Die Silberne Festung
wurde automatisch ihr eigenes Zielsuchradar aktiviert, mit dem sie den sowjetischen Verband selbständig ansteuerten.
Nur die beiden Jäger Su-27, die versucht hatten, die Eindringlinge abzudrängen, konnten den Abschuß der Lenkwaffen beobachten und ihnen rechtzeitig ausweichen, so daß die für sie bestimmten Viper-Raketen harmlos detonierten, als ihr Treibstoff verbraucht war. Einer der Backfire-Bomber hatte versehentlich eine Düppelwolke ausgestoßen, als sein Waffenoffizier die ECM-Geräte eingeschaltet hatte; eine heranrasende Viper wurde von dieser Wolke aus Aluminiumstreifen seitlich abgelenkt und verfehlte so die TU-26, deren linkes Triebwerk sie angesteuert hatte.
Aber diese drei waren dann auch die einzigen von 20 sowjetischen Maschinen, die dem amerikanischen Lenkwaffenangriff entgingen. Insgesamt 45 Viper-Raketen fanden in dieser Nacht ihre Ziele und ließen 51 Mann Besatzung mit über 2500 Tonnen Material in das unwegsame nordiranische Bergland abstürzen.
Fourier und seine sieben Eagles warteten das Ergebnis ihres Angriffs nicht ab. Sobald sie ihre Lenkwaffen abgeschossen hatten, gingen sie in den Steigflug über, beschleunigten wieder mit eingeschalteten Nachbrennern und flogen nach Westen zurück. Jeder F-15-Pilot hatte für den Fall, daß sie verfolgt würden, zwei seiner Viper-Raketen an Aufhängepunkten unter den Flügeln zurückbehalten.
Aber sie wurden nicht verfolgt. Die beiden übriggebliebenen Su-27 kreisten noch kurze Zeit über dem Elbrusgebirge, während auf der russischen Notfrequenz zahlreiche beim Aussteigen mit dem Schleudersitz oder durch den Aufprall eines Flugzeugs ausgelöste ELTs piepsten.
Die Piloten der beiden Maschinen notierten sich einige Hilferufe mit Positionsangaben, die für Rettungshubschrauber wichtig sein konnten, und drehten dann nach Norden ab, um wieder sicheres Gebiet zu erreichen.
Auch der letzte Backfire-Bomber folgte ihrem Beispiel, statt allein einen Vorstoß nach Teheran zu riskieren.
»Tango November, Status und Treibstoffvorrat melden«, forderte Fourier seine Piloten auf. Während sie Meldung erstatteten, nahm er seine Sauerstoffmaske ab und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. Er fühlte sich ziemlich erledigt. Danach betrachtete er die Anzeigen des Autopiloten und des Waffenleitsystems in seiner Blickfelddarstellung mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Mißtrauen. Wirklich verdammt effektiv, diese Armstrong-Raumstation! Bisher hatte er sie stets nur für eine abstrakte Idee gehalten, die noch mit Realität ausgefüllt werden mußte, aber in dieser Nacht war diese Auffassung gründlich korrigiert worden…
Trotzdem kämpften Jagdflieger lieber direkt: Radar gegen Radar, Lenkwaffe gegen Lenkwaffe, Maschinenkanone gegen Maschinenkanone, Pilot gegen Pilot. In gewisser Beziehung verschaffte das SBR ihnen unfaire Vorteile. Zu dieser Einschätzung würden auch die Russen gelangen – und garantiert etwas dagegen unternehmen. Die Frage war nur: Wann und wie?
»Gefechtsstand, hier Bombergruppe drei, kommen«, lautete der stark gestörte und kaum verständliche Funkanruf. »Gefechtsstand, hier Bombergruppe drei, kommen.«
Der junge russische Funker des 71. Stoßbataillons schrieb rasch Frequenz und Uhrzeit in seine Kladde, griff nach dem Mikrofon und antwortete: »Bombergruppe drei, hier Feuerstellung sieben des 71. Stoßbataillons. Ich höre Sie zwei, kommen.«
»Verstanden, Feuerstellung sieben. Wir sind im Anflug zu einem Entlastungsangriff. Erbitte die Frequenzen vorgeschobener Beobachter, kommen.«
»Gruppe drei, Ihre Sendung kommt unterbrochen an. Dies ist die falsche Frequenz, ich wiederhole, die falsche Frequenz. Sie müssen sich identifizieren, bevor ich Ihnen einen Beobachter zuteilen kann.«
»Verstanden, Feuerstellung sieben. Leiten Identifizierung ein.«
»Tut mir leid, ich kann Sie nicht identifizieren«, sagte der junge Funker hastig. »Bitte warten!«
Er stand auf, trat an die Tür eines als Funkraum eingerichteten Büros auf dem Teheraner Mehrabad Flughafen und winkte seinen Stabsfeldwebel heran. Dann kehrte er an das Funkgerät zurück. »Bombergruppe drei, die Identifizierung erfolgt in wenigen Minuten.«
»Verstanden, Feuerstellung sieben.« Nach kurzer Pause erkundigte sich die Stimme: »Feuerstellung sieben, können Sie uns das Wetter und die taktische Lage am Platz durchgeben?«
Der Funker hielt nach seinem Stabsfeldwebel Ausschau, der auf dem Weg zum Funkraum von mehreren Offizieren aufgehalten worden
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