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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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die Schulter. »Ich kann verstehen, wie du dich fühlst«, sagte er leise. »Aber glaube mir, deine Eltern waren keine Unmenschen. Sie haben Gott vielleicht mehr geliebt als du. Sie waren beseelt von dem, was sie glaubten. Und das sind wir auch. Deshalb sind wir hier. Wir bitten dich, uns zu helfen.«
    »Helfen?« Ciaran sprang auf. »Ich soll euch also dabei helfen, eine ketzerische Schrift zu finden, ja? Ein Werk dieses Wyclif, der ein Feind meiner Kirche und meines Glaubens ist? Selbst wenn ich könnte – niemals!«
    »Die Vertreter deiner Kirche und deines Glaubens wollten dich umbringen lassen, hast du das schon vergessen?«, brummte Connla.
    Ciaran schüttelte den Kopf. »Das heißt doch nicht, dass ich deshalb … Ich weiß doch gar nicht … Herrgott nein, gemeinsame Sache mit euch zu machen, gegen meine heilige Überzeugung, das könnt ihr nicht von mir verlangen.«
    »Vielleicht änderst du deine Überzeugung, wenn du dich mit Master Wyclifs Lehre beschäftigst«, warf Will ein.
    »Nie werde ich eure englischen Ketzerschriften lesen«, fuhr Ciaran hoch. »Sie sind verderblich und vom Teufel eingegeben.« In seinem Zorn lief er im Kreis herum wie ein gefangenes Tier. »Ich bin Mönch und standhaft im Glauben. Und wenn meine ganze Familie, ja die ganze Welt, dieser falschen Religion anhinge, was hätte ich für einen Grund, euch zu helfen?«
    »Tu’s für deine Eltern«, erwiderte Will. »Egal, was du glaubst, du bist ihnen was schuldig.«
    »Gread leat!«, schrie Ciaran seinen Vetter an. »Hau ab, und geh zum Teufel! Lasst mich doch alle in Ruhe!« Dann lehnte er die Stirn an den rauen Stein des Dolmen und weinte.

    Später ging er allein zurück nach Clonmacnoise. Er hätte die Gesellschaft der anderen nicht ertragen. Seine Welt lag in Trümmern, er fühlte sich wie ein winziges Boot, das sich vom Tau im Hafen losgerissen hatte und jetzt im endlosen Meer von Sturm und Wellen hin- und hergeworfen wurde. Den ganzen Weg über konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Er wusste nur, dass nichts mehr so war wie vorher.
    Im Kloster angekommen, redete er mit niemandem. Verwundert sahen ihm die anderen Mönche nach, wie er, bleich wie ein Geist, zu der kleinen Kapelle ging, die das Grab seines Namenspatrons barg. Die ganze Nacht hielt er dort Zwiesprache. Zeig mir den Weg, flehte er, führe mich zum rechten Tun, ich weiß nicht mehr, wohin. Und während draußen die Nachtwolken über den Fluss jagten, spürte er langsam Ruhe einkehren. Seine Gedanken begannen sich zu ordnen, klarer zu werden. Irgendwann fiel er in einen unruhigen Schlaf; ihm träumte, der große irische Heilige stünde ihm gegenüber, die Hand zum Abschiedsgruß erhoben. Und als am Morgen über dem Temple Melaghlin die Sonne aufging, hatte Ciaran seine Entscheidung gefällt. Er trat ins Freie, ging geradewegs zu seiner Hütte und packte das Wenige, das er hatte, in einen Wandersack. Dann tastete er in seinem Strohsack nach dem Bündel mit dem Korallenamulett, dem einzigen Gegenstand, der ihn mit seinen Eltern verband. Er band sich das blutrote Geäst um den Hals. Ein Griff noch, und er hatte das Lederfutteral mit seiner geliebten Harfe über die Schulter geworfen.

    Draußen empfing ihn schon Connla, der die ganze Nacht auf der Schwelle der Ciaran-Kapelle wach gelegen hatte. Er umarmte ihn. »Komm«, sagte er, »wir bringen dich nach England zu deiner Familie. Wenn du uns dann immer noch nicht helfen willst, werden wir dich nicht aufhalten. Du kannst jederzeit hierher zurück.«
    Mit entschlossenem Schritt verließ Ciaran die heilige Stätte am Shannon, die seine Heimat gewesen war. Er musste sich seiner Herkunft stellen, sonst würde er seines Lebens nicht mehr froh – das hatte ihm der Heilige zugeflüstert, nachts in der Kapelle.
    Als das Tor des Klosters hinter ihm zuschlug, war er nicht mehr Ciaran, das Findelkind. Fortan würde er Henry Granville sein, Sproß aus altem normannischen Adel, auf der Suche nach sich selbst. Er sah sich nicht um, als er Connla folgte und den Weg nach Dublin einschlug.
    Augsburger Arztbestallung aus dem Jahr 1362
Also wer im [dem Arzt] sin Glas mit sinem Brunnen [Urin] sendet oder bringet und im saget wes er in von des Siechen wegen fraget, so soll er [der Arzt] im’s gesehen und soll im nach sinen Triwen das best so er kan und waiß raten und helffen, waz er ezzen, trinken oder meiden, tuen oder lazzen sulle und was im guot sey ohn geverde.
Er soll auch kainerley Vergifft oder ander Ertzney, damit man kindlein

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