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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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kam vorsichtig näher. »Hat er Dar Anuin noch erreicht?«
    Als Antwort verdrehte der Uhu ruckartig den Kopf. Um 270 Grad. Für Eulenvögel war das üblich, doch Zoe würde sich nie daran gewöhnen.
    »Tja«, sagte Birüc. »Nun, da alles geklärt ist, brauchen wir den Verräter nicht mehr. Kommt, Männer. Hängen wir ihn auf!«
    »Nein! Nein, wartet!«, rief Irell erschrocken. Er streckte die Hände nach Laycham aus. »Bitte! Das darfst du nicht zulassen!«
    »Ich wüsste nicht, was mich davon abhalten sollte.«
    »Aber Laycham, ich habe nur ...«
    »Hör auf, mich Laycham zu nennen! Für Leute, die mit Mördern wie Maletorrex paktieren, bin ich der Prinz!«, donnerte der sonst so sanftmütige und geduldige Mann außer sich.
    Auf Birücs Zeichen hin waren Krieger an Irell herangetreten. Sie zerrten ihn vom Boden hoch, wollten ihm die Hände auf dem Rücken fesseln. Seine Knie zitterten.
    »Aber das bin ich auch!« Irell riss sich los und stolperte vorwärts, hin zu Laycham. Umschlang dessen Beine, heulte und schluchzte. Flehend sah er zu ihm auf. »Ich habe genauso ein Anrecht auf den Thron wie du! Und er hat ihn mir versprochen!«
    Laycham stutzte. »Wovon sprichst du?«
    »Was sollte ich denn tun? Maletorrex mag ein Mörder sein, aber er ist mein Vater, genau wie deiner! Ich habe dieselben Rechte wie du!«
    Laycham taumelte zurück.
    »Was?«, fragte er tonlos.
    Irell nickte. »Meine Mutter, Lirla, war die Zofe deiner Mutter. Sie wollte mich nicht haben ... hat mich weggegeben ... Du hattest deine Privilegien, aber ich musste im Elend aufwachsen! Bis er davon erfuhr und mir wenigstens einen Platz im Palast gab! Und dann ... gab er mir diese Chance, mich zu bewähren, um den Thron zu bekommen ...«
    »Der ist noch dümmer, als ich dachte«, bemerkte Zulaimon. »Hast du ihm das ernsthaft abgenommen?«
    »Die Syndikatin?«, fragte Zoe stirnrunzelnd dazwischen. »Die Frau, die mich so gequält hat, ist deine Mutter ?«
    Laycham schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir kein Wort. Du willst nur deine erbärmliche Haut retten. Birüc, schaff ihn mir aus den Augen!«
    »Aber es stimmt! Ich kann es beweisen!« Irell schrie auf, als Birüc ihn am Kragen packte, um ihn wegzuschleifen.
    Der Prinz hob die Hand. »Warte!«
    Dann, an Irell gewandt: »Also gut, ein letztes Mal. Beweise es mir!«
    »Das kann ich.« Zitternd, so schnell es ging, zerrte Irell seinen Stiefel vom Fuß und drehte ihn um. Ein Silberring fiel auf den Waldboden. Irell nahm ihn und kroch auf den Knien zu Laycham.
    »Hier. Siehst du? Dieser Ring öffnet alle Türen, ob aus Holz oder Stein oder magisch versperrt. Mein Vater hat ihn mir gegeben. Würde er diesen kostbaren Ring einem anderen anvertrauen als seinem eigen Fleisch und Blut? Ich habe euch allen damit das Leben gerettet im versunkenen Tempel!«
    »Notgedrungen«, zischte Birüc. »Vor allem aber hast du dich selbst gerettet!«
    Laycham nahm Irell den Ring aus den Fingern. Nachdenklich hob er ihn an, um ihn genau zu betrachten. Im nächsten Moment erstarrte er wie vom Donner gerührt.
    »Das ist der Ring meiner Mutter!«
    Bilder tauchten vor ihm auf, huschten wie Blitze über die dunklen Schleier des Vergessens. Laycham hielt Shires Ring, und Erinnerungen kehrten zu ihm zurück, von denen er nicht einmal mehr gewusst hatte, dass er sie besaß.
    Der kleine Junge auf Mutters Arm. Wie sie ihn zärtlich anlächelte - seine dunklen Locken streichelte. Zuließ, dass er den Ring mit seiner Spucke benetzte.
    ... groß bist ... dir gehören ... Satzfragmente einer so lange schon verstummten Stimme. So schmerzlich vermisst.
    Der jährliche Besuch in Munyari, dem ersten Haus der neuen Stadt. Wo der erste Baum stand. Und der Grundstein lag für Dar Anuin, der Shires Siegel trug. Laychams Kinderhand, wie sie Blumen auf den Stein legte. Schnell das Siegel berührte, das ihn faszinierte.
    Weil es ein Geheimnis hatte.
    Laychams Kopf ruckte unter einer schlagartigen Erkenntnis hoch. Seine Augen brannten von heißen Tränen. Er blinzelte sie weg, wandte sich Zoe zu.
    »Deine Tätowierung! Zeig sie mir!«
    »Wie bitte? Wozu das denn?«
    »Zeig sie mir! Bitte!«
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Und es schlug noch ein bisschen schneller, als Zoe sich vor ihn hinstellte und langsam ihr Hemd hochzog. Dieser schöne Körper! Dieser Bauchnabel!
    Diese Tätowierung!
    »Genug gesehen?«, fragte Zoe.
    Er hielt ihr den Ring hin. »Sag mir, was du siehst!«
    Sie beugte sich über seine Hand. Als sie wieder hochblickte, waren

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