Die silberne Maske
nichts anderes übrig, als nachzugeben.
Sie sahen zu, wie Arun auf sein Schiff zurückkehrte. Der Anker wurde eingeholt, und kurz darauf erhob die schlanke Cyria Rani sich in die Lüfte und flog davon.
17
Der erste
Stein
V orher.
So schnell und lautlos, wie Laycham mit Birüc und Zulaimon nach Dar Anuin geritten war, kehrte er zu seinen Elfenkriegern zurück. Und zu Zoe.
Sein Herz tat weh, als er die blonde Menschenfrau sah; eingerahmt vom Schein des Lagerfeuers hinter ihr, die Hände nervös vor der Brust. Sie federte auf ihren Füßen, bereit, sofort loszurennen, sobald er von dem Schattenpferd absaß.
Hin zu ihm.
Die Tage und Wochen und Nächte mit ihr an seiner Seite huschten an Laycham vorbei wie ein Wimpernschlag. Er hatte sich so gesträubt, seine zart und ängstlich keimenden Gefühle zuzulassen; immer in der Angst gelebt, tiefer und schwerer verletzt zu werden als je zuvor. Wie oft hatten seine persönlichen Dämonen ihm zugeflüstert, dass gleich - jeden Moment - Zoe zu ihm aufblicken und sagen würde: »Wir werden nie mehr als Freunde sein.«
Aber das würde sie nie sagen, wusste Laycham jetzt.
Was Zoe für ihn empfand, war genauso wahrhaftig wie seine Gefühle zu ihr.
Ja - er liebte sie. Er, der Elf. Vielleicht ein Erbe seiner Mutter, die anders gewesen war als die anderen Elfen. Oder ein Erbe seines Vaters, der vielleicht gar kein Elf war. Sodass er zu einem Bastard wurde, der außerhalb der elfischen Regeln stand. Oder es war ein Gefühl, aus seiner schmerzenden Einsamkeit geboren. Wie auch immer er es begründen mochte - es war Liebe.
Weil er es zuließ, konnte er spüren, welche Zuneigung Zoe für ihn hegte. Zwei Maskenträger. Sterbliche und Unsterblicher. Zum Tode verurteilt. Im Tode vereint.
Zoes Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Ist alles okay? Laycham! Rede mit mir!«
»Hm?« Er blinzelte verwirrt, schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden. Klar zu sehen. Die Tränen rannen unbemerkt hinter seiner Maske hinab.
War es, weil es dem Ende zuging, dass sie sich nun diese Nähe erlaubten?
Ja, ganz sicher. Ihre Lebensspanne war kurz, aber mit dem heutigen Kampf könnte sie noch kürzer sein. Sollten sie etwas versäumen?
»Tollpatsch«, flüsterte sie ganz leise an seinem Ohr. »Es wird Zeit.«
Zoe hielt ihn liebkosend fest. So zärtlich. So wahr.
Laycham gab nach - und der Damm aus Ängsten und Scheu und Verletzlichkeiten barst in tausend Stücke. Ja. Es wurde Zeit. Der Prinz und die Gesandte, vertrieben, heimatlos, gestrandet. Zusammen.
Seine Arme umschlangen sie fest, er zerdrückte sie fast mit seinem Verlangen nach ihrer Nähe. Wieder und wieder küsste er durch die Mundöffnung seiner Maske ihr weiches Haar, ihre Schläfe und ...
Mit einem Aufschrei zuckten die beiden auseinander, als Laychams Lippen die magische Maske berührten. Er rieb sich verstört über den Mund.
»Was war das?«
»Ich weiß es nicht.« Zoe betastete ihr Gesicht. Es brannte, als hätte ihr jemand eine schallende Ohrfeige verpasst. »Diese verfluchte Maske! Entweder hat sie ein Eigenleben, oder Maletorrex ist uns auf der Spur.«
»Ich tippe auf Letzteres«, sagte Laycham grimmig. Er hob den Kopf. Seine Männer standen um Zoe und ihn versammelt. Sie starrten ihn an, und in ihren Augen brannte das Verlangen, endlich - endlich! - etwas über die Lage in Dar Anuin zu erfahren. Doch sie hatten geschwiegen, tapfer ausgeharrt, um ihrem Prinzen diesen einen einzigen Moment des Glücks nicht zu zerstören.
Brechendes Unterholz ließ Laycham aufhorchen.
Irell kam aus den Büschen gestapft. Er knöpfte im Gehen seine Hose zu und grinste kurz in die Runde. »Das konnte nicht warten ...«.
Birüc stieß Hauptmann Zulaimon an. »Solche Probleme hast du mit deinen Männern nicht, was?«
»Witzig«, murrte der kleinwüchsige Elf.
Er war extrem empfindlich, was die Hundert Gerechten betraf. Und zu Recht. Sie hatten Jahrtausende in ihrem Versteck unter dem See der Himmlischen Tränen ausgeharrt, wartend auf die eine Chance, ihre Ehre zurückzugewinnen. Und Erlösung zu finden.
Das vergaß man leicht, wenn man die schweigenden Gestalten sah. Und auch, dass diese Ersatzkörper aus Götterstaub und heiliger Erde das Lebensecho tapferer, aufrechter Männer nach Dar Anuin trugen.
Laycham wurde mit Fragen regelrecht bombardiert, kaum dass der Moment des Schweigens vorbei war. Er hob die Hände.
»Beruhigt euch! Und hört mir zu. Ich werde euch berichten.«
Zoes Blick wanderte über die Elfenkrieger,
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