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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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gekommen«, sagte sie und stellte die Laute weg. »Es hat lange gedauert … «
    »Ich dachte, es sei Euer Wunsch gewesen.« Ezzo nahm ihre Hände. »Gott weiß, ich habe versucht, Euch zu vergessen … «
    »Schscht.« Sie legte die Stirn an seine. »Jetzt bist du ja bei mir.«
    Draußen auf dem Gang erklangen Schritte, kamen näher, gingen vorbei. Ezzo spürte, wie sie erstarrte. »Wir müssen vorsichtig sein, Liebster. Der König ist misstrauisch und eifersüchtig. Und er hasst mich. Er wartet nur auf eine Gelegenheit, mich zu vernichten.«
    »Wie sollte er? Ihr seid die Königin!«
    Sie lachte freudlos auf. »Weißt du, wie viele von uns schon ihr Leben in finsteren Kerkern beendet haben?«
    »Ihr nicht.« Zärtlich küsste er ihre Fingerspitzen. »Ich werde Euch nie im Stich lassen! Barbara von Cilli, ich bin Euer Ritter mein Leben lang, das schwöre ich! Wenn Ihr mich braucht, werde ich da sein.«
    Die Königin wurde wieder fröhlich; scherzhaft zog sie ihn am Ohrläppchen. »Ein Leben ist lang, mein Freund! Ihr versprecht viel! Dabei würden mir die nächsten drei Jahre auch genügen.«
    »Nun denn«, lachte er, »auf drei Jahre gehöre ich Euch, bei meiner Seele, nur Euch und niemandem anders, ich gelobe es!«
    Sie wurde ernst. Langsam stand sie auf, ging in die Mitte des Raums. »Ich nehme deinen Schwur an, Ezzo von Riedern. Und ich gebe dir etwas dafür als Lohn.« Sie löste die Spange, die ihr langes Abendgewand vor der Brust zusammenhielt. Der Stoff glitt zu Boden.
    Ezzo sah sie nur an. Sie hatte kleine Brüste, eine schmale Taille, breite Hüften, eine rasierte Scham – wie die nackten Engel auf den wenigen Gemälden, die er kannte. Ihre Haut leuchtete sogar im goldenen Kerzenschein noch weiß. Sie war perfekt, so perfekt, dass er nicht wagte, sie zu berühren. Ihre Lippen öffneten sich zu einem Lächeln, lockten ihn. Da ging er auf sie zu. »Diesmal schickst du mich nicht mehr fort«, flüsterte er mit rauer Stimme. Dann hob er sie hoch und trug sie zum Bett.

    Der Morgen schlich sich sacht und leise über den Fluss und sandte Rosenduft durchs offene Fenster. Ihre beiden nackten Körper lagen ineinander verschlungen unter den zerwühlten Laken. Sie waren erst eingeschlafen, als draußen die ersten Hähne gekräht hatten. Die Kerzen waren heruntergebrannt.
    »Aus dem Weg!«
    Barbara schrak hoch, kreidebleich. Sie kannte diese Stimme. Hastig rüttelte sie Ezzo wach. »Schnell, du musst weg!«
    Die Tür sprang auf, und eine der königlichen Zofen stand da, völlig aufgelöst. »Herrin, verzeiht, ich konnte ihn nicht aufhalten«, keuchte sie atemlos. Ein paar kräftige Arme schoben sie zur Seite, und dann war er im Schlafzimmer, das Gesicht wutverzerrt, den Dolch in der Rechten: Sigismund.
    Ezzo sprang nackt, wie er war, aus den Kissen und stellte sich schützend vor die Königin, die hinter ihm auf dem Bett kniete. »Es ist alles meine Schuld, Majestät!«, stieß er hervor. »Sie kann nichts dafür! Tötet mich, aber verschont sie.«
    Sigismund hielt inne und starrte seinen jugendlichen Widersacher ungläubig an. Dann brach er in lautes Lachen aus. Nicht zu glauben! Der war ja tatsächlich ein Unschuldslamm, noch nicht trocken hinter den Ohren! So einen konnte man wohl kaum als ebenbürtig erachten – den Jungen für seine Verfehlung umzubringen wäre unter der Würde eines Edelmanns. Kopfschüttelnd steckte Sigismund den Dolch weg und schnaubte. »Geh mir aus den Augen, Ezzo von Riedern, und lass dich nie wieder blicken. Verschwinde!«
    Nun war es an Ezzo, ungläubig zu schauen.
    »Ihr fragt Euch, warum ich Euch am Leben lasse?« Der König zuckte die Schultern. »Weil ich mein Weib kenne.« Er ging an Ezzo vorbei zur Bettstatt und blickte voll Verachtung auf seine Frau herunter, die inzwischen ein Leintuch um sich geschlungen hatte. Dann holte er unvermittelt aus und schlug Barbara mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie schrie auf, ein kleines Blutströpfchen erschien in ihrem Mundwinkel. Sigismund spuckte aus, dann wandte er sich ab und ging.
    Inzwischen hatten sich mehrere Zofen im Schlafzimmer versammelt. Ezzo streifte sich hastig Hemd und Hose über und schlüpfte in seine Stiefel. Auch die Königin hatte sich einen Umhang überwerfen lassen. Dann standen sie sich gegenüber, und er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Wohin wirst du gehen?«, fragte sie schließlich.
    »Irgendwohin. Aber was geschieht mit dir?«
    »Gar nichts.« Sie lächelte ihn an. »Noch kann er sich nicht leisten, mich

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