Die Silberne Festung
Cogley, scheren Sie sich aus dem Weg. Ich versuche, mit meiner Tochter zu reden… Nein, ich freue mich, daß du vor dem Auslaufen an Bord kommen wolltest. Deine Mutter tut das nie, weißt du. Das hat sie in all den Jahren, die wir nun schon verheiratet sind, kein einziges Mal getan. Sie bleibt immer auf der Pier, bis das Schiff die Golden Gate Bridge passiert hat – aber sie kommt nie zum Abschiednehmen an Bord.«
»Ja, ich weiß.« Im nächsten Augenblick hielt Cogley seinem Kapitän auf einem Schreibbrett einen Stapel Formulare hin, die Page ungeduldig rechts unten abzeichnete.
»Okay, klar zum Loswerfen, Cogley… Entschuldige, Ann. Nein, deiner Mutter scheint’s an Bord der California nicht zu gefallen.«
Ann versuchte zu antworten, daß er den Grund dafür am besten kennen müsse, aber ihre Worte gingen in einem schrillen Hupsignal unter, dem eine Lautsprecherdurchsage folgte: »Alle Gäste von Bord!«
»Ich muß gehen, Dad«, sagte Ann, aber er hörte sie nicht, weil er sich auf etwas anderes konzentrierte. Sie folgte einem Seemann in graublauer Uniform, der sie von Bord geleiten sollte, und steuerte dem Ausgang zu.
Sie hatte eben den zum Hauptdeck hinunterführenden Gang erreicht, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, sich umdrehte und ihren Vater vor sich stehen sah.
»Du wolltest doch nicht etwa gehen, ohne mir auf Wiedersehen zu sagen?«
»Ich habe nicht gewußt, ob ich noch Gelegenheit dazu haben würde, und wollte nicht länger stören.«
Cogley, der gestreßte junge Offizier, trat mit einem weiteren Schreibbrett in der Hand auf seinen Kapitän zu. »Entschuldigung, Sir…«
»Verdammt noch mal, Cogley, verschonen Sie mich mit diesem Kram.
Sagen Sie dem Ersten, daß er mit dem Ablegen warten soll, bis ich zurückkomme.« Cogley hastete davon.
»Allmählich glaube ich fast«, sagte Ann, »daß dieser Leutnant ›Verdammt noch mal Cogley‹ heißt.«
»Ich weiß, ich weiß…« Matthew Page führte seine Tochter einige Schritte vom Gang weg. »Hör zu, Schatz, ich wollte, daß du mit mir an Bord kommst, damit wir ein bißchen miteinander reden können…«
»Worüber denn?«
»Über dich. Über deinen Raumflug.« Er machte eine Pause. »Ich kann’s noch immer nicht recht glauben. Meine Tochter als Astronautin…«
»Hör auf , Dad!«
»Nein, du verstehst mich falsch. Ich will mich nicht darüber auslassen, wie toll ich das finde. Ich wollte nur…«
»Ja?«
»Ann, mir ist verschiedenes zu Ohren gekommen. Dein Auftrag – dieser Skybolt-Laser – macht einigen Leuten ernstlich Sorgen.«
»Ich darf wirklich nicht über Skybolt reden, Dad. Nicht einmal mit dir.
Das verstehst du bestimmt am besten.«
»Natürlich, Ann, aber… Verdammt noch mal, du weißt genau, daß ich mit deiner Entscheidung, dich beim Space Command für einen Job in der Raumstation zu bewerben, nie recht einverstanden gewesen bin. Die Gefahren sind…«
»Frauen sollen barfuß und schwanger bleiben, was?«
»Ann, mein Schatz, du hörst nicht zu.«
»Entschuldige, das ist ein Tiefschlag gewesen. Ich weiß, daß du kein chauvinistischer Macho bist. Aber wenn du dich hier von einem Sohn verabschieden würdest…«
»Auch dann wäre ich verdammt besorgt! Das Projekt, an dem du in der Raumstation arbeitest, ist gefährlich. Mir wär’s lieber, wenn du…«
»Wenn ich auf der Erde bleiben würde? Vor allen Gefahren sicher. Weit von meiner Arbeit entfernt.« Ann schüttelte den Kopf. »Auch wenn du was anderes sagst, Dad, bist du noch immer der Meinung, es sei in Ordnung, wenn Männer losziehen und Gefahren trotzen, aber nicht Frauen…«
Er nickte langsam. »Wahrscheinlich hast du recht, Schatz. Ich bin eben ein bißchen altmodisch.«
»Du bist viel besser als die meisten, aber du neigst dazu, Mom und mich auf einen Sockel zu stellen. Aber wir sind keine Porzellanpüppchen. Wir sind nicht zerbrechlich. Ich bin Wissenschaftlerin. Mom ist deine Frau.
Wir sind beide ziemlich belastbar!«
Ihr Vater zuckte mit den Schultern. Obwohl er nicht völlig überzeugt war, wußte er, daß Ann recht hatte.
»Und ich kenne die Gefahren, Dad. Wir werden auch auf dem laufenden gehalten.«
Die Lautsprecherstimme forderte alle Besucher erneut zum Verlassen des Schiffes auf. Ann griff nach den Händen ihres Vaters.
»Ich werde an dich denken, wenn du dort oben bist«, sagte er. »Und mir wär’s trotzdem lieber, wenn du nicht mitfliegen würdest.«
»Und ich wollte, du wärst jetzt nicht zum… Persischen Golf
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