Die Silberne Festung
Fehlkalkulation erwiesen. In Täbris, Esfahan und Schiras haben wir bisher nur je ein Luftlanderegiment absetzen können, weil die Nachwirkungen des Chemiewaffeneinsatzes für Großverbände zu gefährlich wären. Teheran wird wirksamer verteidigt, als wir angenommen haben, und der dortige Flughafen ist noch immer nicht eingenommen. Außerdem ist Bandar-Abbas so schwer beschädigt, daß Transporter dort nicht landen können – unsere bordgestützten Jagdbomber haben leider etwas zu gute Arbeit geleistet.«
Marschall Iljanowski, der Oberbefehlshaber der Roten Armee, räusperte sich mehrmals, bevor er bestätigte: »Marschall Jesimow hat recht, Genosse Minister. Obwohl wir bemerkenswerte Geländegewinne erzielt haben, sind sie noch nicht konsolidiert und…«
»Der Vormarsch muß weitergehen!« unterbrach Csilikows polternder Baß ihn. »Unsere blitzschnelle Reaktion auf den angeblichen iranischen Eingriff hat die Amerikaner zunächst gelähmt. Sie haben vermutlich wieder diplomatische Beziehungen zur jetzigen iranischen Regierung aufnehmen wollen, aber das Mißtrauen, die Abscheu, die die meisten Amerikaner Moslems gegenüber empfinden, ist weiter virulent – und hat sich zu unserem Vorteil ausgewirkt. Bei uns ist noch nicht einmal ein förmlicher Protest der amerikanischen Regierung eingegangen.«
Der Verteidigungsminister sprach Iljanowski an: »Teheran und Bandar-Abbas müssen sofort eingenommen werden. Wir müssen die Straße von Hormus beherrschen, damit unsere Versorgung auf dem Seeweg sichergestellt ist, und die Kommandozentralen der iranischen Streitkräfte ausschalten. Sie haben erläutert, wie schwierig militärische Operationen mit voller ABC-Schutzkleidung sind, aber wir können nicht weitere vierundzwanzig Stunden warten, um unsere Geländegewinne zu konsolidieren. Binnen sechs Stunden muß wenigstens je eine volle Division auf Teheran und Bandar-Abbas vorrücken.«
»In sechs Stunden? Mit voller ABC-Ausrüstung? Unmöglich!« widersprach Iljanowski schroff.
»Unsere Transportkapazität reicht jedenfalls aus«, warf Marschall Jesimow ein. »Sobald mir gemeldet wird, daß Ihre Stoßtruppen den Flugplatz Bandar-Abbas eingenommen und instand gesetzt haben, kann ich binnen zwei Stunden eine ganze Division dort landen.«
»Ein weiterer Angriff auf den Teheraner Flughafen Mehrabad durch Flugzeuge der Breschnew müßte den feindlichen Widerstand brechen«, sagte Tschertscherowin. »Als Ausweichplatz kommt der Flughafen Doschan Tappeh in Frage: Er ist bereits von unseren Stoßtruppen besetzt, die allerdings in schwere Abwehrkämpfe verwickelt sind. Für An-124 dürfte dieser Platz zu klein sein, aber An-72 oder An-74 müßten dort problemlos landen können.«
»Und was ist mit Bandar-Abbas?« warf Iljanowski ein, der sich sichtlich darüber ärgerte, daß andere ihm die Schau zu stehlen versuchten. »Was passiert, nachdem meine Stoßtruppen den Flugplatz genommen haben? Sie sind Elitesoldaten, keine Pioniere. Wer setzt die Start- und Landebahn instand?«
»Sturmpioniere von der Breschnew werden nach Bandar-Abbas geflogen und übernehmen die Instandsetzung«, antwortete Admiral Tschertscherowin leichthin und sonnte sich in dem anerkennenden Lächeln des Verteidigungsministers. »Ihre Ausrüstung kann ebenfalls von der Breschnew herübergebracht werden, sobald Ihre Leute den Flugplatz und seine Umgebung fest in der Hand haben.«
»Eine Kompanie der Siebten Stoßdivision reicht aus, um die ganze verdammte Stadt zu kontrollieren«, versicherte Iljanowski ihm. »Schaffen Sie die Grabenschaufler rüber, damit sie die von Ihren Piloten angerichteten Schäden beseitigen – meine Männer sorgen dafür, daß ihnen nichts passiert.«
»Gut, dann sind wir uns also einig«, sagte Csilikow und warf den beiden Kontrahenten einen strengen Blick zu. »Die Breschnew übernimmt die Instandsetzung des Flugplatzes Bandar-Abbas und führt einen weiteren massiven Luftangriff auf Teheran durch. Die Luftwaffe unterstützt ihn mit Jagdschutz und dem Einsatz ihrer Bomberverbände. Durch geeignete Koordinierungsmaßnahmen wird sichergestellt, daß unsere Transportmaschinen im Raum Teheran und Bandar-Abbas sind, sobald die dortigen Flughäfen wieder benutzbar sind. Die beiden Divisionen müssen binnen sechs Stunden in Teheran und Bandar-Abbas einsatzbereit sein.«
»Gleichzeitig, Genosse Minister«, fügte Marschall Chromejew hinzu, »besetzt eine iranische Infanteriedivision – eine handverlesene Elitetruppe – unter Befehl
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