Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die silberne Göttin

Die silberne Göttin

Titel: Die silberne Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Rowell
Vom Netzwerk:
ohne sich die Zunge zu verbrennen und schaute in die Nachttischschublade nach der Pistole, die sie immer unter ihren Röcken bei sich trug.
    Sie war nicht da.
    Sie durchsuchte sorgfältig den Kleiderschrank, aber auch dort fand sie die Waffe nicht. Wie beunruhigend! Sie brauchte das Gefühl der Sicherheit, das ihr das Tragen der Waffe verlieh. Ohne sie fühlte sie sich nackt und verletzlich.
    Iantha zog sich hastig an und saß gerade so lange vor dem Spiegel, dass Ellen ihr das Haar aus dem Gesicht bürsten und mit silbernen Kämmen feststecken konnte. Kaum war sie frisiert, als von der Tür, die ihr Schlafzimmer mit ihrem Salon verband, ein leises Klopfen zu hören war. "Iantha? Bist du angezogen?" hörte sie Robs Stimme fragen.
    "Ja. Nur noch einen Augenblick." Sie schickte Ellen nach Kaffee und Scones und ging die Tür öffnen. "Rob, es ist etwas Seltsames geschehen. Niemand kann Camille finden … Oh, guten Morgen, John. Ich wusste nicht, dass du auch hier bist."
    "Das ist es ja, worüber wir mit dir sprechen möchten." Rob trat einen Schritt zurück, so dass sie den Salon betreten konnte. "John hat mir etwas Interessantes mitgeteilt."
    "So?" Iantha ließ sich auf dem Sofa nieder, und Rob setzte sich in einen Sessel neben dem Kamin, wo John stand und sich aufwärmte. "Worum geht es?"
    "John hat Camille schon früher einmal getroffen."
    "Ach! Letzte Nacht kam es mir auch so vor, als wäre da etwas Eigenartiges …"
    "Ja, ich habe sie gestern Abend auf dem Korridor erkannt – und sie mich offensichtlich auch. Ich denke mal, dass sie deswegen heute Morgen nirgends zu finden ist."
    Iantha dachte nach. "Aber warum … Was hat das mit all dem anderen zu tun?"
    "John traf sie in Begleitung von Horace Raunds."
    "Raunds? Der junge Diplomat – Lord Altons Sohn, der an Weihnachten hier war? Aber wie können sie denn miteinander bekannt sein? Ich verstehe überhaupt nichts mehr."
    Iantha sah, wie ihr Bruder rot wurde und verlegen das Gesicht verzog. "Jetzt komm schon, John. Ich bin doch kein kleines Schulmädchen."
    Er lächelte. "Nein, aber ich hatte nicht erwartet, dass meine eigene Schwester von einem Mitglied des Musselin Corps bedient wird."
    "Des Musselin … Ach so, ich verstehe. Du meinst die Halbwelt." Gegen ihren Willen errötete Iantha. "Ich verstehe."
    "Das bezweifle ich. Besser gesagt, ich hoffe nicht." John lachte und wurde dann wieder ernst. "Doch ich habe mit der Sache zu tun. Vor einem Jahr besuchte ich mit einigen Burschen meines Regiments eine ziemlich lärmende Gesellschaft – es war eher ein Soldatentreffen. Aber es waren auch einige Leute vom Innenministerium anwesend. Obwohl Camille mit Raunds kam, verbrachte sie einen großen Teil der Zeit damit, mit den älteren Offizieren zu schäkern. Tatsächlich ging sie dann auch mit … Nun, genug davon."
    "Das hört sich ja höchst interessant an." Rob grinste zu seinem Schwager hinüber.
    John zwinkerte ihm zu. "Natürlich habe ich sofort gemacht, dass ich fortkam."
    Iantha lehnte sich in ihrem Sessel zurück und dachte über die Enthüllungen nach. Diese Seite ihres von ihr angebeteten Bruders kannte sie noch nicht. Lebten alle Männer ein geheimes, eigenes Leben, von dem die Frauen nichts wussten? Sie runzelte missbilligend die Stirn.
    "Nun, Annie. Komm runter von deinem hohen Ross. Mir gefallen solche Trinkgelage wirklich nicht", meinte jetzt ihr Bruder, der wieder ernst geworden war. "Und ich mag es auch nicht, wenn jemand über die Stränge schlägt. Es wurde damals viel Absinth getrunken und geraucht … ich weiß nicht, was. Irgendetwas Berauschendes. Ich habe jedenfalls jeden, dem ich befehlen konnte, geholt und dafür gesorgt, dass wir aufbrachen. Es gab dort viel zu viele Möglichkeiten, Ärger zu bekommen … und viel zu viel loses Gerede."
    Ellen kam mit dem Kaffee, und das Gespräch wurde unterbrochen, während Iantha für alle drei einschenkte. John setzte sich in einen Sessel und nahm einen Scone.
    Als allen serviert worden war, nickte Rob nachdenklich. "Kanntest du eigentlich Stephen Wycomb?"
    "Dunkelhaariger Bursche mit scharf geschnittenem Gesicht? Sah gerissen aus?" John sprach mit vollem Mund. "Ich habe ihn einmal getroffen. Konnte ihn nicht ausstehen. Wenn er einer der Teufel war, die Iantha verletzt haben, dann sind wir ihn ja Gott sei Dank los!"
    "Daran gibt es keinen Zweifel mehr." Rob trank seinen Kaffee. "Ich frage mich bloß – war er auch auf der Gesellschaft?"
    "Daran erinnere ich mich nicht. Warum fragen Sie danach? Oh, jetzt

Weitere Kostenlose Bücher