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Die Silberne Festung

Die Silberne Festung

Titel: Die Silberne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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von Generalleutnant Waleri Belikow die Städte Abadan und Khorramschar an der iranisch-irakischen Grenze und stellt dadurch sicher, daß unsere Schiffe ungefährdet im irakischen Hafen Al-Basrah anlegen können. Ist der Iran erst einmal auf diese Weise eingekesselt, bleibt der Regierung Alientar nichts anderes übrig, als zu kapitulieren.«
    Csilikows Blick glitt über die Mitglieder seines Führungsstabs. »Genossen, wir stehen kurz vor der Verwirklichung unseres Plans. Was wir in den kommenden zweiundsiebzig Stunden unternehmen, entscheidet nicht nur über dessen Ausgang, sondern vielleicht auch über die Zukunft der Sowjetunion. Gelingt es uns, den Iran zu unterwerfen und im Nahen Osten eine Welle prosowjetischer Revolutionen auszulösen, beginnt damit eine neue Ära sowjetischer Macht und Einflußnahme. Wer weiß, was daraus noch werden kann…«
    Das war ein grandioser Gedanke – eigentlich politischer, als sonst bei Csilikow üblich. Der Verteidigungsminister fragte sich, weshalb er ganz gegen seine Art das Bedürfnis gehabt hatte, den Tonfall eines bombastischen Politkommissars anzuschlagen. Vielleicht weil das rechte Siegesgefühl sich noch nicht einstellen wollte? Gewiß, sie hatten spektakuläre Geländegewinne erzielt, die kriegsmüden Iraner demoralisiert und die ahnungslosen Vereinigten Staaten überrumpelt. Trotzdem schienen sie nicht fest auf dem Gipfel des Sieges zu stehen, sondern in fast prekärer Lage an einem Kletterhaken unterhalb des Gipfels zu hängen.
    Seine Marschälle waren Csilikow widerspruchslos gefolgt. Es hatte keine langen Diskussionen, keine Einwände, keinen Aufruhr, keine endlosen Planungssitzungen gegeben. Aber die Militärs führten diesen Krieg nicht, weil sie von seinen Zielen überzeugt waren, sondern weil sie fürchteten, abgelöst oder gar liquidiert zu werden, falls sie sich weigerten. Deshalb hielt Csilikow es für notwendig, sie an ihre Pflicht zu erinnern.
    Bei wirklichen Soldaten, echten russischen Kriegern, wäre diese Ermahnung überflüssig gewesen – aber die gab es im Führungsstab nicht. Als es vorhin wegen der Fähigkeiten einzelner Teilstreitkräfte fast zum Streit gekommen war, hatte Csilikow geglaubt, wenigstens Ansätze dafür zu sehen, aber die Auseinandersetzung war rasch wieder abgeflaut. Echte russische Krieger? Wo waren sie? Jedenfalls nicht hier…
    Von einem abgesehen. Einen gab es immerhin!
    »Wir kommen um Punkt drei Uhr wieder zusammen«, erklärte Generalstabschef Chromejew dem Führungsstab. »Bis dahin steht die endgültige Planung für die Vorstöße nach Teheran und Bandar-Abbas und wird dem Minister zur Genehmigung vorgelegt.« Er wandte sich an Csilikow. »Noch etwas, Genosse Minister?« Csilikow schüttelte gedankenverloren den Kopf. Schreibtischstrategen, dumpfe Befehlsempfänger…
    »Danke, Genossen.« Die Mitglieder des Führungsstabs schoben ihre Stühle zurück, standen auf und wollten gehen. Aber als die große Doppeltür des Konferenzraumes geöffnet wurde, machten sie abrupt halt. Csilikow, der sich darüber wunderte, folgte Chromejews Blick nach draußen.
    Im Vorraum stand General Goworow mit einem Adjutanten, der einen kleinen Stapel Computerausdrucke in der Hand hielt. Goworow trug eine dunkelgrüne Raumfahrerkombi, die er für den »neuen Typ« des sowjetischen Soldaten entworfen hatte. Seine Stiefel waren auf Hochglanz poliert, seine Uniform saß wie angegossen, und seine ganze Haltung spiegelte unbegrenztes Selbstvertrauen. Chromejew schien dicht vor einer Explosion zu stehen. »Goworow, ich habe Sie davor gewarnt, hier…«
    Der General wandte sich an Csilikow. »Genosse Minister«, sagte er, ohne auf Chromejew zu achten, »ich muß Sie dringend sprechen.«
    Chromejew lief dunkelrot an. »Verschwinden Sie, bevor ich Sie…«
    »Kommen Sie«, sagte eine Stimme hinter ihm. Csilikow war aufgestanden und winkte Goworow zu sich heran.
    »Aber, Genosse Minister…«, protestierte Chromejew.
    »Sie können gehen, Chromejew. Sorgen Sie dafür, daß die Planung bis drei Uhr vorliegt.« Ein scharfer Blick Csilikows ließ den verblüfften Generalstabschef aus dem Konferenzraum hasten.
    Goworow trat rasch ein und nahm vor Csilikow Haltung an. Er fühlte sich weniger selbstsicher, als sein einstudierter Auftritt hoffentlich suggeriert hatte. Sein Adjutant trug die Computerausdrucke vor sich her, als serviere er eine Mahlzeit auf einem Silbertablett »Nehmen Sie Platz, General Goworow«, forderte der Verteidigungsminister ihn auf. Er

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