Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
würde, wann ein Werfer ausgewechselt werden sollte, weil er nicht mehr trifft. Kelly wirft einen Zweifingerball, einen Kurvenball oder einen Geraden. Im sechsten Inning hat er zu neunzig Prozent Zweifingerbälle geworfen. Sein einziger gerader Ball ist im Dreck gelandet. Der Mann hat doch Schwierigkeiten gehabt! Und erst dieser Wade Boggs… Mein Gott, wie lange will der Kerl noch spielen?… Wirft einen lächerlichen Kurvenball, der den anderen einen Homerun einbringt. Ich hätte dafür gesorgt, daß ein neuer Werfer bereitsteht, sobald…«
    Kapitän Pages Tochter Ann streckte ihre rechte Hand aus, nahm den Hörer des Wandtelefons in der für Offiziere der U.S. Navy reservierten Loge ab und hielt ihn ihrem Vater hin.
    »Was soll das?«
    »Gespräch für dich.« Die übrigen Offiziere in der Loge hörten gespannt zu. »Reggie Jackson ist am Apparat. Er will, daß du aufhörst, deine Familie zu langweilen.«
    Unter seinem graumelierten aschblonden Haar bekam Kapitän Page rote Ohren.
    »Sein Blutdruck ist wirklich zu hoch, Mutter«, stellte Ann fest und zupfte ihren Vater leicht am Ohr. »Er sieht aus, als könnte er jeden Augenblick platzen.«
    Amanda Page mußte unwillkürlich lächeln.
    »Verdammt witzig, Missy«, knurrte Page, der ebenfalls grinsen mußte.
    Er beugte sich zu seiner Tochter hinüber. »Bild dir ja nicht ein, als Astronautin könntest du dir alles rausnehmen. Du bist noch nicht so groß, daß dein Alter dich nicht mehr übers Knie legen könnte.«
    Ann hob in vorgetäuschter Abwehrbereitschaft die Fäuste, während die anderen Offiziere ihr zujubelten. Als das Spiel jedoch weiterging, erklärte ihr Vater sich zum Sieger und befahl Ann, ihm ein Bier zu holen.
    Als Ann mit einem großen Becher Bier auf dem Rückweg von der Bar in die Loge war, sah sie ihre Mutter trübselig am Geländer des Wandelgangs lehnen.
    »Mom? Alles in Ordnung?«
    »Klar, natürlich, Schatz«, antwortete Amanda Page, aber ihr Tonfall besagte das Gegenteil.
    Ann trat näher an ihre Mutter heran, die über das Coliseum und die San Francisco Bay hinweg die verschwommene Skyline von San Francisco anstarrte. Ann folgte ihrem Blick. Irgendwo, zwischen den Hunderten von Türmen, Kränen, Gebäuden und anderen Hafenbauten lag der massive graue Stahlrumpf der USS California in der Oakland-Alameda Naval Station. Das atomgetriebene, 58.000 Tonnen schwere Schlachtschiff der Iowa-Klasse war das wichtigste Geleitschiff in der 15 Schiffe umfassenden Trägerkampfgruppe um die USS Nimitz, die in vier Tagen die Golden Gate Bridge passieren würde, um zu einem Achtmonatstörn in den Indischen Ozean auszulaufen.
    Ann berührte den Arm ihrer Mutter. »Er ist noch drei Tage bei dir…«
    Amanda schüttelte den Kopf. »Er ist schon fort, Ann. Bereits seit einer Woche.«
    Sie wandte sich an ihre Tochter. »Spürst du das nicht? Du bist jetzt seit einer Woche zu Hause. Er ist körperlich an Land, aber in Gedanken und mit dem Herzen ist er seit Tagen wieder auf der Brücke der California.
    Die Loge ist für ihn die Offiziersmesse an Bord. Er hört sich die Übertragung des Spiels im Kreise seiner Offiziere im Armed Forces Radio an oder sieht die Fernsehübertragung aus Manila.« Sie rang sich ein gequältes Lachen ab. »Ich weiß nicht, weshalb mich das so stört. Schließlich bin ich seit achtundzwanzig Jahren mit einem Marineoffizier verheiratet. Dies ist Vaters zwölfter Seetörn, aber diesmal… nun, all die Meldungen aus dem Iran, die Sache mit der Konterrevolution, die Unruhen in der Golfregion…«
    »Dads Verband läuft nicht zum Persischen Golf aus; er ist zu den Philippinen unterwegs.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Amanda nüchtern. »Ich habe letzte Woche ein Gespräch mitgehört. Ich glaube, daß die Nimitz in den Persischen Golf entsandt wird.«
    »Wären alle diese Gerüchte wahr, Mom, wäre der Persische Golf mit amerikanischen Schiffen verstopft. Du darfst dich nicht durch Gerüchte aus dem Officer’s Wives Club irritieren lassen.«
    »Daran liegt’s nicht.« Sie machte eine Pause, als suche sie nach den richtigen Worten. »Diesmal ist alles anders… Diesmal geht nicht nur dein Vater fort, sondern du auch…«
    »Ich? Mom, ich bin seit neun Jahren nicht mehr zu Hause. Du bist allein, seitdem…«
    »Ich bin schon viel zu lange allein, viel zu lange. Aber daran liegt’s nicht. Du bist fort gewesen, aber ich habe wenigstens gewußt, wo du bist: Harvard, MIT, Stanford und Houston. Ich habe gewußt, daß du zurückkommen

Weitere Kostenlose Bücher