürz verschüttet, weil es plötzlich an der Tür geklopft hatte.
    Jehuda stand mit einem Schulterzucken auf und ging seufzend zur Tür. Ein Arzt wurde eben zu jeder Tages- und Nachtzeit gebraucht, das kannte er nicht anders. Kaum hatte er geöffnet, stolperte eine dunkel gekleidete Gestalt in die Stube, rutschte mit nassen Schuhen auf den steinernen Fliesen aus und fiel mit einem kleinen Schrei hin. Da lag der nächtliche Besuch nun vor Jehudas Füßen, ein unförmiges Häufchen aus Tüchern und Decken, das bebte und sich bewegte.
    »Bei Abrahams Schläfenlocken!«, rief der alte Arzt, runzelte die Stirn und blickte in gespieltem Entsetzen auf das merkwürdige Wesen herab, »Wer ist denn das?«
    Sara wollte etwas sagen, brachte aber vor lauter Kälte und Erschöpfung kein Wort heraus. Zum Aufstehen war sie zu schwach, also kauerte sie einfach nur da und hoffte verzweifelt, endlich angekommen zu sein.
    Jettl eilte herbei, stemmte die Arme in die Hüften und sah ebenfalls erstaunt auf das zitternde Bündel.
    Ein leises, lang anhaltendes Geräusch erklang. Es war das Klappern von Saras Zähnen. Das war das Zeichen für den Arzt, tätig zu werden.
    »Na, dann wollen wir mal.« Mit einer Kraft, die man ihm gar nicht zugetraut hätte, hob Jehuda die durchnässte Sara vom Boden auf und trug sie in die Stube, wo er sie auf einen gepolsterten Stuhl beim Feuer setzte. Jettl schälte sie aus ihren Decken und Umhängen, zog ihr die Strümpfe aus und begann, die eiskalten Füße zu massieren, bis sie schmerzhaft kribbelten. Bevor Sara noch recht wußte, wie ihr geschah, lag ein wärmendes Schaffell um ihre Schultern, und sie hielt ein Schälchen mit heißer Brühe in der Hand. Da endlich hatte sie Kraft genug, um zu reden. Sie sah dem Arzt ängstlich forschend ins Gesicht und sagte: »Onkel Jehuda?«
    Jehuda hob amüsiert die Augenbrauen. »Nicht, dass ich wüsste, mein Kind. Aber ja, ich heiße Jehuda und bin Arzt. Braucht jemand meine Hilfe? Wer schickt dich?«
    Sara schluckte. »Meine Mutter schickt mich. Ich bin deine Nichte Sara.«
    Jehudas Augenbrauen sackten nach unten, ebenso wie sein Kinn. Konnte das sein? Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Wer sind deine Eltern?«
    »Schönla bat Mendel und Levi Lämmlein aus Siegburg. Jetzt leben sie in Köln. Sie haben mir gesagt, dass ich dich in München finde.«
    Schönlas Tochter! Dabei hatte er seine Familie längst vergessen, verdrängt, dass es noch eine Schwester gab, irgendwo.
    »Ich bin doch in München?«, fragte Sara jetzt nach. »Und du bist Jehuda, der Arzt, ja?«
    »In der Tat, in der Tat.« Jehuda kratzte sich etwas ratlos im Nacken. »Und, äh, was willst du nun von mir?«
    Sara sah verlegen in ihr Suppenschüsselchen. »Ich musste aus Köln weg«, sagte sie leise, »und ich wusste nicht, wohin sonst.« Ihre Stimme wurde fast unhörbar, als sie fragte: »Kann ich bei dir bleiben?«
    Jehuda riss die Augen auf. »Wie stellst du dir das vor, mein Kind? Ich meine, ich bin ein alter Mann, das ist doch keine Gesellschaft für ein junges Mädchen wie dich! Und überhaupt, ich bin gewohnt, allein mit meiner Dienerin zu leben, und hätte ja auch gar keine Zeit für dich. So viele Kranke, weißt du, und überhaupt, nein, das geht wirklich nicht … «
    Jehuda war entsetzt. Jetzt, wo auf seine alten Tage alles so schön ruhig und ganz nach seinem Geschmack verlief, da sollte er sich so ein junges Ding aufhalsen? Mit allen Schwierigkeiten und der Verantwortung, die das mit sich brachte? Ein Mädchen, das er überhaupt nicht kannte! Mit dem er gar nichts zu tun hatte und das aus einer Familie kam, die ihn, Jehuda, ausgestoßen und verfemt hatte! Nie und nimmer, dachte der alte Arzt.
    Sara sah es ihm an und schluckte. Er wollte sie nicht. Und sie hatte nach der langen Reise einfach keine Kraft mehr. Die Augen fielen ihr zu, so erschöpft war sie. Sie konnte einfach nicht mehr. »Bitte.« Sie warf einen verzweifelten Blick auf Jettl, die neben ihr stand.
    Die Hausmagd kniff ärgerlich die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, als sei Jehuda ein ungezogenes Kind. »Also wirklich, mein Lieber, da bekommst du Besuch von deiner Verwandtschaft und stellst dich an wie ein Narr! Die Tochter deiner Schwester, und so ein hübsches Ding! Schau nur, wie müde sie ist. Natürlich bleibt sie hier, und du bist ein altes Rindvieh, damit du’s weißt! Ich geh jetzt und hole Bettzeug.«
    Jehuda kannte seine resolute Dienerin gut genug, um zu wissen, dass Widerrede sinnlos

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