Die silberne Göttin
Gelegenheit, mit den Kindern zusammen zu sein.
Außerdem liebte es Iantha, Schneemänner zu bauen.
Eine halbe Stunde später war Iantha dabei, letzte Hand an ihre Schneefrau zu legen, während ihre jüngeren Geschwister loszogen, um die Kunstwerke der anderen zu inspizieren. Ein paar Minuten später kamen die beiden schon wieder angerannt.
"Iantha! Valeria, Lord Duncan und ich fordern dich zu einer Schneeballschlacht heraus!"
"Moment mal!" Sie drehte sich lächelnd um. "Drei gegen einen ist überhaupt nicht fair."
"Nein, aber du kannst dir auch eine Mannschaft aussuchen. Du bist der Kapitän der einen, und Lord Duncan führt die andere an."
"Ich glaube, ich ahne, wer sich diesen Plan ausgedacht hat." Ihre Augen funkelten Rob an, der jetzt näher kam.
"Schuldig im Sinne der Anklage, Madam." Sein offenes Lachen ließ Iantha mit einem Lächeln antworten.
"Sie wollen, dass ich den Wildfang spiele."
Rob schien sorgfältig nachzudenken. Er legte den Kopf schief und schaute betont ernst drein. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich kann Sie beim besten Willen nicht als Wildfang bezeichnen. Sie werden doch zu diesem harmlosen Abenteuer nicht Nein sagen, nicht wahr?"
Iantha bedachte ihn mit einem strengen Blick. "Ich fürchte, das werde ich jetzt jedes Mal zu hören bekommen, wenn ich zögere, an den Unternehmungen teilzunehmen, die Ihnen so einfallen?"
Er grinste vergnügt. "Sehr gut möglich. Wählen Sie Ihre Mannschaft aus."
"Dann muss ich Thomas haben. Tom! Komm her, ich brauche dich und Meg."
Rob wandte sich zu Meg um. "Nein, nein! Ich muss Miss Farlam haben. Wollen Sie mir beistehen?"
Der kecke Rotschopf nickte lachend. "Du musst jetzt auf dich aufpassen, Tom!"
"Dann brauche ich aber Henry und Sarah", erklärte Iantha. Die beiden Kinder, etwa im gleichen Alter wie Nat und Valeria, rannten zu ihr und stellten sich hinter ihr auf. Bald hatten die beiden Anführer den Schwarm Kinder unter sich aufgeteilt.
Als Lord Rosley auf der Treppe erschien, rief Rob ihm zu: "Sir! Wollen Sie den Schiedsrichter spielen?"
"Mit Vergnügen!" Seine Lordschaft lächelte seinen Sprösslingen und ihren Freunden zu. "Ihr habt vier Minuten, um euch mit Munition zu versorgen. Dann gebe ich das Signal zum Start." Feierlich zog er seine Uhr aus der Tasche.
Während der nächsten zwei Minuten stäubte der Schnee in alle Richtungen, als die Kämpfer Schnee zusammenkratzten, um sich mit Schneebällen einzudecken, und Lord Rosley beobachtete aufmerksam seine Uhr. Dann …
"Jetzt!" rief Seine Lordschaft und lachte aus vollem Hals, als die Bälle zu fliegen begannen.
Es folgten chaotische Minuten. Plötzlich schrie Rob einen Befehl, und mit lautem Kampfgeschrei griff seine Truppe den Gegner an. Ianthas Streiter verteidigten sich tapfer, und bald endete das Ganze in einem einzigen Durcheinander, in dem jeder gegen jeden kämpfte und Freund wie Feind gleichermaßen mit Schnee bewarf.
Gerade als Iantha ein Geschoss auf den rasch näher kommenden Rob abfeuerte, glitt sie unverhofft auf einer vereisten Stelle aus und verlor das Gleichgewicht. Er griff nach ihr, hatte aber auf dem Eis auch nicht mehr Glück als sie. Er rutschte aus, und alle beide kugelten in Ianthas unglückliche Schneefrau. Zu dritt versanken sie in einem Schneehaufen.
Iantha spürte im Fallen, wie Robs Arm sie umfing. Irgendwie drehte er sich so, dass sie auf ihm landete, als sie im Schnee verschwanden.
"Halt! Feuer einstellen! Der Krieg ist vorbei. Beide Anführer sind zu Boden gegangen. Es ist also ein klares Unentschieden."
Stöhnen, Gelächter und Protest waren die Antwort auf seine Entscheidung. Alle standen da und rangen nach Atem. Iantha richtete sich auf und löste sich schnell von Rob. Er machte sich ebenfalls frei und wischte sich den Schnee aus dem Gesicht. Hinter ihnen waren die Stimmen der Kinderfrauen zu hören, die ihre Schutzbefohlenen zu heißer Schokolade und Kuchen und zum Aufwärmen riefen. Mit lautem Freudengeschrei verschwand die jugendliche Meute im Innern des Schlosses und ließ Rob und Iantha im Schnee sitzen.
Sie sahen einander an und begannen zu lachen. Eine lang unterdrückte Freude stieg in Iantha auf, und sie lachte, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen. Auch Rob wischte sich die Augen.
Plötzlich brach etwas in Iantha auf.
Das Lachen veränderte sich, und ein Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Entsetzt bemühte sie sich, es zu unterdrücken. Vergebens. Sie schluchzte immer heftiger.
"Iantha! Was ist?" Rob beugte sich besorgt
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