Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel

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ritt, erlosch der Brand nicht! Gewöhnliche Flammen jedoch hätten sich längst selbst verzehrt.«
    Birüc wirkte verunsichert. »Und was heißt das jetzt?«
    »Es ist ein magisches Feuer«, antwortete Laycham. »Ich weiß nicht, was es entzündet hat, aber glaube mir: Mein Vater wird nicht zulassen, dass Dar Anuin zu Asche zerfällt. Denn mit der Stadt würde er seine Macht verlieren.«
    »Und die Toten? Die vielen Toten, von denen der Iolairspäher berichtet hat?«
    »Ihre Zahl wird sich um exakt zwei Dutzend plus Anführer plus Gesandte erhöhen, wenn wir blindlings angreifen«, sagte Laycham gereizt. »Unsere Truppe kann keine Armee besiegen, Hauptmann! Wir benötigen Verstärkung.«
    »Dann lass uns welche suchen, statt einer Legende hinterherzureiten!«
    »Bete lieber, dass wir sie finden, die Legende!«, schnappte der Prinz. Selbst seine Geduld hatte Grenzen, und Birüc war soeben über die Demarkationslinie gestolpert. Was war denn nur mit ihm los? So kannte Zoe den Mann, der seinen Prinzen sonst verehrte, gar nicht. »Wir brauchen die Hundert Gerechten, um Dar Anuin zu befreien.«
    »Die Hundert Gerechten?«, rief Yem verblüfft dazwischen. »Meinst du etwa die Hundert Gerechten von Al-Magundh, Herr?«
    »In der Tat, aber ... woher weißt du das?«
    »Ich kenne die Geschichte«, sagte der jüngste der Krieger, als wäre es das Selbstverständlichste schlechthin, Kenntnis zu haben von einem Kapitel aus den geheimen Chroniken der Priesterschaft. Er grinste, weil Laycham, Birüc und Azzagar ihn anstarrten wie eine Erscheinung. Das Lachen verschwand aber gleich wieder.
    Dann nämlich, als Zoe ihn aufforderte: »Teile dein Wissen mit uns!«
    »Oh, nein-nein-nein.« Yem hob abwehrend die Hände. »Bei allem Respekt, Gesandte, dafür bin ich nicht geeignet.«
    »Du schaffst das schon!« Zoe nickte ihm ermutigend zu. »Und es wäre ein guter Abschluss für diesen Tag, wenn wir es uns jetzt am Lagerfeuer gemütlich machen könnten, um eine Geschichte zu hören.«
    Die Krieger stellten ihr Essgeschirr beiseite, einer holte weiteres Holz für das Lagerfeuer, dann streckten alle ihre müden Beine aus. Erwartungsvolle Blicke richteten sich auf Yem.
    »Na gut«, seufzte der Elf und begann zu erzählen.
    »Am Anfang, als die Welten noch jung waren, gab es eine Sippe der ersten Elfen nach der Trennung des Urvolkes, die war anders als die anderen.
    Alle Angehörigen dieser Sippe waren Meister in der Waffenherstellung und der Kunst des Krieges.
    Einer übertraf sie dabei alle: Kronnos, ein junger Provinzfürst aus dem Haus der Ban-Nighes. Er lebte in den östlichen Gefilden des heutigen Zyma, in einer kargen, dünn besiedelten Gegend. Der Schwarze Sturm war dort zu Hause, und Samhain, Herrscher der Toten, errichtete ganz in der Nähe die erste Pforte zu seinem entstehenden Reich Annuyn.
    Kronnos wollte mehr, als ihm zustand, und er hatte wenig Mühe, andere vermeintlich Benachteiligte auf seine Seite zu ziehen. Er versprach ihnen Reichtum und beste Lebensbedingungen - und führte sie auf einen Feldzug, der bis in die Gegenwart beispiellos bleibt.
    Je weiter westlich Kronnos vorrückte, desto schneller verbreitete sich die Kunde von den gnadenlosen Ostkriegern, die keine Gefangenen machten und keinen Stein auf dem anderen ließen. Sie mordeten, plünderten und vergewaltigten, wie es ihnen gefiel, und wenn sie weiterzogen, blieb nichts zurück als verbrannte Erde.
    Einige Herrscher versuchten ihr Volk zu retten, indem sie Kronnos entgegenritten und ihm alles anboten, was sie besaßen: Paläste, Vorratsspeicher, Ländereien. Er schickte dann ihre Köpfe zurück, aufgespießt auf dem Horn des heiligsten aller Fabelwesen. Viele Einhörner starben an diesem Frevel.«
    »Widerlicher Dreckskerl!«, flüsterte Zoe, als Yem verstummte, um einen Schluck aus der Feldflasche zu nehmen. »Wie kommt es nur, dass solchen Typen nie etwas passiert, als hielte der Teufel persönlich seine Hand über sie?«
    »Der ... Teufel ?«, fragte Yem verdutzt mit Blick auf Laycham.
    »Nicht so wichtig.« Zoe winkte ab. »In manchem Glauben bei uns ist das ein ... Dämon. Oder Totengott. Wie Hades oder euer Samhain.«
    »Oh.« Yem nickte. »Ja, Samhain hatte auch damit zu tun.
    Tag für Tag schickte der blutrünstige Kriegsfürst Elfen an die Pforte Annuyns. Samhain konnte Kronnos nicht Einhalt gebieten, aber er schuf damals die Drei Fragen, die er auserwählten Elfen stellte. Wenn sie sie richtig beantworteten, durften sie zurückkehren. Der Graue Herr