Die silberne Maske
schwarz da, zumindest die Hälfte, die noch von ihm da war. Er war nun so tot und leer wie das gesamte Gestein in der Umgebung, wie der Olymp und jeder Kiesel. Die Seelen der Verdammten waren fort, und was immer der Turm ursprünglich gewesen war, das existierte nicht mehr. Er war nur ein Haufen aufgeschichteter Steine.
Naburo stand mit unbewegter Miene auf. Spyridon sah gequält aus und wirkte sogar ein wenig desorientiert.
Laura rappelte sich hoch und räusperte sich. »Also ... das Portal, durch das wir gekommen sind ...«, wiederholte sie langsam. Es gab auf dem Hügel vor ihnen einen direkten Zugang zum Palast Morgenröte, durch den sie hierher gelangt waren. Wo immer dieses »hierher« sein mochte. Ungefähr war es zu bestimmen - der Olymp lag zwischen dem See mit dem Turm und dem Palast. Aber selbst das war äußerst vage. Sie kannten den Weg nicht, die Richtung nur ungefähr, und die Entfernung konnte nicht einmal abgeschätzt werden.
Naburo nickte, sein Gesicht nahm einen konzentrierten Ausdruck an. Er hatte die Finger ineinander verschränkt, nur die Zeigefinger waren gerade gestreckt und aneinandergepresst. Er hielt die Hände wie eine Wünschelrute vor sich und bewegte sie hin und her, während er sich langsam im Kreis drehte.
Spyridon wurde von einem schüttelfrostartigen Zittern befallen, und er schlug die Arme um sich, als litte er unter großer Kälte. Laura beobachtete ihn besorgt, traute sich aber nicht, etwas zu sagen.
Schließlich schüttelte der japanische General den Kopf. »Ich kann es nicht finden. Es ist von dieser Seite aus zu gut gesichert.«
»Alberich wird es benutzen«, wandte Laura ein.
»Wie sollen wir es schaffen, unbemerkt an ihm vorbei - oder nach ihm hindurchzugelangen?«, erwiderte Naburo.
»H... hört a... auf«, stieß Spyridon zähneklappernd hervor. »Das ist ohnehin nicht mein Weg ... ich muss los ...«
Völlige Ruhe war eingekehrt. Die Überreste des toten Turms ragten in einer gezackten Silhouette empor, der Staub hatte sich gelegt. Alberich war nicht mehr zu sehen, und Spyridon konnte Yevgenjis Anwesenheit nicht mehr spüren. Der Drachenelf hatte sich mit seinem Gefangenen anscheinend an einen unbekannten Ort zurückgezogen, ohne das Portal zu benutzen. Von dort aus würde er wahrscheinlich Spyridons Weg zum Vulkan beobachten und derweil sein Heer versammeln.
»Können wir überhaupt zum Lager gehen?«, fragte Naburo besorgt.
»J... j... ja«, antwortete der dunkelhaarige Elf mühsam. Er trabte los, und während er sich bewegte, wurde sein Körper ruhiger. »Es liegt auf dem Weg. Ich bringe euch dorthin. Es ist wichtig, Informationen zu erhalten und weiterzugeben.«
»Wenigstens ein kleiner Lichtblick in dieser Trostlosigkeit - ich hätte nicht gewusst, wie wir jemals aus diesem Gebirge finden sollen ...«, sagte Laura, während sie zusehen musste, den Anschluss an Spyridon nicht zu verlieren. Er wurde immer schneller.
»Das Cairdeas leitet mich«, antwortete der Ewige Todfeind. »Der Fluch führt mich. Ich kann nicht fehlgehen. Ich werde wie magisch angezogen ...«
»Aber muss es denn so schnell sein?«, rief Laura, die in ihrem ganzen Dasein noch nie ausdauernd gejoggt war. Wenn sie in letzter Zeit rennen musste, dann um ihr Leben und immer nur kurzzeitig. Das hier sah jedoch nach Marathon aus ...
Spyridon trabte auf der Stelle und drehte sich zu ihr um. »Es wäre besser«, sagte er.
»Nein, schlechter«, erwiderte Naburo. »Das heißt, um im Lager anzukommen, gebe ich dir recht, dass wir es prinzipiell eilig haben. Aber was den Vulkan betrifft, solltest du dir Zeit lassen, und zwar ab sofort, noch bevor wir das Lager erreichen. Denkst du, du schaffst das ... sagen wir, ab jetzt ?«
Spyridon blieb stehen und schloss die Augen. Erneut fing er an zu zittern, aber dann hatte er sich plötzlich in der Gewalt. »Ich glaube, ich kriege es hin«, antwortete er und öffnete die Augen. »Ich kann Yevgenjis Widerstand spüren und mir einen Teil dieser Kraft zu eigen machen.« Seine Hand strich über das Cairdeas, das wieder normale Form und Farbe angenommen hatte. »Gleichzeitig bestärke ich ihn durch meinen Widerstand. Ja, das könnte funktionieren!«
Laura atmete erleichtert auf. Sie hätte unmöglich dieses Tempo länger durchhalten können. Sie hatte einen schweren Kampf und große Anstrengungen hinter sich und hätte Erholung benötigt, aber sie wusste, dass sie bis zum Einbruch der Nacht durchhalten musste. Der Ewige Todfeind konnte nicht verweilen, und
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