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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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tun, seinen begierig schnaubenden Hengst auf Kurs zu halten. »Die Ebene ist kartografiert. Ich habe mir die Pläne in irgendeiner meiner einsamen langen Nächte angeschaut wie fast alles in der Bibliothek. Die Marlinge müssten wir am See finden.«
    »Welcher See ?«, fragte Birüc verblüfft.
    »Unser eigentliches Ziel. Der See der himmlischen Tränen. Die Pforte nach Al-Magundh.«
    Birücs Unterkiefer sank hinab, seine Augen wurden groß und rund. »Das ... das ist jetzt nicht dein Ernst!«, stammelte er.
    »Doch, ist es.«
    »Das sind großartige Neuigkeiten!«, rief Zoe erleichtert dazwischen. »Ich hatte nicht mehr zu hoffen gewagt, dass wir in dieser öden Gegend auch nur eine Pfütze finden würden, und jetzt ist es gleich ein ganzer See! Bitte sag mir, dass man darin baden kann!«
    Der Prinz musste ihr die Antwort schuldig bleiben, denn Birüc beharrte auf dem Thema.
    »Vergib mir, falls ich respektlos erscheine«, schnarrte er. »Aber das kann unmöglich dein Ernst sein! Du lässt uns einen Umweg reiten für ... nichts?«
    »Al-Magundh ist nicht nichts«, erwiderte Laycham verärgert.
    »Al-Magundh ist eine Legende! Es existiert nicht!«
    »Das sagt man von Dar Anuin auch.«
    »Das ist etwas anderes. Hast du etwa ernsthaft vorgehabt, den Hüter der Ehrenwerten zu ...«
    Laycham fuhr herum. »Es reicht, Hauptmann!«, sagte er scharf.
    Birüc verstummte. Während vom Trupp entspannte Gesprächsfetzen heranwehten, ritten die drei an der Spitze in beklemmendem Schweigen weiter. Selbst Zoe schien plötzlich kein Bedürfnis mehr nach Unterhaltung zu haben. Sie vermied es, ihre beiden Begleiter anzusehen. Schaute demonstrativ zur Seite, auf das friedliche grüne Gras am Wegesrand.
    Birüc bewegte manchmal die Lippen oder schüttelte stumm den Kopf wie im Streit mit sich selbst. Es war, als wollte es ihm nicht gelingen, die eben gehörten Neuigkeiten zu verdauen.
    Die Bäume waren nicht mehr weit entfernt, als sich ein Reiter aus dem Trupp löste und zur Vorhut aufschloss: Azzagar, der Zweite Bogenschütze. Er war ein Krieger par excellence und ein wenig eitel obendrein. Azzagar kleidete sich meist in dunkelbraunes Leder mit aufwendigen Beschlägen und trug sein langes blondes Haar nach hinten geflochten. Damit erschöpfte sich jede eventuelle Ähnlichkeit mit Orlando Bloom als Legolas, fand Zoe, denn das Antlitz des echten Elfenkriegers gehörte zu jenen unscheinbaren, nichtssagenden Gesichtern, die man sah und gleich wieder vergaß.
    Neben Birüc angekommen, zügelte er sein Pferd zum Schritt. Es war nass geschwitzt, trotz der allmählich abflauenden Hitze des Tages. Unablässig kaute es auf seiner Trense. Schaum tropfte ihm aus dem Maul.
    Azzagar deutete eine Verbeugung an. »Hauptmann ...« Bei der Anrede legte er seine Hand aufs Herz. Diese Geste war ein Überbleibsel aus der Zeit, als Azzagar ein Diener in der Kartause gewesen war. Kurz vor dem ewigen Schwur zum Adepten der Priester hatte er einen Rückzieher gemacht und sich stattdessen zu den Soldaten gemeldet.
    »Was gibt’s?«, fragte Birüc schroff, verzichtete jedoch auf eine Zurechtweisung für die grobe Unhöflichkeit, den Prinzen beim Gruß zu übergehen. Birüc wusste, dass Azzagar einen unterschwelligen Groll gegen Laycham hegte, weil er sich ungerecht behandelt fühlte.
    Denn eigentlich verdiente er den Rang Erster Bogenschütze. Doch der stand kraft seines Amtes dem Erbprinzen von Dar Anuin zu, und Laycham forderte ihn ein, obwohl er nicht ansatzweise so gut schießen konnte wie der blonde Elfenkrieger. Er schätzte den Bogen nicht einmal besonders. Laycham musste so handeln. Politik war auch in der Anderswelt ein schräges Geschäft.
    »Die Pferde sind nervös«, sagte Azzagar.
    »Ich weiß. Das sind sie schon seit einiger Zeit.«
    »Eben.« Azzagar nickte. »Und das ist nicht normal! Sieh dir meinen Hengst an, Hauptmann: Er schwitzt, als hätte ich ihn durch ein Feuer getrieben. Ich sage dir, hier stimmt was n...«
    Das letzte Wort verhallte in einem vielstimmigen Aufschrei. Zoe, Laycham und Birüc fuhren beim ersten Ton wie elektrisiert herum. Azzagar kämpfte nach wie vor mit seinem erschrockenen Hengst.
    Das Bild hinter ihnen hatte etwas Unwirkliches: Zwei Dutzend Reiter, von Staub umwallt, auf Pferden, die verrückt spielten. Ein paar waren vom Weg gesprungen, andere tanzten umeinander in einem Stakkato trappelnder Hufe. Die meisten aber standen unter höchster Anspannung still; Augen weit geöffnet, Nüstern gebläht. Ab und an schlugen

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