Die silberne Göttin
weiß wie das ihres Bruders.
"Es ist nichts, Annie. Mach dir keine Sorgen."
Rob war sich da nicht so sicher. "Ich bringe ihn hinauf in sein Zimmer und schau mir die Wunde an."
"Ich komme mit", entschied Iantha.
Etwas hatte Rob gelernt: Wenn seine Frau diesen Gesichtsausdruck hatte, war jeder Einwand zwecklos. Beide halfen John die Treppe hinauf. Gerade als sie ihn in seinem Zimmer in einen Sessel setzten, eilte Rogers, sein Kammerdiener, herbei. Zusammen zogen sie ihm den Mantel aus, und Rob gebrauchte sein Messer, um Johns Hemd zu zerschneiden. "Ah." Er seufzte erleichtert auf. "Die Kugel hat Sie nur gestreift und Ihnen eine Furche in den Arm gerissen. Man braucht nichts weiter, als zu desinfizieren und eine Bandage anzulegen."
"Gott sei Dank!" stöhnte Iantha und sank auf den Fußschemel nieder.
In diesem Moment rauschte Mrs. Lamonby mit den gewünschten Sachen ins Zimmer. Sie nahm sich sofort des Patienten an und packte mit sachkundigem Griff seinen Arm. John zog scharf die Luft ein.
"Nur etwas Alkohol zum Desinfizieren", versicherte die Haushälterin. "Und dann werden Sie das Bett hüten, Major."
Johns Augen funkelten rebellisch. "Nun, Ma'am, das kommt überhaupt nicht infrage. Ich würde keine große Hilfe sein, wenn ich mich im Bett rekele."
"Nein, Sir, aber Sie sind außerhalb des Bettes mit einem fiebrigen Kopf ebenfalls keine große Hilfe", gab sein Kammerdiener zu bedenken und ging zum Bett, um die Decken zurückzuschlagen.
"Jetzt hör mir einmal zu, John Kethley!" Iantha erhob sich und stellte sich mit blitzenden Augen vor ihn. "Du wirst jetzt genau das tun, was man dir sagt, oder ich stecke dich höchstpersönlich ins Bett. Und jag mir nie mehr solch einen Schrecken ein."
John versuchte trotz der Schmerzen, die ihm der über die Wunde gegossene Brandy verursachte, seine Schwester anzugrinsen. "Da schlottern mir jetzt aber die Knie vor Angst, Schwesterlein."
Rob lachte. "Nun, sie kann auf meine Hilfe zählen. Heute Abend bleiben Sie im Bett. Wenn Sie morgen kein Fieber haben, pfeife ich die Wachhunde zurück."
Mrs. Lamonby legte fachmännisch den Verband an. "Danke, meine Damen." Rob nickte ihr und Iantha zu. "Wir werden ihn jetzt zu Bett bringen."
Wie kühn jetzt seine früher so zarte Frau war!
Und wie kostbar für ihn.
Im Augenblick durfte er gar nicht daran denken, was ihr schon alles widerfahren war.
Sie hatte sich also gedacht, dass ihre schon so lang andauernde Verbindung ihn bewegen könnte, ihr Versagen zu verzeihen. Diese närrische Frau mit ihren kleinlichen Gewissensbissen!
Verdammt sollen alle Frauen sein und ihr betrügerisches Wesen.
Sie kam und bot ihm Liebesfreuden an. Um ihn abzulenken. Und die hat sie ihm auch verschafft, in vollem Maße.
Ein dünnes Lächeln spielte um seine Lippen.
Wenn auch nicht auf die Art und Weise, wie sie es erwartet hatte.
Und sie hatte ihm Appetit gemacht – auf die andere.
18. Kapitel
Kaum sah Rob, dass sein Schwager bequem im Bett lag, verschwendete er keine Zeit und eilte zurück an Ianthas Seite. Er überließ John seinem Kammerdiener und rannte fast die Stufen hinunter auf der Suche nach ihr. Rob war seit dem Kampf so beschäftigt gewesen, dass er keine Gelegenheit gefunden hatte, sie in die Arme zu nehmen und so die Bestätigung zu haben, dass sie wirklich lebte. Er fand sie im Frühstückszimmer, beschützt von Sam und Vijaya.
Ohne auf deren neugierige Blicke zu achten, ging er stracks auf Iantha zu, die auf dem Sofa saß, und zog sie auf die Füße. Er schlang die Arme um sie und hielt sie so fest, dass sie nach Luft schnappte. Nach und nach lockerte er seinen Griff. Iantha blickte zu ihm auf. "Du bist doch nicht verletzt worden? Hat das alles dir Angst eingejagt?" Er sah sie fragend an.
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin überhaupt nicht verletzt worden. Und was das Angsthaben betrifft …" Sie legte den Kopf schief und dachte einen Moment nach. "Es ist nicht mehr so, wie ich es zuvor empfand. Tatsache ist, dass es mir gefallen hat, mich wehren zu können. Hast du Camille gefunden?"
Rob zog sie wieder an seine Brust und verspürte ein eisiges Gefühl in sich aufsteigen. Die Vorstellung, dass sie das gleiche Schicksal erleiden könnte wie ihre Kammerzofe, rief in ihm das blanke Entsetzen hervor. Seine Stimme klang rau, als er antwortete. "Ja, wir haben sie gefunden."
"Was –?" Sie murmelte etwas Unverständliches gegen seine Brust. Er ließ sie los, und Iantha wiederholte ihre Frage. "Was geschah mit ihr?"
Er
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