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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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Gleich darauf erhielt sie die Bestätigung.
    Die Fratze des Sergeants verzerrte sich. »Nun, dann werden wir uns eben an dir schadlos halten und danach an deinen Freunden. Wie wir es immer tun, seit wir dazu verdammt sind, in diesem Wald verweilen zu müssen.«
    Nun war es vorbei mit Lauras Coolness. Es könnte tatsächlich so enden - derart profan.

    Sie lösten ihre Stricke, und dazu kicherten sie boshaft. Die Rolle, die Laura zu spielen hatte, wurde ihr schnell klargemacht. Sie sollte durch den Wald laufen, und die Verdammten würden »das Wild« jagen und erlegen, es ausweiden und zerteilen. Und dann ... verschlingen. Das war der ganze Sinn und die einzige Freude ihrer traurigen Scheinexistenz, auf ewig Rache zu nehmen an jedem, der hier vorbeikam, und sich von seiner Angst und seinem zuckenden Fleisch zu ernähren. Laura war sich gar nicht mehr so sicher, ob jetzt noch Optimismus angebracht war. Gut möglich, dass es eben doch endete. Auf diese ganz unspektakuläre Weise. Für Donalda die Pechvogelin wäre das ganz typisch gewesen. Aber die war sie nicht mehr, und deshalb würde sie sich keineswegs einfach fügen.
    Der Sergeant erklärte ihr höhnisch, dass selbst höchste Elfenwachsamkeit und Magie nichts gegen die Verdammten ausrichten konnten - in der Nacht waren sie die Herren dieses Waldes und beherrschten alles darin. Kein Fluch, kein Bann konnte ihnen etwas anhaben.
    Laura konnte sich jetzt einer Bemerkung nicht enthalten.
    »Prima«, sagte sie. »Ich sagte bereits vorhin, dass ich keine Rolle spielen kann. Ich bin eine Reinblütige und stamme aus derselben Welt wie ihr, nur mit dem Unterschied, dass ich noch lebe. Mit Magie, Flüchen und dem ganzen Mist habe ich aber überhaupt nichts am Hut. Geschweige denn dass ich im Dunkeln sehen kann. Wie weit also soll ich eurer Vorstellung nach kommen, dass es euch Spaß macht?«
    Die Verdammten rückten näher zusammen und betrachteten sie mit teils seitlich gelegten Köpfen. »Was willst du damit sagen?«, fragte der Sergeant.
    »Ich rühre mich hier nicht weg«, antwortete Laura. »Entweder ihr gebt mir zumindest ein Licht mit, dass ich mich zurechtfinde, und einen fairen Vorsprung, oder ihr könnt euren Spaß vergessen.«
    Der Sergeant neigte sich zu ihr. »Bist du verrückt?«, zischte er.
    Laura zuckte die Achseln. Von solchen Irgendwas ließ sie sich nicht mehr beeindrucken. Sie war sie alle losgeworden, diese Schreckgespenster, auf dem Weg nach oben zur Festung des Alten vom Berge.
    Der Stoß kam so schnell und unerwartet, dass Laura sich überschlug. Sie keuchte auf, als Eisspeere sich in ihre Lungen zu bohren schienen und ihr den Atem raubten. Eine eiskalte Hand legte sich um ihr Herz und presste es zusammen.
    »Und jetzt lauf!«, zischten tote Stimmen.
    Also gut. Sie hatte verstanden. Sie rappelte sich auf und stolperte in die Dunkelheit hinein.

    Einfach irgendwohin, und es war egal, wie weit sie kam. Einen gewissen Vorsprung würden die Verdammten ihr geben, sonst wäre die Nacht zu schnell um. Laura hatte die Hände ausgestreckt und tastete sich voran, halb gebückt, damit sie nicht zu tief fiel, sollte sich plötzlich eine Fallgrube unter ihr auftun. Nach mehrmaligem Stolpern, Anstoßen und Stürzen hielt sie inne und lauschte. Bei dem Lärm, den sie veranstaltete, und dem Tempo, in dem sie vorankam, konnte es nicht lange dauern, bis die Verdammten sie gefunden hatten. Bisher allerdings rührte sich nichts, alles blieb still. Möglicherweise ließen sie sich länger Zeit, weil es sonst allzu schnell vorbei wäre.
    Laura blinzelte und sah sich um. Konnte sie da etwa Konturen erkennen? Ganz schwach, aber immerhin? Sie strengte sich an, und tatsächlich - sie konnte schwach sehen! Es war wohl das Moos, das hier wuchs, und die Flechten dazu. Sie schimmerten nur ganz schwach, doch es genügte Laura zumindest insoweit, als sie ruhiger wurde. Die Angst saß ihr weiterhin im Nacken, aber sie fühlte sich nicht mehr so allein gelassen.
    Nun kam sie schneller und leiser voran, und das würde sie ausnutzen. Nahezu auf allen vieren kroch sie tiefer ins Gebüsch, wechselte mehrmals die Richtung. Es spielte keine Rolle, dass sie keine Orientierung mehr hatte, sie wusste ohnehin nicht, wo sie sich befand. Zunächst einmal musste sie diese Nacht überleben, und bei Tageslicht würde sie dann den Weg zurück suchen.
    Laura wusste, dass sie immer noch viel zu laut war, aber sie war nun einmal kein Waldgeschöpf. Dennoch wollte sie sich Mühe geben. Sie hatte es schon

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