Die silberne Göttin
Kopf bis Fuß blutüberströmt, auf dem Rücken im Schnee. Der Schnitt durch die Kehle war offensichtlich eine Erlösung gewesen. Der einzige Teil von ihr, den der Mörder nicht verstümmelt hatte, war ihr Gesicht.
"Er wollte, dass wir sie erkennen können." Rob zwang sich, wieder einen Blick auf die Leiche zu werfen. "Dieser verdammte Bastard!"
"Ja." Sam sah mit bleichem Gesicht noch einmal zu dem Körper hin und drehte sich dann schnell um. "Warum hat er ihr das angetan?"
"Um uns Angst einzujagen." Robs Augen waren dunkel vor Wut, und seine Hände zitterten. "Das ist eine weitere Drohung gegen Iantha."
"Du wirst es ihr doch nicht erzählen, oder?" Sam sah seinen Cousin besorgt an.
"Für was für einen Idioten hältst du mich eigentlich?" fuhr Rob entrüstet auf. "Und auch sonst sagt ihr niemand ein Wort hierüber." Er starrte Sam und Feller finster an.
"Natürlich nicht, Mylord." Der Pferdeknecht streckte beruhigend die Hand aus und schüttelte den Kopf. "Ich habe es ja kaum über mich gebracht, es Ihnen zu sagen, viel weniger Lady Duncan."
Sam zuckte die Achseln. "Ich bin auch kein solcher Dummkopf."
"Tut mir Leid", knurrte Rob. Es gab keinen Grund, seine Wut an ihnen auszulassen. Nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, um sich zu beruhigen, ließ er seinen Blick über die Lichtung schweifen. "Ich glaube nicht, dass sie hier getötet wurde. Er hat sie auf unserem Pferd an diesen Ort gebracht. Ich vermute, er wollte nicht, dass eine Spur zu ihm führt."
Rob wandte sich an Feller. "Hast du nach Spuren gesucht?"
Sein Diener nickte. "Ja, habe ich. Ich denke, er hat sie von der Straße hierher gebracht, aber die ist zu aufgewühlt, als dass man darauf etwas erkennen könnte. Außerdem hat es wieder geschneit."
"Komm, hilf mir hierbei." Rob hatte mit einem Mal das Gefühl, sich beeilen zu müssen. Diese blutrünstige Zurschaustellung verfolgte mit Sicherheit irgendeinen Zweck. Er zog seinen schweren Mantel aus und wickelte den starren Körper darin ein. Nur unter Aufwendung aller Kräfte konnten sie ihn sicher auf dem Pferd festbinden.
Als sie auf dem Heimweg waren, warf Rob einen Blick auf das bemitleidenswerte Bündel hinter ihnen. "Zu wem ist sie bloß gegangen?" grübelte er.
Feller schüttelte den Kopf. "Das weiß ich auch nicht. Doch wer es auch immer war, sie hätte es besser nicht getan."
So glücklich sie auch darüber war, mit ihrem Bruder plaudern zu können, es wollte Iantha nicht gelingen, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. Sicher hatte der Grund für Robs übereilten Aufbruch etwas mit Camille zu tun. Während Vijaya ohne die geringsten Anzeichen von Unruhe eine seiner Schriftrollen studierte, schien John sich genauso rastlos zu fühlen wie sie. Ruhelos ging er im Salon auf und ab, während sie versuchten, eine oberflächliche Unterhaltung zu führen.
Plötzlich hörten sie auf dem Flur einen lauten Schrei, gefolgt von dem Lärm eines Handgemenges. Vijaya warf sein Pergament beiseite und sprang auf. John stürzte zur Tür. Er hatte sie gerade erreicht, als ein Schuss krachte und er ins Zimmer zurücktaumelte.
Iantha schrie gellend auf. "John!"
Ein stämmiger Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, stürmte durch die Tür. John kam wieder auf die Füße und stürzte sich, den Ärmel von Blut durchtränkt, auf den Eindringling. Während er noch mit dem Mann kämpfte, stürmten zwei weitere Fremde herein. Beide trugen sie Messer.
Einer von ihnen näherte sich Iantha. Sie wich zurück, rückte einen Sessel zwischen sich und den Mann. Der Mann umrundete den Sessel, und Iantha stürzte zum nächsten. Warum nur musste Camille ihre Pistole nehmen? Iantha brauchte sie jetzt, wie sie sie noch nie gebraucht hatte. Sie riss eine Vase vom Tisch und schleuderte sie nach ihrem Angreifer. Er trat zur Seite. Und als die Vase neben ihm zu Boden fiel, grinste er Iantha an, sodass sie alle seine Zahnlücken sehen konnte. Unerbittlich kam er auf sie zu.
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie das Funkeln von Juwelen. Sie wagte einen kurzen Blick, während sie sich zum Kamin flüchtete, und sah Vijaya, der, einen beeindruckend großen, juwelengeschmückten Dolch in der Hand, den dritten Mann umkreiste. Sein Gegner ließ den schlanken Prinzen erschreckend klein aussehen. John kämpfte immer noch mit dem Mann, der auf ihn geschossen hatte. Oh Gott, bitte lass ihn nicht schwer verwundet sein, flehte Iantha.
Nicht ihretwegen.
Ein Schluchzen stieg in ihr auf, aber sie fuhr fort, zum Kamin zu
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